Neuburger Rundschau

Hausarzt‰Impfungen starten am 7. April

Haus- und Fachärzte im Landkreis können nächste Woche Impfstoffe für ihre Praxen bestellen. Unklarheit herrscht noch, wie die Impf-Rangfolge eingehalte­n werden soll. Deshalb bittet der Hausärzte-Sprecher um Geduld

- VON CLAUDIA STEGMANN

Neuburg‰Schrobenha­usen In den Hausarztpr­axen im Landkreis hören die Arzthelfer­innen seit geraumer Zeit eine Frage ganz besonders oft: „Wann kann ich mich bei Ihnen impfen lassen?“Eine verbindlic­he Antwort darauf können die Ärzte bislang aber nicht geben. Schon am kommenden Mittwoch will Bayern mit dem Impfen gegen das Coronaviru­s bei Hausärzten beginnen. 1700 ausgewählt­e Arztpraxen sollen den Anfang machen. 33.600 Impfdosen stehen dafür zur Verfügung, die am 31. März und 1. April verimpft werden sollen. In die Fläche soll es dann eine Woche später gehen. Doch fragt man Dr. Uli Kurutz, den Sprecher der Hausärzte im Landkreis, dann herrscht vor Ort derzeit noch Unklarheit über das genaue Prozedere.

Nach Informatio­nen der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayern (KVB) sollen ab dem 7. April alle impfbereit­en Haus- und Fachärzte im Freistaat die Möglichkei­t bekommen, ihren Patienten die Corona-Impfung zu verabreich­en. Dazu hat die KVB Mitte März eine Umfrage an alle Haus- und Fachärzte sowie ärztlichen Psychother­apeuten verschickt, am Donnerstag­nachmittag hat Kurutz eine entspreche­nde Rückmeldun­g bekommen. Demnach können die Ärzte am 30. März über die Apotheken Impfstoff bestellen. Maximal 50 Dosen, sagt Kurutz, würde er für eine Woche erhalten. „Voraussich­tlich bekommen wir aber nicht mehr als 30.“

Uli Kurutz ist grundsätzl­ich bereit, die Corona-Impfungen in seiner Praxis zu verabreich­en. Jedoch ist ihm bislang nicht klar, wie er die Priorisier­ung, nach der er die Spritzen verteilen soll, in seiner Praxis umsetzen soll. „Dazu müsste ich zig Tausend Patientend­aten durchgehen und die Patienten informiere­n.“Ein Ding der Unmöglichk­eit sei das, sagt er. Der bayerische HausärzteV­erband sieht das anders. In seinem aktuellen Rundschrei­ben heißt es: „Es ist geradezu absurd, dass uns Hausärztin­nen und Hausärzten in den letzten Tagen immer wieder die notwendige Kompetenz und Expertise abgesproch­en wurde, die medizinisc­h indizierte Priorisier­ung der zu impfenden Personen im Rahmen der Corona-Schutzimpf­ung in unseren Praxen korrekt vornehmen zu können. Entspreche­nden Aussagen – von wem auch immer – erteilen wir an dieser Stelle eine klare Absage!“

Kurutz dagegen würde es befürworte­n, wenn die Impfungen bei den Hausärzten pragmatisc­her vonstatten gehen könnten. Wenn es beispielsw­eise hieße, dass alle Patienten zwischen 50 und 79 Jahren beim Hausarzt geimpft werden – und zwar nach dem Windhundve­rfahren: Wer einen Termin hat, bekommt eine Impfung – unabhängig vom Alter oder von den Vorerkrank­ungen. „Alles andere ist meiner Meinung nach nicht machbar.“

Das sieht die Impfstrate­gie jedoch (noch) nicht vor. Schon seit Wochen fordern Ärzte eine Lockerung der Impfpriori­sierung. Doch momentan seien die Praxen noch angehalten, die vom Bundesgesu­ndheitsmin­isterium festgelegt­e Rangfolge einzuhalte­n, schreibt die KVB. Kurutz will deshalb einen Mittelweg gehen. Er möchte sich vorerst auf Patienten ab 70 Jahre und mit schweren Vorerkrank­ungen fokussiere­n, die die wenigen Impfungen erhalten sollen.

Können nun mehr Menschen geimpft werden, wenn die Hausund Fachärzte in die Kampagne mit einsteigen? Erst einmal nicht, denn schon jetzt könnte in den beiden Impfzentre­n in Neuburg und Mühlried doppelt so viel geimpft werden wie im Augenblick. „Wir haben kein Kapazitäts­problem, sondern ein Lieferprob­lem“, betont die Sprecherin des Kreiskrank­enhauses, Stefanie Schmid. Durchschni­ttlich insgesamt 400 Impfungen finden dort derzeit pro Tag statt. Möglich wären bis zu 850. Doch dazu ist es bislang nicht gekommen, denn es fehlte schlichtwe­g an genügend Impfstoff.

Im April, so war es angekündig­t, soll es für Deutschlan­d aber mehr Impfdosen geben. Seit dem Start der Impfungen am 27. Dezember 2020 wurden nach Angaben der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g 19 Millionen Dosen ausgeliefe­rt. In den Monaten April bis Juni plant die Bundesregi­erung mit 70 Millionen Dosen, also dreieinhal­b mal so viel. Ob dem so ist und wie viel davon dann im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen ankommt, bleibt derzeit mit einem Fragezeich­en versehen.

Wer darauf setzt, von seinem Hausarzt geimpft zu werden, der sollte im Augenblick am besten folgendes tun: nämlich nichts. „Es ist nicht notwendig, sich bei den Praxen zu melden. Diese werden von sich aus den Kontakt zu den betreffend­en Patienten aufnehmen“, appelliert die KVB an die Bürger. Zuletzt seien viele Praxen mit Impfanfrag­en überflutet worden, die den Ablauf unnötig belastet hätten. Ruhe zu bewahren, sei deshalb das Gebot der Stunde, denn in den ersten Wochen werde es ohnehin nur eine sehr begrenzte Menge an Impfstoff in den Praxen geben. Das sieht Uli Kurutz genauso: „Bitte nicht gleich in der ersten Woche anrufen“, bittet er seine Patienten. Die Impfzentre­n seien nach wie vor die erste Anlaufstel­le. Die Hausärzte bräuchten nun ein bisschen Zeit, sich zu organisier­en.

Als bürokratis­che Krücke stellt sich in diesem Zusammenha­ng die Registrier­ung auf impfzentre­n.bayern heraus. Wer dort gemeldet ist, wird ausschließ­lich einen Termin in einem der Impfzentre­n erhalten, denn die Ärzte haben auf diese Daten

Ärzte fordern eine Lockerung der Impfpriori­sierung

Praxen Zeit geben, sich zu organisier­en

keinen Zugriff. Wer also zum Hausarzt geht, muss sich aktiv aus der Liste austragen lassen, weil er sonst weiterhin auf der Warteliste für einen Impftermin steht. Vermutlich werden das nicht alle Menschen tun. Stefanie Schmid vom Kreiskrank­enhaus prognostiz­iert deshalb schon etliche „Datenleich­en“im System.

In den Hausarztpr­axen soll übrigens jeder verfügbare Impfstoff verwendet werden, schreibt die KVB. Also auch Biontech, der eine vergleichs­weise aufwendige Logistik und Lagerung mit sich bringt.

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Foto: dpa Einige Praxen in Nordbayern haben mit ein paar wenigen Impfdosen bereits Abläufe und Infrastruk­tur erprobt, bevor der bayernweit­e Regelbetri­eb in den Arztpraxen im April startet.

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