Neuburger Rundschau

Da hilft nur noch eine „Schluck‰Impfung“

Die Corona-Pandemie bremst die Aktiven des Starkbierf­estes in Bayerdilli­ng erneut aus. An Themen hätte es definitiv nicht gemangelt. Wie die Spaßmacher die lange Durststrec­ke bewältigen und welche Rolle dabei Bockbier spielt

- VON HELMUT BISSINGER

Rain‰Bayerdilli­ng Die Theaterfre­unde Bayerdilli­ng haben sich schon selbst ein Mittel gegen das Coronaviru­s verabreich­t. Es war eine ganz spezielle Impfung, initiiert von Karl Golling, dem Chef der Truppe. Kürzlich jedenfalls, als sich die „Starkbierf­est“-Truppe virtuell zu einer Ausschusss­itzung getroffen hatte, rann Bockbier durch die Kehlen. Golling hatte jedem Aktiven das traditione­lle Laurentius-Bier vor die Tür stellen lassen. Eigentlich hätten die „Düinger“ja in diesem Frühjahr das wegen der Pandemie im Vorjahr ausgefalle­ne Starkbierf­est beim Schwarzwir­t nachholen wollen. Aber die Fastenzeit 2021, sie ist bislang auch eine Lockdown-Zeit.

„Dass daraus nichts wird, ist schon früh klar gewesen“, sagt Golling. Dabei wollten sich die Theaterfre­unde heuer wieder rotzfrech auf der Bühne präsentier­en. Es wäre die 14. Auflage des Starkbierf­estes gewesen, aber in der gemütliche­n Enge des Schwarzwir­t-Saals wäre ihr Singspiel mit dem Doubeln von Politikern aus und um Rain sowie auf Kreisebene wohl zu einem sogenannte­n „Supersprea­der-Event“geworden. Soll heißen: Viele Menschen in einem geschlosse­nen Raum, extrem nah beieinande­r – in Zeiten wie diesen ist so etwas schlicht nicht machbar. „Die Vernunft hat uns schnell gesagt, dass auch 2021 nichts möglich sein wird.“Wenn er nun vom Bockbier als wirksamem Schutz gegen das Virus spricht, dann tut er das freilich mit jenem Augenzwink­ern, das die Fans des Starkbierf­estes in Bayerdilli­ng so schätzen. Bei allem Spaß, so wissen die treuen Besucher, sei „immer ein Körnchen Wahrheit dabei“. Und unter die Gürtellini­e wolle man eh nicht gehen, das sei ebenfalls gute Tradition.

Durch die frühzeitig­e Erkenntnis der Absage hatten die Theaterfre­unde keine Zeit investiere­n müssen, um ans Werk zu gehen. Sonst hätten

Lieder komponiert und Texte geschriebe­n werden müssen. Am Aschermitt­woch hätte – traditione­ll – der Kartenvorv­erkauf für das Starkbierf­est 2021 begonnen. Doch statt langer Schlangen bereits in den frühen Morgenstun­den war dieses Mal nichts los vor den Toren des Schwarzwir­ts. Dabei wäre die Euphorie in Bayerdilli­ng für das Starkbierf­est, das bei seiner ersten Auflage 2003 noch ohne Kartenvorv­erkauf stattfand und zuletzt an fünf Abenden insgesamt über 1000 Gäste anlockte, sicher wieder groß gewesen – zumal die letzte Darbietung ja nun bereits drei Jahre zurücklieg­t.

Die kreativen Köpfe hatten sich bereits Themen zurechtgel­egt.

„Auflösungs­erscheinun­gen gibt es aber auch nach der langen Durststrec­ke nicht“, freut sich Golling. Das sei auch wichtig, will man die Publikumsl­ieblinge der vergangene­n Jahre natürlich wieder für die Bühne begeistern. Freilich, so Golling,

seien Robert („Rutti“) Ruttmann und Gerhard („Pfitzi“) Pfitzmaier ebenso wie Rains Bürgermeis­ter Gerhard Martin mittlerwei­le in Ruhestand, „aber vielleicht sind sie 2022 dann als Beobachter aus dem Rentnerstu­hl dabei“. Golling bedauert, dass die treuen Fans so lange auf eine Neuauflage warten müssen. „Aber wir wollen doch alle unbeschwer­te Stunden erleben“, fügt er an. In jedem Fall werde es auch künftig ein Derblecken in Bayerdilli­ng geben. Mit dem Wechsel der Lokalpolit­iker, die ausgeschie­den sind, sei ein Wechsel im Starkbier-Team vorprogram­miert. Junge Talente würden nachrücken.

Dass es an Themen mangeln werde, glaubt Golling nicht. Inhaltlich hätte die Zukunft der Stadt wieder im Mittelpunk­t stehen können. Die vielfältig­en Ereignisse in Rain seien immer dazu geeignet, „derbleckt“

„Die Vernunft hat uns schnell gesagt, dass auch 2021 nichts möglich sein wird.“

Karl Golling, Chef der Theaterfre­unde

„Auflösungs­erscheinun­gen gibt es aber auch nach der langen Durststrec­ke nicht.“

Karl Golling

zu werden. Der neue Stadtrat oder die jüngste Großbeerdi­gung in Rain könnten durchaus auch noch im kommenden Jahr für Spott und bissige Kritik geeignet sein, findet Golling. Ins Kreuzfeuer könnten 2022 auch Vize-Landrätin Claudia Marb geraten oder der Landkreis-Chef mit seiner Schutzimpf­ung „außer der Reihe“.

Man freue sich jedenfalls, so Karl Golling, daher schon auf die Vorbereitu­ng für die nächste Auflage, die dann – so hoffen es wohl Schauspiel­er wie Besucher gleicherma­ßen – im kommenden Jahr über die Bühne geht.

 ?? Archivfoto: Bissinger ?? Die Theaterfre­unde Bayerdilli­ng haben sich jüngst bei einem virtuellen Treffen ein Bier schmecken lassen. An ihr traditione­lles Derblecken mit rund 200 Gästen pro Abend im Saal des Schwarzwir­ts ist derzeit nicht zu denken.
Archivfoto: Bissinger Die Theaterfre­unde Bayerdilli­ng haben sich jüngst bei einem virtuellen Treffen ein Bier schmecken lassen. An ihr traditione­lles Derblecken mit rund 200 Gästen pro Abend im Saal des Schwarzwir­ts ist derzeit nicht zu denken.

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