ObdachlosenContainer in Rain wird kritisch gesehen
Im Holunderweg in Rain sollen Wohncontainer für Obdachlose errichtet werden. Die Stadt hat dringenden Platzbedarf, doch Anwohner haben Bedenken und gründen eine Bürgerinitiative
Rain Vertragen sich eine Neubausiedlung, die von hohem Lebensstandard zeugt, und ein ContainerWohnheim für Obdachlose in dessen Nachbarschaft? Anwohner im Rainer Neubaugebiet „Unterer Kirschbaumweg“meinen: nicht unbedingt. Sie haben deshalb eine Unterschriftenaktion gestartet und sich damit an die Stadt Rain gewandt, um eine ganze Reihe von Fragen zu klären. Die sieht sich indes aktuell in der Situation, vermutlich keinen alternativen Standort anbieten zu können.
Im Holunderweg 9 – vom Neubaugebiet durch eine Straße und ein leeres Grundstück getrennt – sollen nach Stand der Dinge acht Wohncontainer für bis zu 14 Personen errichtet werden. Das Areal dort ist als Mischgebiet ausgewiesen. Das war per Stadtratsbeschluss bereits im Dezember so festgesetzt worden. Jetzt sollte der Bauantrag im Stadtrat ebenfalls beschlossen werden. Doch dazu kam es erst einmal nicht: 66 Unterzeichnende der Interessengemeinschaft „Anwohner Unterer Kirschbaumweg“veranlassten Bürgermeister Karl Rehm, den Punkt von der Tagesordnung zu nehmen und noch einmal über einen anderen Standort nachzudenken. Doch ob der zu finden ist, ist aus Sicht der Stadt fraglich.
Den Anwohnern auf der Unterschriftenliste geht es in ihrer Protestaktion zunächst um mangelnde Transparenz der Stadtpolitik. Wie es in einem Schreiben an Bürgermeister und Stadtrat heißt, habe man „mit großer Verwunderung“von den Plänen erfahren und sei nicht im Vorfeld eingebunden gewesen. Sie schreiben: „Wir können nicht nachvollziehen, warum das Wohnheim in einem Neubaugebiet entstehen soll. Unser Wohngebiet besteht überwiegend aus jungen Familien und bei vielen hat die Familienplanung bereits begonnen oder steht kurz bevor. Wir bezweifeln, dass es sinnvoll ist, ein Wohnheim für Obdachlose in einem solchen Neubaugebiet anzusiedeln. Zudem sind wir darüber verwundert, dass das Wohnheim an einer der schönsten und exponiertesten Stellen des Wohngebiets angesiedelt werden soll.“
Wie Thomas Braun, einer der drei Sprecher der BI, sagte, sei „keiner der Anwohner strikt gegen ein Obdachlosenheim“. Die mangelnde Informationspolitik der Stadt aber und auch die Tatsache, dass im Vorfeld nicht einmal die direkten Nachbarn involviert gewesen seien, sei ihnen aufgestoßen. Er gibt zu, man laufe da schon Gefahr, vor dem geistigen Auge das Klischeebild von „Tippelbrüdern“und „komischen Gestalten“entstehen zu lassen. „Man ist halt vorsichtig.“
Inzwischen jedoch habe es ein sehr konstruktives Gespräch mit Bürgermeister Rehm und den Fraktionssprechern gegeben, das einige Bedenken zerstreut habe. Zum einen sei der BI versprochen worden, nach Möglichkeit vor allem Familien im
Container-Wohnheim unterzubringen. Zum anderen solle die Container-Lösung lediglich vorübergehend sein. Zum dritten werde noch die Option geprüft, ob es im Neubaugebiet weiter nördlich ein Alternativgrundstück gebe.
Thomas Braun beschreibt die Stimmung innerhalb der Bürgerinitiative deshalb folgendermaßen: „Nicht alle sind mit dieser momentanen Situation zufrieden, aber wir
werden damit leben können und hoffen, dass die Versprechen eingehalten werden. Wir verstehen ja auch die Stadt, die mit dem Rücken zur Wand steht.“Auch Bürgermeister Karl Rehm spricht von einem „guten Gespräch“, das Stadt und BI miteinander geführt hätten. „Wir nehmen grundsätzlich die Bedenken der Bürger ernst, sind aber gerade in der Zwangslage, eine Lösung für die Obdachlosen finden zu müssen. Es
handelt sich ja um Menschen, die in eine Notlage geraten sind und für die wir als Stadt sorgen müssen.“
Der Bürgermeister sieht in der Containerlösung nur eine vorübergehende Regelung, da man ohnehin Obdachlose immer dezentral und anonym unterbringe. Man wolle Menschen in dieser Situation nicht auch noch stigmatisieren. Mittelfristig sucht die Stadt also nach geeigneten Immobilien.