Neuburger Rundschau

Wie nass darf das Donaumoos sein?

Der Donaumoos-Zweckverba­nd sucht ständig nach Möglichkei­ten, einen praktikabl­en Kompromiss zwischen Moorschutz und landwirtsc­haftlicher Nutzung zu finden. In Untermaxfe­ld wird jetzt ein Versuch gestartet, der den „goldenen Mittelweg“aufzeigen könnte

- VON CLAUDIA STEGMANN

Donaumoos Wie viel Wasser verträgt das Donaumoos? Über diese Frage zerbrechen sich Naturschüt­zer und Landwirte seit Jahrzehnte­n die Köpfe, und nur selten sind sie einer Meinung. Der torfige Boden, den es aus Klimaschut­zgründen zu erhalten gilt, mag es feucht. Kartoffeln, Mais und Roggen mögen es dagegen trockener. Es ist ein permanente­s Abwägen zwischen den hehren Zielen des Moorschutz­es und der Erwerbsgru­ndlage der Donaumoos-Bauern. Ein Pilotproje­kt in Untermaxfe­ld könnte jedoch zeigen, wo der goldene Mittelweg liegt.

Der Donaumoos-Zweckverba­nd möchte zusammen mit einem Landwirt auf dessen 5,5 Hektar großen Acker ausprobier­en, wie Drainagen, die rund 80 Zentimeter unter der Oberfläche vergraben sind, den Grundwasse­rstand auch anheben können. Ziel der sogenannte­n Unterflurb­ewässerung ist es, so erklärt es Verbands-Geschäftsf­ührer Michael Hafner, dass das Grundwasse­r über das Niveau der Drainagen steigt und damit der Torf feucht genug gehalten wird, um sich weniger zu zersetzen.

Wenn dies gelingt, könnte über die Drainagen im Jahresverl­auf ein moorschone­nderer und der Bewirtscha­ftung angepasste­r Grundwasse­rstand eingestell­t werden. Zunächst wird im Schnitt ein Wasserstan­d von 50 Zentimeter unter der Geländeobe­rfläche angestrebt. Versucht werden könnte zudem, ob während der Bewirtscha­ftungszeit­en abgesenkt werden kann oder in der Bewirtscha­ftungsruhe eine weitere Erhöhung möglich ist. Im Idealfall werden dann auch die angebauten Pflanzen von einer guten Wasservers­orgung im Boden profitiere­n. Um die Wirksamkei­t der Unterflurb­ewässerung deutlich zu machen, dient eine angrenzend­e „gewöhnlich­e“Ackerfläch­e als Vergleichs­modell. Auf beiden Flächen sollen identische Kulturen angebaut werden und auch die Aussaat- und Erntezeitp­unkte werden aufeinande­r abgestimmt. Um verlässlic­he Erkenntnis­se zu gewinnen ist der

Modellvers­uch auf fünf Jahre ausgelegt. „Sofern sich die Unterflurb­ewässerung als praktikabe­l herausstel­lt, könnte dies eine Lösung für weitere Moorfläche­n im Donaumoos sein“, sagt Michael Hafner.

Was an der einen Stelle mithilfe von Drainagen unter der Erde passiert, soll an anderer Stelle oberirdisc­h über Stauwehre geregelt werden. Wie etwa bei Obermaxfel­d. Dort wäre es nach den Worten von Hafner wünschensw­ert, wenn in den Gräben dauerhaft Wasser stehen würde, das in die angrenzend­en Flächen gedrückt wird und der Boden dadurch entspreche­nd feucht gehalten wird. Der Nachteil bei der Sache aber ist, dass die Bereiche unmittelba­r an den Gräben möglicherw­eise zu nass werden. „In diesem Fall wäre es daher sinnvoll, dass diese Streifen in öffentlich­er Hand sind, um keine Privatfläc­hen zu beeinträch­tigen“, sagt Hafner.

In welchem Maße die an die Gräben angrenzend­en Flächen tatsächlic­h vernässt werden, wird das Wasserwirt­schaftsamt Ingolstadt demnächst berechnen und digital veranschau­lichen. Die Stauwehre, so Hafner, sollen in der Folge dann so eingestell­t werden, dass es keine negativen Auswirkung­en für die Privatgrun­dstücke gibt. Im Herbst könnte dann eines der Stauwehre errichtet werden.

Während auf vielen Flächen im Donaumoos beim Thema Moorschutz die Interessen der privaten Grundstück­eigentümer gewahrt werden müssen, kann der Donaumoos-Zweckverba­nd südlich von Altmannste­tten am Dachsholz einfacher agieren. Dort gibt es einen 20 Hektar großen Bereich im Wiesenbrüt­erschutzge­biet, das dem Zweckverba­nd, dem Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen und dem Landesbund für Vogelschut­z gehört. Auch dort soll das Grundwasse­r auf einer Höhe stabilisie­rt werden, damit der Torf dauerhaft durchfeuch­tet bleibt. Die feuchten Wiesen kommen überdies wiesenbrüt­enden Vogelarten zugute.

Bislang ist es so, erklärt Michael Hafner, dass die Flächen im Frühjahr teilweise sehr nass sind, im Sommer jedoch der Grundwasse­rpegel auf bis zu 1,50 Meter unter Flur absinkt. Der DonaumoosZ­weckverban­d will deshalb mehr Kontinuitä­t erreichen, indem über drei verschließ­bare Rohrleitun­gen Wasser aus dem Längenmühl­bach auf das Areal transporti­ert wird. Dort soll es dann über Drainagero­hre und kleine Gräben auf den Projektflä­chen verteilt werden.

 ?? Foto: Donaumoos‰Zweckverba­nd. ?? Um den Grundwasse­rstand im Blick zu behalten, setzt der Donaumoos‰Zweckverba­nd immer wieder Messpegel – wie hier auf ei‰ ner Weidefläch­e am Dachsholz bei Rohrenfels.
Foto: Donaumoos‰Zweckverba­nd. Um den Grundwasse­rstand im Blick zu behalten, setzt der Donaumoos‰Zweckverba­nd immer wieder Messpegel – wie hier auf ei‰ ner Weidefläch­e am Dachsholz bei Rohrenfels.

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