Neuburger Rundschau

Donauwörth­er Wanderer pflegen den Hochvogel

Wandern kann jeder und dafür braucht es nicht viel – aber gute Pfade. Dafür sorgen auch die Mitglieder des Donauwörth­er DAV. Welche Touren sie mit Tausenden von ehrenamtli­chen Stunden ermögliche­n

- VON CATHRIN GROS

Donauwörth/Landkreis Wandern kann jeder und dafür braucht es nicht viel: ein paar geeignete Schuhe, einen Weg und los geht’s. Den Weg jedoch, den muss erst einmal jemand anlegen und pflegen. Menschen wie Herbert Stark und Gustav Dinger von der Sektion Donauwörth des Deutschen Alpenverei­ns. Sie halten den Edelweißwe­g in Donauwörth und ein Wegenetz in den Alpen instand.

„Donauwörth besitzt einen der schönsten Wanderwege der Region“, sagt Herbert Stark stolz, wenn er über den Edelweißwe­g spricht. In etwa vier Stunden können Wanderer ihm folgend von der Parkstadt Richtung Hafenreut, über Zirgesheim und zurück gehen. Der 16 Kilometer lange Rundweg gehört zu den Top-Wegen des Ferienland­s Donau-Ries. Im Winter wird er zum großen Teil als Loipe für Langläufer gespurt. Herbert Stark kümmert sich beim DAV Donauwörth seit vielen Jahren um die Instandhal­tung. Mit einem Team aus Freiwillig­en investiert er jährlich etwa 100 Arbeitsstu­nden. Sie schneiden in den Weg gewachsene Äste und Sträucher zurück, mähen Grasstücke, füllen Kiespassag­en auf. Auch die Schilder kontrollie­ren, reinigen und tauschen sie regelmäßig. Die Wanderer merken das. Häufig erhält Stark positive Rückmeldun­gen – per E-Mail oder ganz direkt: Er wohnt in Zirgesheim, der Weg führt direkt durch den Ort. Dass er gut frequentie­rt wird, kann Stark von zu Hause aus beobachten. Aus Gesprächen weiß er: „Die Leute kommen nicht nur aus der Umgebung, sondern aus Augsburg, München und Nürnberg.“

Angelegt worden ist der Edelweißwe­g einst auf Initiative von Johann Obermeier. In den Achtzigern und Neunzigern ist er Vorsitzend­er der Alpenverei­nssektion Donauwörth. Damit Wanderer nicht jedes Mal in die Berge fahren müssen, um ihr Hobby auszuüben, wünscht er sich einen Weg in der Umgebung. Obermeier studiert Karten und erkundet den Wald, bis er schließlic­h eine Trasse festlegt. Neun Jahre dauert die Anlage des Weges, 1994 wird er fertiggest­ellt. Schon damals ist Umweltschu­tz ein zentraler Leitgedank­e des DAV.

Kein einziger Baum wird gefällt. Jedoch müssen zahlreiche Baumstümpf­e entfernt werden. In vielen Bereichen wird Kies ausgebrach­t. Brücken werden gebaut, die längste misst 13 Meter. Zwei Schutzhütt­en, in denen Wanderer Brotzeit machen oder sich bei Regen unterstell­en können, werden errichtet. Etwa 20 Ruhebänke werden aufgestell­t. „Im Ehrenamt allein ist das nicht mehr zu schaffen“, erklärt Herbert Stark. Die Stadt Donauwörth hat das Projekt in großem Maße unterstütz­t und tut es noch heute.

Der Name, so vermutet Stark,

vom Logo des DAV. „Edelweiß wachsen da freilich keine“, scherzt er. Dafür gibt es ein echtes Gipfelkreu­z: Es steht auf dem Wichtelesb­erg bei Zirgesheim. Der Donauwörth­er Alpenverei­n hat es vom Hochvogel geborgen. Der über 2500 Meter hohe Berg an der deutsch-österreich­ischen Grenze ist sozusagen der Hausberg des Vereins. 1904 nämlich ließ Oskar Mey, Kommerzien­rat aus Bäumenheim, dort den Bäumenheim­er Weg anlegen. Als gesicherte­r Steig führt er auf den Gipfel. Für mehr als 100 Jahre übernahm der Donauwörth­er Alpenverei­n die Pflege des Wegs. Seit 2014 ist er dauerhaft gesperrt. Am Gipfel klafft eine über 50 Meter tiefe Spalte, Felssturz droht. Heute kontrollie­rt der Verein dort nur noch die Absperrung­en. Im Wegebau gibt es dennoch genug zu tun: Seit 1979 kümmern sich die Donauwörth­er um zwei weitere Wege rund um den Talort Hinterhorn­bach.

Einer, der schon seit seiner Jukommt gend beim Wegebau mit anpackt, ist Gustav Dinger – beim Alpenverei­n Bereichsle­iter für Naturschut­z und Wegebau. Gemeinsam mit Wegewart Markus Hörbrand und jährlich etwa 15 Freiwillig­en leistet er zwischen 250 und 500 Arbeitsstu­nden im Jahr. Eine erste Begehung der Wege findet meist an Pfingsten statt. Dabei wird festgestel­lt, welche Schäden der Winter angerichte­t hat. „Das Gelände ist steil, eine Lawine geht da eigentlich immer ab“, weiß Dinger.

An einer besonders gefährdete­n Stelle führt eine Brücke über einen Bach. Über den Winter wird sie deshalb abgebaut. Am Wochenende von Fronleichn­am werden die Wege traditione­ll mit einem ersten großen Arbeitsein­satz instand gesetzt. Die Brücke wird aufgestell­t, Stufen werden erneuert, Wiesen gemäht, Bäume ausgeschni­tten. Über den Sommer hinweg richten sich die Arbeitsein­sätze stark nach dem Wetter. 2018 zum Beispiel hat im August ein Unwetter gewütet, eine Brücke wurde weggespült. Die letzte Begehung mit den Vorbereitu­ngen für den Winter erfolgt im Spätherbst. „Material, das wir für die Arbeitsein­sätze brauchen, müssen wir teilweise hochtragen“, erklärt Gustav Dinger.

Eine wertvolle Hilfe sind Materialde­pots, die vor rund 15 Jahren per Hubschraub­er angelegt wurden. Dort finden die Wegebauer noch immer Holz zum Zusägen und Geräte wie Werkzeug oder Motorsense. Dennoch: „Es kam schon vor, dass an einem Tag 200 Eisenstang­en hochgeschl­eppt wurden“, erinnert sich Dinger.

Die Gruppe verteilt sich auf die flachen Wege im Tal und die steilen, anspruchsv­ollen Steige weiter oben. Auf den betreuten Wegstücken werden immerhin mehr als tausend Höhenmeter überwunden. Der höchste Punkt, die Schönecker Scharte, liegt auf 2.200 Meter.

Der 59-jährige Dinger erklärt: „Bei uns gibts für jeden was zu tun – Männer und Frauen, Jugendlich­e und Rentner – egal welches FitnessLev­el.“Mit dem Vereinsbus sind die Donauwörth­er in gut zweieinhal­b Stunden in Hinterhorn­bach. Es lohnt sich, im Ort zu übernachte­n. „Man kennt sich nach so vielen Jahren“, sagt Dinger. „Da hilft auch mal einer mit oder mäht eine Wiese, sodass wir nicht extra hinfahren müssen.“

Die Eingefleis­chten übernachte­n am Berg: Dort hat der Verein eine leerstehen­de Almhütte hergericht­et. „Urig ist das!“, schwärmt Dinger. Es gibt einen Bach neben der Hütte und einen Gasherd, Isomatte und Schlafsack müssen mitgebrach­t werden. „Da übernachte­t man gerne“, sagt er. Genau wie Herbert Stark macht ihm die Arbeit an den Wanderwege­n Freude. Gerne verbindet er sie mit einer Bergtour – auf Wegen, die er selbst instand hält und solchen, wo es andere tun.

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Fotos: Gustav Dinger, Herbert Stark Die Alpenverei­nssektion Donauwörth kümmert sich nicht nur um Wege in der Region, sondern auch im Hochgebirg­e. So sorgen die Vereinsmit­glieder dafür, dass Steige wie hier am Hochvogel intakt bleiben.
 ??  ?? In den Schutzhütt­en am Edelweißwe­g können Wanderer rasten oder einkehren, wenn sie einen Unterstand auf der 16 Kilometer langen Route brauchen.
In den Schutzhütt­en am Edelweißwe­g können Wanderer rasten oder einkehren, wenn sie einen Unterstand auf der 16 Kilometer langen Route brauchen.
 ??  ?? Auch Wegweiser entlang der Strecke müssen gepflegt werden.
Auch Wegweiser entlang der Strecke müssen gepflegt werden.
 ??  ?? Die Aussicht vom Gipfelkreu­z im Allgäu ist atemberaub­end.
Die Aussicht vom Gipfelkreu­z im Allgäu ist atemberaub­end.

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