Neuburger Rundschau

„Sie haben es auf das Fleisch abgesehen“

In Bergheim sind zwei Mutterscha­fe von einer Weide gestohlen, aufgeschli­tzt und ausgeweide­t worden. So hat der Besitzer die schrecklic­he Tat entdeckt

- VON ELISA‰MADELEINE GLÖCKNER

Bergheim Wer würde so etwas tun? Wer schleicht sich nachts auf fremde Weiden? Und wer könnte überhaupt dazu in der Lage sein, die beiden Schafe über den Zaun zu hieven, nur um die trächtigen Tiere zu schlachten, zu häuten und auszuweide­n? Es sind Fragen wie diese, die Thomas Oppenheime­r aus Bergheim und seine Familie dieser Tage beschäftig­en.

Seit etwas mehr als zehn Jahren hält der 34-Jährige eine kleine Herde am Ortsrand von Bergheim. Sieben Schafe, ein Ziegenbock – mehr Hobby als Arbeit. Sie leben zur Zeit auf einem Grundstück, gleich neben dem Haus der Familie. Wie jeden Abend war Thomas Oppenheime­r auch vergangene­n Samstag noch einmal draußen, um nach seinen Tieren zu sehen. Da sei alles in Ordnung gewesen, erzählt er. Erst, nachdem er am darauffolg­enden Tag wieder zum Zaun gegangen war, stellte er fest, dass zwei seiner Schafe fehlen – beide trächtig, das eine mit Zwillingen.

Der Tierbesitz­er machte sich Sorgen und hörte sich bei den Nachbarn um. Haben sie jemanden gesehen? Ist ihnen etwas aufgefalle­n? Denn schnell sei ihm klar gewesen, sagt er, dass die Schafe gestohlen wurden. Doch von den Nachbarn hatte keiner etwas beobachtet. Also bat der 34-Jährige die Polizei um Hilfe. Gemeinsam sah man sich die Weide an, kontrollie­rte den Zaun auf Lücken – es gab keine. Seltsam. Bis plötzlich zwei junge Frauen das Gehege passierten und schilderte­n, dass sie ein totes Schaf hätten liegen sehen, 300 Meter entfernt.

Und tatsächlic­h, da lag ein Kadaver unter einem Baum, wie es die Frauen zuvor berichtet hatten. „Auf dem Boden waren lauter Wollstücke“, erinnert sich Thomas Oppenheime­r. Die Innereien und die Lammzwilli­nge – in vier Wochen wären sie auf die Welt gekommen – befanden sich gesammelt im hohlen Stamm des Baums. Das Fleisch aber fehlte und genauso der Kopf des Schafes. Auf letzteren stieß der 34-Jährige wenig später, „in einem kleineren Gewässer“, etwa 50 Meter weit weg vom ersten Fundort. Dort entdeckte er auch das zweite fehlende Mutterscha­f samt Eingeweide­n und Lammfötus, halb schwimmend im Wasser.

Wer hat diese Tiere so zugerichte­t? Beantworte­n kann das derzeit niemand. Die Polizei ermittelt in alle möglichen Richtungen. Die Beamten gehen davon aus, dass die Tiere nicht fachmännis­ch zerlegt worden sind. Anders aber sieht es Thomas Oppenheime­r. „So amateurhaf­t war das gar nicht“, ist er sich sicher. Er glaubt außerdem, dass es sich um mehrere Täter handeln muss. „Es müssen mindestens zwei bis drei gewesen sein.“Denn anders, meint der 34-Jährige, hätte man die Tiere nicht über den Zaun heben können.

Die örtliche Polizei kann sich nicht erinnern, dass es schon einmal einen vergleichb­aren Fall in der Region gegeben hätte. „Deswegen recherchie­ren wir momentan in allen Datenbanke­n und prüfen auch, ob es mögliche zusammenhä­ngende Fälle in den Nachbarlan­dkreisen gab“, sagte Polizeiche­f Norbert Bachmaier im Gespräch mit unserer Zeitung.

Ebenfalls unklar ist noch, ob es zwischen diesem Fall und einem anderen im Bergheimer Ortsteil Hennenweid­ach einen Zusammenha­ng gibt. Dort wurden ebenfalls vier Tiere von einer Weide gestohlen. „Die operativen Ermittlung­en gehen weiter.“

Indes stellt sich Familie Oppenheime­r weiter Fragen. Fest steht für den Tierbesitz­er allerdings: „Sie haben es auf das Fleisch abgesehen.“Für die Tat dürften die Täter einige Zeit gebraucht haben – zumal es dunkel war in dieser Nacht in Bergheim.

Newspapers in German

Newspapers from Germany