Neuburger Rundschau

Bayerische Prinzessin fürs Eigenheim

Porträtmal­erei von Joseph Karl Stieler – direkt aus dem Hause Wittelsbac­h

- VON RÜDIGER HEINZE

München Wenn wir selbst schon nicht bayerische Prinzessin­nen oder weißblaue Könige sind, so bleibt es uns doch unbenommen, im Eigenheim eine Wittelsbac­her Ahnengaler­ie in Öl aufzubauen…

Für den Start wäre jetzt beste Gelegenhei­t, 100 Jahre nach dem Tod des letzten bayerische­n Königs Ludwig III. Und der Porträtist für den Sammlungss­tart wäre auch kein Nobody: Joseph Karl Stieler, Hofmaler von 1820 bis 1855, bestens bekannt noch heute durch sein berühmtes Goethe-Porträt und noch populärer durch sein Beethoven-Porträt, das dann Andy Warhol in frische bunte Façon brachte.

Und Stieler, idealisier­end tätig auch für die aristokrat­ische preußische Konkurrenz, wurde ebenfalls berühmt für seine Damen-Schönheite­ngalerie für Ludwig I. in Schloss Nymphenbur­g. Der König und Stieler: Sie besaßen halt Geschmack. Die Gelegenhei­t aber, sich besagte Ahnengaler­ie jetzt aufzubauen, die ergibt sich quasi aus folgender Ankündigun­g des Münchner Auktionsha­uses Neumeister: „Nun ist der ,Schatz von Sárvár‘ frei.“Im ungarische­n Sávár (Kotenburg) nämlich erhebt sich das Schloss Nádasdy, einstiger Exil- und Zufluchtso­rt des letzten bayerische­n Königs, der dort 1921 starb.

1945 dann nahm die russische Armee das Schloss ein, doch zuvor waren die Wittelsbac­her so schlau, das eine oder andere Kunstobjek­t durch Einmauern verschwind­en zu lassen. Nach dem Beitritt Ungarns zur EU 2004 schließlic­h wurde der herrschaft­liche Sitz an die Wittelsbac­her restituier­t – und nun also kommen am 15. März bei Neumeister 80 Lose an Silber und Porzellan sowie vier über Jahrzehnte hinweg eingemauer­te Porträts aus dem Hause der Wittelsbac­her unter den Hammer.

Nicht die schlechtes­te Wahl wäre das Brautbild von Adelgunde Auguste Charlotte Prinzessin von Bayern, Tochter von König Ludwig I. – auch eine Schönheit (Abbildung links). Schätzwert: 50000 bis 70000 Euro. Ebenso hoch angesetzt ist ihre Schwester Hildegard Louise Charlotte Prinzessin von Bayern, während es König Maximilian I. Joseph von Bayern, konterfeit im fortgeschr­ittenen Alter, nur auf 30000 bis 40 000 Euro bringt. Aber seine zweite Frau Königin Karoline Friederike von Bayern wird hoch auf 60 000 bis 80 000 Euro geschätzt. Damen in Öl sind einfach mehr wert.

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Foto: Neumeister Dieses Stieler‰Porträt von Adelgunde Auguste Charlotte Prinzessin von Bayern wird versteiger­t.

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