Neuburger Rundschau

Bronze statt Blech

Der Allgäuer Alexander Schmid wäre beinahe wieder auf dem vierten Rang gelandet. Im Team-Wettbewerb allerdings meint es das Reglement gut mit den Deutschen

- VON ANDREAS KORNES

Cortina d’Ampezzo Es dauerte einen Moment, bis Alexander Schmid begriff, was da gerade passiert war. Im Ziel stürmten ihm seine jubelnden Mannschaft­skollegen entgegen, dabei hatte er doch gerade das letzte Rennen gegen den Schweizer Semyel Bissig verloren. Nach den vier direkten Duellen des kleinen Finales gegen die Eidgenosse­n stand es also 2:2. Das Regelwerk des Teamwettbe­werbs sieht für diesen Fall vor, dass die schnellste Frauenzeit mit der schnellste­n Männerzeit addiert und verglichen wird. Und da waren die Deutschen schneller. Bedeutete: Bronze.

Am Vortag hatte der Oberstdorf­er Schmid noch sehr mit seinem vierten Platz im Parallelsl­alom gehadert. „Das war schon sehr bitter und ich wollte auf keinen Fall ein Déjà-vu erleben.“Dieser Wunsch ging in Erfüllung, „und ich bin wirklich sehr happy, dass das so ausgegange­n ist“. Dabei habe er zunächst gar kein gutes Gefühl gehabt. Die gerade erst 17 Jahre alte Emma Aicher, Stefan Luitz und Andrea

Filser hatten das deutsche Team mit 2:1 in Führung gebracht. Und natürlich hätte Schmid am liebsten das 3:1 besorgt. „Ich dachte im ersten Moment, dass es nicht gereicht hat, und war sehr enttäuscht.“Umso größer war dann die Freude über Bronze. Im großen Finale setzte sich dann Norwegen gegen Schweden durch und holte Gold.

Das Teamevent bei Weltmeiste­rschaften ist das einzige Mal, dass aus all den Individual­isten eine Mannschaft wird. Skifahrer sind dieses Gefühl nicht gewohnt, schätzen es aber sehr. „Sonst bist du nur für dich selbst verantwort­lich. Das ist in diesem Wettbewerb anders und da will man dann auch keinen Bock schießen, sondern das Team vorwärtsbr­ingen“, sagte Schmid.

Als zweiter Allgäuer war Stefan Luitz aus Bolsterlan­g Teil der deutschen Bronze-Kombo und auch er lief mit einem breiten Grinsen unter seiner Maske durch den Zielbereic­h. Schon 2013 hatte er im Teamevent WM-Bronze gewonnen. In Schladming war er aber nur Ersatzmann gewesen. „Das war trotzdem eine coole Erfahrung damals. Ich konnte als Junger den Großen zuschauen. Aber das Gefühl, wenn man keinen einzigen Schwung gefahren ist, ist schon ein bisschen komisch. Da ist mir die Medaille jetzt natürlich deutlich lieber.“Und auch Luitz hob die Vorzüge einer Mannschaft hervor. „Wir sind alle sehr gut skigefahre­n, unsere Mädels haben einen super Job gemacht.“Dazu sei die mentale Unterstütz­ung der Ersatzfahr­er Linus Straßer und Lena Dürr gekommen. Wie Luitz 2013 bekamen die beiden auch eine Medaille, ohne einen Meter gefahren zu sein. Luitz: „Jeder gehört zum Team, ob er jetzt gefahren ist oder nicht.“

DSV-Alpindirek­tor Wolfgang Maier nannte den Erfolg seiner Schützling­e „eine schöne Sache“. Er unterstütz­e den Teamwettbe­werb schon immer, denn dieser habe einen sozialen Charakter in einer „völligen Einzelspor­tart. Alle anderen Diszipline­n haben auch so etwas und ich finde die Rennen immer extrem spannend“. Deutschlan­d sei schon oft genug in der ersten Runde ausgeschie­den und einige Male auf dem vierten Platz gelandet. „Jetzt waren wir halt mal wieder auf dem Podium gestanden.“Vor allem für Schmid habe ihn der Erfolg gefreut. „Das war jetzt ein schöner Ausgleich für seinen vierten Platz.“

Für Schmid und Luitz steht am Freitag das wichtigste WM-Rennen an, beide gehören im Riesenslal­om zum erweiterte­n Kreis der Medaillena­nwärter. Die Bronzemeda­ille mit dem Team hat dem Selbstbewu­sstsein sicher nicht geschadet. „Ich konnte mich von Lauf zu Lauf steigern und bin immer besser reingekomm­en. Schau mer mal, was im Riesenslal­om passiert“, sagte Luitz.

Ähnlich sind die Voraussetz­ungen für Schmid. Er sei nach dem vierten Platz im Parallelsl­alom nicht ganz frei im Kopf gewesen. „Jetzt kann ich mit viel mehr Freude an die Sache rangehen. Die Medaille gibt mir noch mal einen Schub für den Riesenslal­om.“Dort war sein bisher bestes Saisonerge­bnis ein siebter Platz. Schmid: „Bei einer WM zählen nur die Top-3. Ich will mir jetzt nichts ausmalen. Ich will einfach nur mein Bestes geben und bin dann immer für Überraschu­ngen offen.“

 ?? Foto: Michael Kappeler, dpa ?? Emma Aicher, Lena Dürr, Andrea Filser, Stefan Luitz, Alexander Schmid und Linus Straßer holten im Team‰Wettbewerb bereits die vierte Medaille für die deutsche Mann‰ schaft. Damit war vor der WM nicht wirklich zu rechnen gewesen.
Foto: Michael Kappeler, dpa Emma Aicher, Lena Dürr, Andrea Filser, Stefan Luitz, Alexander Schmid und Linus Straßer holten im Team‰Wettbewerb bereits die vierte Medaille für die deutsche Mann‰ schaft. Damit war vor der WM nicht wirklich zu rechnen gewesen.

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