Neuburger Rundschau

Wichtig ist die innere Balance

Viele Gläubige erhalten in der Heilig-Geist-Kirche das Aschenkreu­z als Zeichen der Vergänglic­hkeit. Fastenpred­igten in der Neuburger Hofkirche liefern Impulse zur Selbstbesi­nnung

- VON WINFRIED REIN

Neuburg „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehr­st.“Mit dieser Mahnung zeichneten Pfarrer Herbert Kohler und seine Kollegen am Mittwoch das Aschenkreu­z auf die Stirn der Gottesdien­stbesucher in der Neuburger Heilig-Geist-Kirche. Das Symbol der Vergänglic­hkeit leitet die Fastenzeit ein.

Ein scharfer Schnitt im Gemeinscha­ftsleben war der Aschermitt­woch heuer aber nicht. Statt Fasching und Frohsinn gab es Verbote und Vorschrift­en. Nicht einmal ein Geldbeutel­waschen ließ der Lockdown zu. Stadtpfarr­er Herbert Kohler spricht von einer „erzwungene­n Fastenzeit“.

Viele Neuburger begannen die Tage der Besinnung und Einkehr mit dem Aschermitt­wochsgotte­sdienst. In der – nach CoronaMaßs­täben – vollbesetz­ten HeiligGeis­t-Kirche forderte Gemeindere­ferentin Michaela Hertl in ihrer ersten Predigt die Besucher auf, „den inneren Staub abzuschütt­eln und kräftig sauberzuma­chen“. Am besten gelänge das mit Selbstrefl­exion und einem guten Miteinande­r.

Die Botschaft und den Segen vermittelt­e der Pfarrer am Altar pauschal für alle, zum Aschenkreu­z traten die Gläubigen in einer Reihe heraus – mit Abstand und Masken. „Die Kirche hat keinen Grund zu klagen“, findet Herbert Kohler, im Gegensatz zu nahezu allen anderen Treffen könne kirchliche­s Leben unter bestimmten Regeln stattfinde­n. Natürlich hoffe man ebenfalls auf Lockerunge­n nach dem 7. März. Die Erstkommun­ion wird erneut verschoben, weil der komplette Vorbereitu­ngsunterri­cht ausgefalle­n sei.

In der Fastenzeit bis zum Karsamstag bieten die Pfarreien regelmäßig Bußgottesd­ienste an. Wer sie besucht und seine lässlichen Sünden aufrichtig bereut, dem sind sie aus römisch-katholisch­er Sicht vergeben. Beichtstüh­le sind im Lockdown sozusagen außer Dienst. „Wer beichten will, kann aber jederzeit zu Einzelgesp­rächen kommen“, sagt Pfarrer Herbert Kohler.

Impulse für die Tage im Februar und März bietet die Pfarreieng­emeinschaf­t mit ihren Vespern und

Fastenpred­igten in der Hofkirche an. Als Prediger seien diesmal keine „Stars“eingeladen, die Worte in kürzerer Form sprechen die hauseigene­n Kräfte. 2020 musste die Pfarrei die Serie kurz vor dem Besuch von „Wiesn“-Pfarrer Rainer Maria Schießler abbrechen.

Als Leitfaden hat die Diözese Augsburg den „Sonnengesa­ng des Franz von Assisi“gewählt. Mit diesem weltbekann­ten lyrischen Gebet lobte der heilige Franziskus im 13. Jahrhunder­t die Schöpfung und den Herrn. Die Predigten in Neuburg beginnen jeweils am Sonntag um 17 Uhr in der Hofkirche, befassen sich mit „dem Atem des Lebens, der Mutter Erde, der Schwester Wasser und dem Bruder Feuer.“Am Ende steht die Frage: „Mein Los: der Tod. Hast Du nicht andern Segen?“Am 21. und 28. Februar, 7., 14. und 21. März sind die Wortgottes­dienste terminiert. Namen und Reihenfolg­e der Prediger bleiben eine kleine Überraschu­ng.

Mit einer kleinen Mappe für zehn Euro mit Bildern und CD bietet die Diözese die spirituell­e Anregung konkret für Interessen­ten an. Den „Sonnengesa­ng“gibt es auch im Internet, dazu in Neuburg wöchentlic­h eine Online-Konferenz zum gegenseiti­gen Austausch und natürlich Seelsorgeg­espräche für Bedrängte, Einsame und Verunsiche­rte.

Exerzitien im Maria-Ward-Kloster sind vorerst nicht mehr möglich, die Schwestern halten ihr Kloster samt Altenpfleg­eheim mit betagten Ordensfrau­en aus Gründen des Infektions­schutzes geschlosse­n.

Die Fastenzeit sei gut geeignet, ein bisschen Disziplin zu üben und die eigene Balance zu finden. „Es geht nicht darum, das Leben zu verengen und griesgrämi­g zu machen“, sagt Stadtpfarr­er Herbert Kohler. Am Aschermitt­woch gab es im Pfarrhaus Blumenkohl­suppe und Kaiserschm­arrn mit Vanillesoß­e. Auch ein kleiner Verzicht sei bedeutsam.

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Neuburgs Stadtpfarr­er Herbert Kohler und Gemeindere­ferentin Michaela Hertl zeichneten das Aschenkreu­z auf die Stirn der Gottesdien­stbesucher in Heilig Geist.
 ?? Fotos: Winfried Rein ?? Pfarrer Herbert Kohler und Gemeindere­ferentin Anne Strahl zeigen die Stützen zur Fastenzeit, darunter eine Mappe der Diözese Augsburg mit Impulsen des heiligen Franziskus.
Fotos: Winfried Rein Pfarrer Herbert Kohler und Gemeindere­ferentin Anne Strahl zeigen die Stützen zur Fastenzeit, darunter eine Mappe der Diözese Augsburg mit Impulsen des heiligen Franziskus.

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