Ausbildungsplatz sucht Azubi – und umgekehrt
Die Pandemie hat nahezu alle Maßnahmen zur Berufsorientierung für Schüler zum Erliegen gebracht. Dabei wäre die Ausbildung notwendig, weil die Betriebe den Fachkräftenachwuchs für die Zukunft dringend benötigen
Neuburg Keine leichte Zeit haben gerade junge Menschen, die einen Ausbildungsplatz suchen. Schnuppertage oder Praktika sind im Lockdown schwer möglich. Und den Kontakt zu Firmen herzustellen, das funktioniert oft nur via Internet oder Telefon. Fakt ist, die Bedingungen bei der Berufswahl und Lehrstellensuche sind erheblich erschwert.
Aber auch den Firmen geht es nicht anders. Ihre üblichen Kanäle, auf denen sie um Lehrlinge werben, zum Beispiel durch den engen Kontakt zu den Schulen, sind gekappt. Was bleibt, ist der Versuch, den Kontakt zumindest digital aufrecht zu erhalten. Wie diese Situation zu Beginn der Ausbildungen in diesem Herbst aussehen wird, ist ungewiss.
Die IHK München und Oberbayern legte nun aber für ihre Mitgliedsunternehmen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen und in Ingolstadt eine Statistik vor. Wichtige Zahlen, denn die IHK ist für mehr als 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse zuständig, sie betreut 186 aktive Ausbildungsbetriebe im Landkreis. Die Bilanz lautet: Es fehlt bei manchen Firmen der Fachkräftenachwuchs.
Hartmut Beutler, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Neuburg-Schrobenhausen, betonte:
„Viele Betriebe wollen ausbilden, weil sie auf die Zukunft setzen. Deshalb benötigen sie dringend den Fachkräftenachwuchs.“Leider habe die Pandemie nahezu alle Maßnahmen zur Berufsorientierung für Schüler zum Erliegen gebracht. Auch die wichtige Bewerbungsphase
im Frühjahr habe darunter gelitten. „Schnupperpraktika, Ausbildungsmessen und persönliche Bewerbungsgespräche konnten nicht stattfinden.“Doch trotz aller Unsicherheiten, die die Krise bis heute verursache, würden die Unternehmen auf engagierte und top ausgebildete Fachkräfte setzen. „Sie denken nach vorn. Jeder Azubi ist für sie ein Gewinn.“
Laut der IHK-Statistik haben im vergangenen Jahr im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen 263 Auszubildende in Betrieben aus Industrie, Handel und Dienstleistungen eine Lehre begonnen. 6,4 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor. Laut Zahlen der Agentur für Arbeit blieben über 100 Stellen im Landkreis unbesetzt.
In Ingolstadt sind die Zahlen der Azubis noch stärker rückläufig. Mit 933 Ausbildungsverträgen verzeichnet Ingolstadt ein Minus von 8,4 Prozent. Dort blieben 150 Lehrstellen unbesetzt, wie der dortige IHKRegionalausschuss-Vorsitzende Fritz Peters erklärte. In Ingolstadt betreue die IHK derzeit 370 Ausbildungsbetriebe, die für mehr als 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse zuständig seien.
Um die Situation etwas zu entschärfen, setzt die IHK ihre Ausbildungsscouts, die normalerweise vor Schulklassen ihren Ausbildungsberuf vorstellen, inzwischen digital ein. Die Präsentationen laufen im Internet (wir berichteten bereits). Die Agentur für Arbeit hat eine Hotline eingerichtet.
Alle hoffen sie auf Lockerungen im Frühjahr und mehr Normalität. Denn unbestritten ist, dass bei der Berufswahl und dann während der Ausbildung persönliche Nähe wichtig ist. Die Firmen wollen die Bewerber persönlich kennenlernen. Genauso geht es den Lehrstellensuchenden. Auch sie wollen sich ein Bild von den Firmen machen. Und Ausbildung funktioniert eh nur in engem Kontakt.