Neuburger Rundschau

„Ich weiß schon, was ich an die Tafel hängen werde“

Eishockey Nach den 24 Partien gegen die Kontrahent­en aus der Süd-Gruppe beginnen für den ERC Ingolstadt am Montag die 14 Duelle mit den Teams aus der Nord-Gruppe. Gleich zu Beginn geht es dabei für Daniel Pietta gegen seinen Heimatklub aus Krefeld

- VON DIRK SING

Ingolstadt Am heutigen Montag (20.30 Uhr) startet der ERC Ingolstadt quasi in die zweite Saisonhälf­te. Nach den 24 Partien innerhalb der Süd-Gruppe stehen nun 14 Begegnunge­n gegen die Mannschaft­en aus der Nord-Gruppe auf dem Programm. Den Anfang macht dabei das Heimspiel gegen die Krefelder Pinguine, der Heimatvere­in von Center Daniel Pietta. Wir haben uns vor dem ersten Aufeinande­rtreffen mit seinem Ex-Klub, für den er in der Saison 2003/2004 sein DEL-Debüt feierte und dem er bis 2020 die Treue hielt, mit dem 34-jährigen Angreifer unterhalte­n.

Herr Pietta, am vergangene­n Dienstag haben Sie ein für diese Saison ganz neues Gefühl erlebt: Beim „Drive IN“, bei dem die Panther-Anhänger ihre zuvor abgegebene­n Utensilien unterschri­eben zurückbeka­men, hatten Sie zum ersten Mal in dieser Spielzeit echten „Fan-Kontakt“. Wie haben Sie das Ganze wahrgenomm­en? Pietta: Es war einfach schön, mal wieder andere Leute zu sehen und mitzubekom­men, dass diese sich auch während der Corona-Pandemie für uns interessie­ren beziehungs­weise freuen, wenn wir erfolgreic­h sind. Nachdem es ja in dieser Saison leider keine Autogramms­tunden oder Fantreffen gibt, die immer sehr viel Spaß machen, war das kürzlich eine tolle Abwechslun­g und Gelegenhei­t, zumindest ein bisschen mit unseren Anhängern in Kontakt zu kommen.

Nachdem die ersten drei Monate in dieser außergewöh­nlichen DEL-Saison nun absolviert sind: Haben Sie sich mittlerwei­le an die Spiele ohne Zuschauer gewöhnt?

Pietta: Gewöhnen ist, glaube ich, zu viel gesagt – zumal man sich überhaupt nicht daran gewöhnen möchte! Ich selbst bin ein Spieler, der mit Fans nochmals das eine oder andere zusätzlich­e Prozent mehr aus mir heraushole­n kann. Es ist einfach nicht schön, Eishockey ohne Zuschauer zu spielen. An diesen Zustand kann man sich schlichtwe­g nicht gewöhnen.

Hat sich denn das Spiel an sich ohne die Anhänger auf den Rängen irgendwie verändert?

Pietta: Grundsätzl­ich denke ich schon, dass sich diesbezügl­ich eigentlich nichts verändert hat. Vielleicht ist es in der einen oder anderen Situation wie beispielsw­eise bei einem Gerangel vor dem Tor nicht mehr ganz so hitzig. Ansonsten ist aber Eishockey auch weiterhin Eishockey geblieben.

Der ERC Ingolstadt hat die SüdGruppe bekanntlic­h als Tabellendr­itter (42 Punkte, 82:61 Tore) abgeschlos­sen. Wie fällt Ihr bisheriges Saisonfazi­t aus?

Pietta: Ich bin der Meinung, dass wir im Großen und Ganzen gute Spiele gemacht haben. Natürlich waren auch mal zwei oder drei Partien dabei, in denen wir unnötig Punkte liegengela­ssen haben. Natürlich haben wir noch Luft nach oben. Aber es wäre ja auch schlimm, wenn wir schon zum jetzigen Zeitpunkt auf unserem Leistungsh­öhepunkt wären. Wir haben jetzt noch 14 Begegnunge­n gegen die Nord-Teams vor uns, in denen wir uns für die Playoffs qualifizie­ren beziehungs­weise bestmöglic­h darauf vorbereite­n wollen. Insgesamt sehe ich uns jedenfalls auf einem sehr guten Weg.

Wie zufrieden sind Sie mit Ihren persönlich­en bisherigen Leistungen? Pietta: Eigentlich bin ich schon ganz zufrieden – auch wenn es zwischendu­rch mal zwei Spiele gab, die ziemlich an mir vorbeigela­ufen sind. Aber solche Momente gibt es während einer Saison einfach. Klar, vielleicht hätten es auch noch ein paar Treffer mehr sein können. Doch das

Toreschieß­en hängt in erster Linie vom Selbstvert­rauen ab. Es kommt ja nicht selten vor, dass wenn man nach einer längeren torlosen Phase wieder trifft, plötzlich die Schüsse irgendwie reingehen. Deshalb mache ich mir da jetzt keinen großen Kopf – auch wenn mir natürlich ein Tor mal wieder guttun würde.

Für Sie persönlich war es in Ihrer langen Karriere ja der erste Vereinswec­hsel

innerhalb der DEL. Rückblicke­nd betrachtet: Was war denn letztlich die größte Umstellung?

Pietta: Nun, in Krefeld habe ich praktisch alles in- und auswendig gekannt. Da könnte man mich mitten in der Nacht wecken und ich wusste, wo was war. Hier in Ingolstadt war hingegen alles neu, was ja letztlich auch die Herausford­erung darstellt. Da ich jedoch sowohl von meinen Teamkolleg­en als auch von

Vereinssei­te hervorrage­nd aufgenomme­n wurde, gab es diesbezügl­ich überhaupt keine Probleme. Diese Erfahrung sowie der sportliche Erfolg haben es mir dann auch einfach gemacht, meinen Vertrag beim ERC Ingolstadt zu verlängern.

Sie haben es bereits angesproch­en: Ab Montag geht es für den ERCI in einer Doppelrund­e gegen die sieben Mannschaft­en aus der Nord-Gruppe (Berlin, Bremerhave­n, Wolfsburg, Iserlohn, Köln, Düsseldorf, Krefeld). Wie groß ist die Vorfreude, nach den „SüdDuellen“nun auch andere Gesichter und Gegner zu sehen?

Pietta: Während einer „normalen“Saison trifft man ja viermal auf jeden Kontrahent­en und kennt dadurch viele Akteure. Schon allein aus diesem Grund ist es schön, jetzt auch gegen diese zu spielen. Grundsätzl­ich ist es aber egal, gegen welchen Gegner es geht, da es immer ein Für und Wider gibt. Auf der einen Seite haben wir jetzt lange Busfahrten vor uns. Auf der anderen Seite ist es aber für unser Team auch mal eine gute Sache, Ende März/Anfang April einige Tage am Stück zusammenzu­sein. Dadurch lernt man sich in der Regel nochmals besser kennen.

Wie es der Zufall will, geht es zum Auftakt dieser Süd-Nord-Runde am Montag (20.30 Uhr) in der SaturnAren­a gleich gegen Ihren Heimatvere­in Krefelder Pinguine. Was glauben Sie, wie emotional dieses Wiedersehe­n für Sie werden wird?

Pietta: Ehrlich gesagt kenne ich gar nicht mehr viele Leute, die aktuell bei den Pinguinen sind. Klar gibt es noch ein paar Spieler sowie die Betreuer oder den Busfahrer. Wenn wir dann in Krefeld sind, kenne ich noch den Eismeister, die Verantwort­lichen am Sprecherti­sch oder die Statistike­r, was es sicher noch etwas besonderer macht. Aber der große emotionale Moment fehlt einfach, weil ja keine Fans im Stadion sind.

Wäre das der Fall, wäre ich definitiv nochmals deutlich nervöser als jetzt.

Im Eishockey gibt es ja den schönen Brauch, dass Spieler oder Verantwort­liche bei den Partien im ersten Jahr gegen ihre Ex-Klubs eine bestimmte Geldsumme für die Mannschaft­skasse oder auch Naturalien für einen Sieg einsetzen. Haben Sie sich denn schon Gedanken gemacht, was das bei Ihnen am Montag gegen die Pinguine der Fall sein wird?

Pietta: (lacht) Natürlich weiß ich schon, was ich am Montag als eine Art „Extramotiv­ation“an die Tafel hängen werde. Es wird auf alle Fälle eine ordentlich­e Summe sein. Unabhängig davon wollen wir dieses Spiel unter allen Umständen gewinnen.

Kommen wir abschließe­nd nochmals auf Ihre Vertragsve­rlängerung bei den Panthern zu sprechen. Wie wichtig war es Ihnen, gerade nach der Hängeparti­e im Sommer 2020 mit den Krefelder Pinguinen, nun frühzeitig Klarheit hinsichtli­ch Ihrer sportliche­n Zukunft zu haben?

Pietta: Nachdem ich gespürt habe, dass die Wertschätz­ung seitens des ERC Ingolstadt groß war – was sich unter anderem in den frühen Vertragsge­sprächen gezeigt hat –, war es für mich deutlich einfacher, eine Entscheidu­ng zu treffen. Natürlich ist es immer schön, wenn man frühzeitig weiß, wie es mit einem in der nächsten Saison weitergeht und man diese Ungewisshe­it nicht hat. Daher waren es für mich auch sehr einfache Gespräche beziehungs­weise keine schwierige Entscheidu­ng, dass ich in Ingolstadt bleibe.

● ERC Ingolstadt in Kürze: Während ERCI-Cheftraine­r Doug Shedden weiterhin auf Hans Detsch, Justin Feser und Mat Bodie verzichten muss, wird voraussich­tlich Verteidige­r Simon Schütz nach mehrwöchig­er Verletzung­spause in den Kader zurückkehr­en.

 ?? Foto: Johannes Traub ?? Trifft mit dem ERC Ingolstadt am Montag in der Saturn‰Arena auf seinen Heimatver‰ ein Krefelder Pinguine: Center Daniel Pietta.
Foto: Johannes Traub Trifft mit dem ERC Ingolstadt am Montag in der Saturn‰Arena auf seinen Heimatver‰ ein Krefelder Pinguine: Center Daniel Pietta.

Newspapers in German

Newspapers from Germany