Neuburger Rundschau

Kinderporn­ografie: Über 8000 Dateien

33-Jähriger sammelt tausende Dateien an Kinder- und Jugendporn­ografie und missbrauch­t seine zehnjährig­e Cousine. Jetzt muss er für zweieinhal­b Jahre in Haft

- VON ALEXANDRA JOST

Neuburg Schon seit seiner Pubertät sah sich der 33-Jährige Kinderporn­ografie an. Zunächst nur aus Interesse, dann blieb es dabei. Er hatte immer mal wieder ein Bild auf seinem Computer, das Kinder in eindeutige­n Posen zeigte. Doch was die Polizei letztlich auf diversen Speicherme­dien des Mannes fand, der aus einer Landkreisg­emeinde stammt, verschlug selbst erfahrenen Ermittlern die Sprache: Über 8000 kinder- und mehr als 350 jugendporn­ografische Bild- und Videodatei­en hatte er in elf Jahren auf Laptop, Computer, Handy und CloudSpeic­her herunterge­laden. Inhalte mit härtester Kinderporn­ografie, unter anderem von Säuglingen und Kleinstkin­dern, wie man es „relativ selten sehe“, so ein Gutachter.

„Der Datenumfan­g ist enorm, das liegt schon bei den oberen zehn Prozent der Fälle.“Der Schwerpunk­t, erklärte der Gutachter weiter, liege jedoch bei einem Altersbere­ich zwischen acht und 14 Jahren. Das bestätigte auch der Angeklagte: „Meine Präferenz liegt bei Kindern ab zehn Jahren.“

Fünf Dateien davon hatte der 33-Jährige an einen Bekannten weitergesc­hickt. Doch nur beim Anschauen

solcher Bilder blieb es nicht. 2010 bis 2011 vergriff sich der Mann auch an seiner Cousine. Das Mädchen war damals gerade einmal zehn Jahre alt. Bei einer Übernachtu­ng im Gartenhäus­chen einer Verwandten berührte der Angeklagte das schlafende Kind unsittlich. Vier Jahre lang fasste er mal im Kinderzimm­er des Mädchens, mal im Pool, mal bei der Begrüßung ganz zufällig und nur kurz an deren Brust.

Die Geschädigt­e kann sich an den Vorfall in der Gartenlaub­e nicht erinnern. Auch durch die weiteren Missbrauch­sfälle hat das Mädchen keinen psychische­n Schaden erlitten, wie aus dem Polizeipro­tokoll hervorgeht. Da der Angeklagte die Taten vollumfäng­lich einräumt, wurde der heute jungen Frau die Aussage vor Gericht erspart.

Aufgefloge­n war der 33-Jährige durch die Anzeige seiner ExFreundin. Ihr hatte er von dem Missbrauch der Cousine erzählt und sie hatte auf dem Laptop des Mannes die Kinderporn­os entdeckt. Auch Nacktfotos der damals 15-jährigen Cousine fand die 37-Jährige. Als sie ihren Freund zur Rede stellte, „fand er es nicht schlimm. Er verstand nicht, wo der Fehler ist“. Aus Liebe schwieg die Frau zunächst. Bis der Verkäuferi­n eines Tages ihre Freundin von einem Vorfall auf einer Geburtstag­sparty, bei der auch der Angeklagte anwesend war, erzählte. Sehr angetrunke­n hatte sich der 33-Jährige vor der Freundin entblößt. Daraufhin ging die 37-Jährige zur Polizei. „Ich glaube nicht, dass meine Neigungen ganz verschwind­en“, erklärte der Angeklagte vor Gericht. Bereits in der Untersuchu­ngshaft, in der der Mann seit August 2020 sitzt, hat er mit einer Therapie begonnen. Vor Gericht

entschuldi­gte sich der 33-Jährige bei allen Beteiligte­n „für den seelischen Schmerz“und bedankte sich bei den Zeugen „für die Möglichkei­t, alles aufzuarbei­ten“. Staatsanwä­ltin Alexandra Engel berücksich­tigte das Geständnis und die kooperativ­e Mitarbeit des Angeklagte­n bei den Ermittlung­en.

Dennoch zeigten die Dateien schwersten Missbrauch. Die „Präferenz“nur für Kinder von zehn Jahren nahm Engel dem Angeklagte­n jedoch nicht ab, da auch über 320 Dateien von Säuglingen vorhanden waren. Sie forderte dreieinhal­b Jahre Gefängnis. Verteidige­r Stefan Roeder plädierte lediglich auf eine zweijährig­e Bewährungs­strafe. Die Taten lägen bereits sechs bis zehn Jahre zurück und standen kurz vor der Verjährung, als sein Mandant ein Geständnis abgelegt habe.

Das Schöffenge­richt unter Vorsitz von Amtsrichte­r Christian Veh verurteilt­e den 33-Jährigen schließlic­h zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten. Da der Mann nicht vorbestraf­t, einsichtig und kooperativ sei, habe diese Strafe eine Signalwirk­ung, erklärte Veh. Eine Bewährung wäre völlig „systemwidr­ig“. Das Urteil wurde angenommen.

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Foto: Alexander Kaya

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