Donauwörther Wanderer pflegen den Hochvogel
Wandern kann jeder und dafür braucht es nicht viel – aber gute Pfade. Dafür sorgen auch die Mitglieder des Donauwörther DAV. Welche Touren sie mit Tausenden von ehrenamtlichen Stunden ermöglichen
Donauwörth/Landkreis Wandern kann jeder und dafür braucht es nicht viel: ein paar geeignete Schuhe, einen Weg und los geht’s. Den Weg jedoch, den muss erst einmal jemand anlegen und pflegen. Menschen wie Herbert Stark und Gustav Dinger von der Sektion Donauwörth des Deutschen Alpenvereins. Sie halten den Edelweißweg in Donauwörth und ein Wegenetz in den Alpen instand.
„Donauwörth besitzt einen der schönsten Wanderwege der Region“, sagt Herbert Stark stolz, wenn er über den Edelweißweg spricht. In etwa vier Stunden können Wanderer ihm folgend von der Parkstadt Richtung Hafenreut, über Zirgesheim und zurück gehen. Der 16 Kilometer lange Rundweg gehört zu den Top-Wegen des Ferienlands Donau-Ries. Im Winter wird er zum großen Teil als Loipe für Langläufer gespurt. Herbert Stark kümmert sich beim DAV Donauwörth seit vielen Jahren um die Instandhaltung. Mit einem Team aus Freiwilligen investiert er jährlich etwa 100 Arbeitsstunden. Sie schneiden in den Weg gewachsene Äste und Sträucher zurück, mähen Grasstücke, füllen Kiespassagen auf. Auch die Schilder kontrollieren, reinigen und tauschen sie regelmäßig. Die Wanderer merken das. Häufig erhält Stark positive Rückmeldungen – per E-Mail oder ganz direkt: Er wohnt in Zirgesheim, der Weg führt direkt durch den Ort. Dass er gut frequentiert wird, kann Stark von zu Hause aus beobachten. Aus Gesprächen weiß er: „Die Leute kommen nicht nur aus der Umgebung, sondern aus Augsburg, München und Nürnberg.“
Angelegt worden ist der Edelweißweg einst auf Initiative von Johann Obermeier. In den Achtzigern und Neunzigern ist er Vorsitzender der Alpenvereinssektion Donauwörth. Damit Wanderer nicht jedes Mal in die Berge fahren müssen, um ihr Hobby auszuüben, wünscht er sich einen Weg in der Umgebung. Obermeier studiert Karten und erkundet den Wald, bis er schließlich eine Trasse festlegt. Neun Jahre dauert die Anlage des Weges, 1994 wird er fertiggestellt. Schon damals ist Umweltschutz ein zentraler Leitgedanke des DAV.
Kein einziger Baum wird gefällt. Jedoch müssen zahlreiche Baumstümpfe entfernt werden. In vielen Bereichen wird Kies ausgebracht. Brücken werden gebaut, die längste misst 13 Meter. Zwei Schutzhütten, in denen Wanderer Brotzeit machen oder sich bei Regen unterstellen können, werden errichtet. Etwa 20 Ruhebänke werden aufgestellt. „Im Ehrenamt allein ist das nicht mehr zu schaffen“, erklärt Herbert Stark. Die Stadt Donauwörth hat das Projekt in großem Maße unterstützt und tut es noch heute.
Der Name, so vermutet Stark,
vom Logo des DAV. „Edelweiß wachsen da freilich keine“, scherzt er. Dafür gibt es ein echtes Gipfelkreuz: Es steht auf dem Wichtelesberg bei Zirgesheim. Der Donauwörther Alpenverein hat es vom Hochvogel geborgen. Der über 2500 Meter hohe Berg an der deutsch-österreichischen Grenze ist sozusagen der Hausberg des Vereins. 1904 nämlich ließ Oskar Mey, Kommerzienrat aus Bäumenheim, dort den Bäumenheimer Weg anlegen. Als gesicherter Steig führt er auf den Gipfel. Für mehr als 100 Jahre übernahm der Donauwörther Alpenverein die Pflege des Wegs. Seit 2014 ist er dauerhaft gesperrt. Am Gipfel klafft eine über 50 Meter tiefe Spalte, Felssturz droht. Heute kontrolliert der Verein dort nur noch die Absperrungen. Im Wegebau gibt es dennoch genug zu tun: Seit 1979 kümmern sich die Donauwörther um zwei weitere Wege rund um den Talort Hinterhornbach.
Einer, der schon seit seiner Jukommt gend beim Wegebau mit anpackt, ist Gustav Dinger – beim Alpenverein Bereichsleiter für Naturschutz und Wegebau. Gemeinsam mit Wegewart Markus Hörbrand und jährlich etwa 15 Freiwilligen leistet er zwischen 250 und 500 Arbeitsstunden im Jahr. Eine erste Begehung der Wege findet meist an Pfingsten statt. Dabei wird festgestellt, welche Schäden der Winter angerichtet hat. „Das Gelände ist steil, eine Lawine geht da eigentlich immer ab“, weiß Dinger.
An einer besonders gefährdeten Stelle führt eine Brücke über einen Bach. Über den Winter wird sie deshalb abgebaut. Am Wochenende von Fronleichnam werden die Wege traditionell mit einem ersten großen Arbeitseinsatz instand gesetzt. Die Brücke wird aufgestellt, Stufen werden erneuert, Wiesen gemäht, Bäume ausgeschnitten. Über den Sommer hinweg richten sich die Arbeitseinsätze stark nach dem Wetter. 2018 zum Beispiel hat im August ein Unwetter gewütet, eine Brücke wurde weggespült. Die letzte Begehung mit den Vorbereitungen für den Winter erfolgt im Spätherbst. „Material, das wir für die Arbeitseinsätze brauchen, müssen wir teilweise hochtragen“, erklärt Gustav Dinger.
Eine wertvolle Hilfe sind Materialdepots, die vor rund 15 Jahren per Hubschrauber angelegt wurden. Dort finden die Wegebauer noch immer Holz zum Zusägen und Geräte wie Werkzeug oder Motorsense. Dennoch: „Es kam schon vor, dass an einem Tag 200 Eisenstangen hochgeschleppt wurden“, erinnert sich Dinger.
Die Gruppe verteilt sich auf die flachen Wege im Tal und die steilen, anspruchsvollen Steige weiter oben. Auf den betreuten Wegstücken werden immerhin mehr als tausend Höhenmeter überwunden. Der höchste Punkt, die Schönecker Scharte, liegt auf 2.200 Meter.
Der 59-jährige Dinger erklärt: „Bei uns gibts für jeden was zu tun – Männer und Frauen, Jugendliche und Rentner – egal welches FitnessLevel.“Mit dem Vereinsbus sind die Donauwörther in gut zweieinhalb Stunden in Hinterhornbach. Es lohnt sich, im Ort zu übernachten. „Man kennt sich nach so vielen Jahren“, sagt Dinger. „Da hilft auch mal einer mit oder mäht eine Wiese, sodass wir nicht extra hinfahren müssen.“
Die Eingefleischten übernachten am Berg: Dort hat der Verein eine leerstehende Almhütte hergerichtet. „Urig ist das!“, schwärmt Dinger. Es gibt einen Bach neben der Hütte und einen Gasherd, Isomatte und Schlafsack müssen mitgebracht werden. „Da übernachtet man gerne“, sagt er. Genau wie Herbert Stark macht ihm die Arbeit an den Wanderwegen Freude. Gerne verbindet er sie mit einer Bergtour – auf Wegen, die er selbst instand hält und solchen, wo es andere tun.