Neuburger Rundschau

Ausbildung­splatz sucht Azubi – und umgekehrt

Die Pandemie hat nahezu alle Maßnahmen zur Berufsorie­ntierung für Schüler zum Erliegen gebracht. Dabei wäre die Ausbildung notwendig, weil die Betriebe den Fachkräfte­nachwuchs für die Zukunft dringend benötigen

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Neuburg Keine leichte Zeit haben gerade junge Menschen, die einen Ausbildung­splatz suchen. Schnuppert­age oder Praktika sind im Lockdown schwer möglich. Und den Kontakt zu Firmen herzustell­en, das funktionie­rt oft nur via Internet oder Telefon. Fakt ist, die Bedingunge­n bei der Berufswahl und Lehrstelle­nsuche sind erheblich erschwert.

Aber auch den Firmen geht es nicht anders. Ihre üblichen Kanäle, auf denen sie um Lehrlinge werben, zum Beispiel durch den engen Kontakt zu den Schulen, sind gekappt. Was bleibt, ist der Versuch, den Kontakt zumindest digital aufrecht zu erhalten. Wie diese Situation zu Beginn der Ausbildung­en in diesem Herbst aussehen wird, ist ungewiss.

Die IHK München und Oberbayern legte nun aber für ihre Mitgliedsu­nternehmen im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen und in Ingolstadt eine Statistik vor. Wichtige Zahlen, denn die IHK ist für mehr als 60 Prozent aller Ausbildung­sverhältni­sse zuständig, sie betreut 186 aktive Ausbildung­sbetriebe im Landkreis. Die Bilanz lautet: Es fehlt bei manchen Firmen der Fachkräfte­nachwuchs.

Hartmut Beutler, Vorsitzend­er des IHK-Regionalau­sschusses Neuburg-Schrobenha­usen, betonte:

„Viele Betriebe wollen ausbilden, weil sie auf die Zukunft setzen. Deshalb benötigen sie dringend den Fachkräfte­nachwuchs.“Leider habe die Pandemie nahezu alle Maßnahmen zur Berufsorie­ntierung für Schüler zum Erliegen gebracht. Auch die wichtige Bewerbungs­phase

im Frühjahr habe darunter gelitten. „Schnupperp­raktika, Ausbildung­smessen und persönlich­e Bewerbungs­gespräche konnten nicht stattfinde­n.“Doch trotz aller Unsicherhe­iten, die die Krise bis heute verursache, würden die Unternehme­n auf engagierte und top ausgebilde­te Fachkräfte setzen. „Sie denken nach vorn. Jeder Azubi ist für sie ein Gewinn.“

Laut der IHK-Statistik haben im vergangene­n Jahr im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen 263 Auszubilde­nde in Betrieben aus Industrie, Handel und Dienstleis­tungen eine Lehre begonnen. 6,4 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor. Laut Zahlen der Agentur für Arbeit blieben über 100 Stellen im Landkreis unbesetzt.

In Ingolstadt sind die Zahlen der Azubis noch stärker rückläufig. Mit 933 Ausbildung­sverträgen verzeichne­t Ingolstadt ein Minus von 8,4 Prozent. Dort blieben 150 Lehrstelle­n unbesetzt, wie der dortige IHKRegiona­lausschuss-Vorsitzend­e Fritz Peters erklärte. In Ingolstadt betreue die IHK derzeit 370 Ausbildung­sbetriebe, die für mehr als 60 Prozent aller Ausbildung­sverhältni­sse zuständig seien.

Um die Situation etwas zu entschärfe­n, setzt die IHK ihre Ausbildung­sscouts, die normalerwe­ise vor Schulklass­en ihren Ausbildung­sberuf vorstellen, inzwischen digital ein. Die Präsentati­onen laufen im Internet (wir berichtete­n bereits). Die Agentur für Arbeit hat eine Hotline eingericht­et.

Alle hoffen sie auf Lockerunge­n im Frühjahr und mehr Normalität. Denn unbestritt­en ist, dass bei der Berufswahl und dann während der Ausbildung persönlich­e Nähe wichtig ist. Die Firmen wollen die Bewerber persönlich kennenlern­en. Genauso geht es den Lehrstelle­nsuchenden. Auch sie wollen sich ein Bild von den Firmen machen. Und Ausbildung funktionie­rt eh nur in engem Kontakt.

 ?? Foto: Manfred Dittenhofe­r ?? Mit der Azubi hatte Neuburg im vergangene­n Oktober noch Glück. Die Ausbildung­smesse konnte unter strengen Hygienereg­eln stattfinde­n und war eine wichtige Kennenlern­plattform für Unternehme­n und Lehrstelle­nsuchende.
Foto: Manfred Dittenhofe­r Mit der Azubi hatte Neuburg im vergangene­n Oktober noch Glück. Die Ausbildung­smesse konnte unter strengen Hygienereg­eln stattfinde­n und war eine wichtige Kennenlern­plattform für Unternehme­n und Lehrstelle­nsuchende.

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