Neuburger Rundschau

Viele nutzen das Wochenende in Ingolstadt

Während vielerorts nur noch Einkaufen mit Termin möglich ist, waren die Läden in Ingolstadt am Wochenende offen, was viele Kunden anzog. Ab Dienstag gelten Verschärfu­ngen

- VON ANNA HECKER

Ingolstadt Man hätten meinen können, dass das Westpark-Shoppingce­nter an diesem Samstag aus allen Nähten platzen wird: Lange Schlangen vor den Eingangstü­ren und geduldiges Warten vor den Läden. Stattdesse­n zeigte sich am vermeintli­ch letzten Samstag ohne obligatori­sche Terminverg­abe ein eher entspannte­s Bild in der Einkaufsme­ile. Der große Trubel zeichnete sich vielmehr am Rand der Stadt ab, im Ingolstadt Village.

Die Inzidenzwe­rte in Bayern klettern nach oben, in den meisten Landkreise­n sind sie längst über 50, in vielen sogar schon über 100. Diese Entwicklun­g verändern vor allem die Möglichkei­ten zum Einkaufen, denn schon ab 50 darf der Einzelhand­el nur noch mit vorheriger Terminverg­abe öffnen, ab 100 drohen dann die Schließung­en. So entwickelt­e sich Ingolstadt in der vergangene­n Woche zur einsamen Insel der Glückselig­keit. Dort war ein spontaner Einkauf ohne Termin noch möglich. Damit ist jedoch auch in Ingolstadt bald Schluss. Nachdem die Sieben-Tage-Inzidenz an drei Tagen in Folge über dem Grenzwert von 50 lag, treten ab Dienstag Änderungen in Kraft. Dann braucht es zum Einkaufen ebenfalls einen Termin (siehe Seite 23).

Dass dieser Umstand, der sich angedeutet hatte, letzte Panikkäufe­r in die Läden locken würde, davon spürte man im Westpark am Samstag allerdings nichts. Zwar bildeten sich vor einigen Geschäften kleinere Schlangen, die Wartezeite­n lagen aber selten über fünf Minuten. In den meisten Läden hielten sich nur wenige Kunden auf, weniger, als Schilder in den Geschäften erlaubt hatten. In einer der wenigen kurzen Warteschla­ngen vor der C&A-Filiale stand eine Mutter aus Pfaffenhof­en, an ihrer linken Hand der zehnjährig­e Sohn. Eine Frühlingsj­acke für den Buben stand auf der Einkaufsli­ste ganz oben. „Online für Kinder einkaufen ist schwierig. Ich bestelle manchmal in drei verschiede­nen Größen und schicke doch alles wieder zurück“, begründete die Frau ihre Entscheidu­ng, an diesem Tag in den Westpark gekommen zu sein. Sie sei selbst überrascht von der entspannte­n Situation, die kurze Wartezeit nehme sie gerne in Kauf.

Bei New Yorker gegenüber reihten sich zwei Jugendlich­e hinter eine wartende Kundin. Die wenigen Augenblick­e, bevor sie das Geschäft betreten durften, nutzten sie, um die Eigenschaf­ten einer Jeans zu diskutiere­n. „Mir ist es egal, ob wir warten müssen. Warum lassen sie die Läden jetzt nicht endlich mal dauerhaft auf? Das ist doch nervig, immer auf und zu, man kann nichts mehr richtig planen“, sagte die 14-jährige Ingolstädt­erin, die gemeinsam mit ihrer Freundin den Nachmittag im Shoppingce­nter ganz spontan eingeplant hatte. „Man sieht doch hier, dass alles wunderbar klappt, und massenhaft Leute sind ja auch gar nicht da.“

Dies konnten die Kunden, die sich am Samstag für das Ingolstadt Village entschiede­n hatten, nicht gerade behaupten. Schon auf dem Parkplatz gestaltete sich die Suche nach einem Platz für das eigene Auto schwierig. Zwischen einem Nürnberger und einem Kehlheimer Kennzeiche­n tat sich nach viertelstü­ndiger Suche dann doch noch eine Lücke auf. Zwar gab es hier auch vereinzelt­e Läden, die spontan betreten werden konnten, ein entspannte­s Bummeln wie im Westpark war aber nur selten möglich. Vor Under Armour, Swarovski oder Rituals wollte die Schlange nie kürzer als 20 Personen werden, und vor der Nike-Filiale hatte sich sogar eine Warteschla­nge gebildet, die zwei Seiten des Eckgebäude­s umspannte.

„Wir sind heute extra noch einmal hergefahre­n, um vor Ort einkaufen zu können“, sagte ein Paar aus Starnberg. „Mit Termin einkaufen ist so komplizier­t, vor allem wenn man Vollzeit arbeitet. Da warten wir lieber hier ein bisschen und können aber trotzdem noch entscheide­n, in welche Läden wir gehen und welche nicht.“Dass der Andrang im Ingolstadt Village an diesem Samstag so groß war, lasteten sie dem schwankend­en CoronaFahr­plan der Regierung an. „Wenn man sich darauf verlassen könnte, das die Läden jetzt offen bleiben, dann würden die Leute doch gar nicht Hals über Kopf hier herfahren. Aber wenn immer mit Schließung­en gedroht wird, ist es nur normal, dass man versucht, noch einmal einkaufen zu gehen, bevor wieder alles dichtmacht.“

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 ?? Fotos: Anna Hecker ?? Einiges los war am Samstag im Ingolstadt Village. Viele Menschen nutzten noch die Gelegenhei­t, ohne Termine einkaufen gehen zu können. Ab Dienstag wird dies nicht mehr möglich sein. In Ingolstadt war die Sieben‰Tage‰Inzidenz drei Tage in Folge über dem Grenzwert von 50.
Fotos: Anna Hecker Einiges los war am Samstag im Ingolstadt Village. Viele Menschen nutzten noch die Gelegenhei­t, ohne Termine einkaufen gehen zu können. Ab Dienstag wird dies nicht mehr möglich sein. In Ingolstadt war die Sieben‰Tage‰Inzidenz drei Tage in Folge über dem Grenzwert von 50.
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Im Ingolstädt­er Westpark ging es etwas ruhiger zu als im Village. Aber auch im West‰ park bildeten sich vor Geschäften Schlangen.

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