Frühlingsgefühle in Neuburg
Sonne und knapp 20 Grad ziehen die Menschen in der Stadt nach draußen. Das Wetter lässt die tristen Corona-Umstände schon mal kurzzeitig vergessen. Doch der Wunsch nach mehr Freiheiten ist deutlich spürbar
Sonne und fast 20 Grad: Das lockt viele in der Stadt nach draußen. Der Wunsch nach mehr Freiheiten ist deutlich spürbar. »
Neuburg Sonne, blauer Himmel, fast 20 Grad: Rechtzeitig zu den Osterferien ist der Frühling endgültig da. Auch in Neuburg lechzen die Menschen nach einer Auszeit an der frischen Luft. Zwar sind wegen der Corona-Pandemie etliche Aktivitäten unmöglich. Doch die Neuburger machen das Beste daraus. Eindrücke vom Dienstag:
An der Ringmeierbucht haben sich Daniela Berneisch und ihr Freund Stefan Mordstein eine Decke im Sand ausgebreitet und picknicken in der Sonne. „Ich wohne direkt nebenan und komme im Sommer häufiger hierher“, sagt Berneisch. An diesem Dienstag ist sie heuer das erste Mal da. „Der Auftakt in die Saison“, sagt sie und lacht. Auch wenn es am Donauufer, mit Blick auf das Neuburger Schloss, schön ist, vermissen die beiden die coronabedingt geschlossenen Cafés und Biergärten. „Das wäre eine schöne Abwechslung.“
Nebenan, am Wasser, hängen vier Jungs ab. In den Urlaub fahren geht aktuell kaum. Also sind sie mit ihren Familien in den Osterferien hier geblieben. Jetzt kühlen sich die beiden Brüderpaare die Füße am Donauufer. „Wenn das Wetter so bleibt, gehen wir vielleicht noch im See in Weichering baden“, erzählen sie von ihren Plänen für die Osterferien. Rad fahren, Fußball spielen, an der Donau „chillen“: Bei diesem Wetter lässt es sich auch im heimischen Neuburg aushalten. Und wo geht es am Nachmittag noch hin? „In die Eisdiele!“
Dieses Ziel haben nicht nur sie. Vor einer Eisdiele in der Luitpoldstraße haben Kornelia und Rolf Hempe ihre Fahrräder abgestellt, schlecken an ihren Eiskugeln und blicken hinauf zum Schloss. Das Rentner-Paar ist erst vor Kurzem aus Passau nach Laisacker gezogen und erkundet die neue Heimat. An diesem Dienstag waren sie mit dem Fahrrad an der Donau. „Normalerweise ist ein Biergarten oder ein Café das Ziel am Ende“, sagen sie. „Jetzt ist die Eisdiele unsere Belohnung.“Manuele Antinori, Inhaber des Eiscafés Da Manuele, ist froh über die Einnahmen durch den Straßenverkauf. „Das ist besser als nichts“, sagt er. Ansonsten darf er derzeit keine Gäste empfangen. Antinori hat den Eindruck, dass die Leute sich sehr über die Sonne freuen und wieder viel unterwegs sind – und sich dabei gerne ein Eis gönnen. „Wo willst du sonst hin?“, verweist er auf die ansonsten eingeschränkten Möglichkeiten. Mit dem Geschäft sei er angesichts der Umstände zufrieden. Gleiches hört man in der Eisdiele Cantonati. „Wir kommen mit einem blauen Auge davon“, sagt Inhaber Virginio Cantonati. „Die Leute freuen sich, dass überhaupt etwas geht, und freuen sich aufs erste Eis.“Für seinen Umsatz ist das Wetter elementar. Als Cantonati Ende Februar sein Geschäft aufmachte, war das Wetter frühlingshafter, als es die Jahreszeit vermuten ließ. „Wir haben zwei Wochen Vollgas gegeben“, berichCantonati. Auch jetzt ist er natürlich froh über den strahlenden Sonnenschein. Zwei seiner Kunden sind Laurie Schwarz und Amelie Szepessy. Die Cousinen aus Neuburg verbringen die Osterferien ebenfalls zuhause. Weil das Wetter derart schön war, sind die 13-Jährigen mit dem Rad spontan zur Eisdiele gefahren. „Es ist heuer unser erstes Eis von der Eisdiele“, sagen sie. Dann fahren sie weiter, um sich an die Donau zu setzen.
Am Schrannenplatz sitzen Michaela Enzersberger, die Inhaberin des Café Zeitlos, und ihre Tochter Luisa vor ihrem Geschäft in der Sonne und warten auf eine Lieferung. Tische und Stühle sind vor dem Café aufgereiht. Doch selbst Außenbewirtung ist in diesen Tagen nicht erlaubt. An diesem Dienstag haben sie theoretisch nicht einmal für Abholer geöffnet. „Hätten wir bei diesem Wetter geöffnet, wäre die Hütte voll“, sagt Michaela Entet zersberger. Wie sehr ärgert es, angesichts des Frühlingswetters keine Gäste bedienen zu dürfen? „Natürlich ist Frust da. Aber man muss sich damit abfinden“, so Enzersberger. Sie geht davon aus, dass sich bis Mai nichts an der Situation ändern wird. Abgesehen von den finanziellen Einbußen sehen Mutter und Tochter zumindest einen Vorteil: Sie haben mehr Zeit für sich gewonnen. „Wir haben noch nie so viel miteinander gemacht wie jetzt.“