Tod einer Pflegerin wirft drängende Fragen auf
55-Jährige starb kurz nach einer Impfung mit AstraZeneca. Am Mittwoch soll das Ergebnis der Obduktion vorliegen
Kempten/Immenstadt Nach dem Tod einer mit dem AstraZeneca-Wirkstoff geimpften Krankenhaus-Mitarbeiterin ist die Bestürzung groß und viele Fragen sind offen. Ob die Hirnthrombose der 55-Jährigen durch die Impfung ausgelöst wurde, ist noch nicht letztgültig geklärt. Ein Zusammenhang gilt jedoch unter Fachleuten im Allgäu als wahrscheinlich. Aber was kann durch den AstraZeneca-Impfstoff im Körper passieren und was lässt die Gefahr für ein seltenes, aber lebensgefährliches Blutgerinnsel steigen?
Das Gesundheitsamt im Oberallgäu verweist auf die Universität Greifswald, wo Blutproben von Betroffenen aus ganz Europa untersucht wurden. Die Uni entwickelte mit europäischen Wissenschaftlern und dem Paul-Ehrlich-Institut eine Therapie. Die Gruppe um den Greifswalder Mediziner Andreas Greinacher hat die Ursache tödlicher Blutgerinnsel ergründet: Durch die Verabreichung von AstraZeneca entwickeln die Patienten Abwehrstoffe – wie es bei einer Impfung auch erwünscht ist. Einige dieser Stoffe können jedoch Blutplättchen aktivieren, die eine Art Wundheilungsprozess in Gang setzen. Durch die Blutgerinnung
können Hirnvenen verstopfen. Die Wissenschaftler haben ein Testverfahren und eine Therapie entwickelt und die Ergebnisse vor wenigen Tagen an Kliniken in ganz Deutschland
übermittelt. So könne nun weiter mit AstraZeneca geimpft werden, heißt es in einer Publikation der Uni Greifswald: „Betroffene Menschen können direkt therapiert werden.“
An den Allgäuer Impfzentren wird der AstraZeneca-Impfstoff weiter verabreicht. Im Oberallgäu wurden am Montag 108 Impfungen mit dem Wirkstoff durchgeführt. Die Patienten werden vorab informiert, welchen Impfstoff sie bekommen. Nur Einzelne haben sich laut Gesundheitsamt in den vergangenen Tagen im Oberallgäu gegen eine AstraZeneca-Impfung entschieden und ihren Termin abgesagt. Deutlich höher war am Dienstag die Quote beim Allgäuer
Klinikverbund. Laut Andreas Ruland, Sprecher der Geschäftsführung, seien 50 Mitarbeiter für eine Impfung mit AstraZeneca angemeldet gewesen. Doch nur 20 hätten sich das Präparat spritzen lassen.
Die Obduktion der 55-Jährigen, die an der Immenstädter Klinik arbeitete und am 20.März starb, hat inzwischen stattgefunden. Laut Polizei soll das Ergebnis am Mittwoch bekannt gegeben werden. Etwa eine Woche nach der Erstimpfung am 3.März hatte die Frau Kopfschmerzen bekommen. Sie wurde noch im Krankenhaus behandelt. Die Pflegerin habe nicht unter Vorerkrankungen gelitten, sagt Ruland.