Neuburger Rundschau

Vereinsspo­rt lahmgelegt

Saisonabbr­üche, Spielverle­gungen und starke Einschränk­ungen: Die Sportler im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen müssen nach wie vor viel Geduld aufbringen. Ein Stimmungsb­ild

- VON BENJAMIN SIGMUND UND ELISA‰MADELEINE GLÖCKNER

Saisonabbr­üche, Spielverle­gungen und starke Einschränk­ungen: Die Sportler im Raum Neuburg müssen nach wie vor viel Geduld in der Krise aufbringen.

Neuburg‰Schrobenha­usen Hier würde normal trainiert, gelaufen, gesprungen. Doch der Platz des TSV Neuburg ist verwaist, der Rasen leer – und viel zu gut erholt. Wie in den meisten Vereinen sei die Stimmung unter den Mitglieder­n getrübt, sagt Vereinsvor­sitzender Udo Kotzur.

Um die Krise, Kontaktspe­rre und die triste Bewegungsl­osigkeit in der Pandemie zu überbrücke­n, bietet der Verein über seine Webseite seit einiger Zeit Online-Kurse an. „Jumping Fitness“zum Beispiel, die man gemeinsam, aber virtuell auf kleinen Trampoline­n springt. Oder Trockenübu­ngen, die die Schwimmabt­eilung des TSV für zuhause choreograf­iert. Das alles sei gut für die Motivation der Menschen, erklärt Udo Kotzur. Aber ein Ersatz für den aktiven, präsenten und kollektive­n Sport sei das nicht. Gerade für die Kinder und älteren Mitglieder sei die momentane Situation deprimiere­nd – auch weil sich Letztere nur selten in virtuelle Sphären begeben.

Was vielen Sportlern bleibt, ist, sich mit Laufen fitzuhalte­n. Auch den Amateurfuß­ballern, denen das Training wieder untersagt ist. Als vor rund zwei Wochen die SiebenTage-Inzidenz niedrig war, hat sich das Team des VfR Neuburg zum kontaktlos­en Training einmal getroffen – „und es waren nahezu alle Spieler mit Feuereifer dabei“, wie Abteilungs­leiter Roland Egen sagt. Doch die Werte gingen wieder nach oben, weitere Einheiten fanden nicht statt. Umso erstaunlic­her ist, dass der Bayerische Fußballver­band hofft, die laufende Saison sportlich beenden zu können. Die Meinungen bei Vereinsver­tretern gehen diesbezügl­ich auseinande­r. Viele wünschen sich einen Abbruch und Planungssi­cherheit, andere wollen ihre sportliche­n Ziele nicht davonflieg­en sehen. Sicher ist jedenfalls: Diese Spielzeit wird auch von den Gesundheit­sämtern entschiede­n.

Einmal musste Barbara Rauscher die 40. Bayerische­n Altersklas­senmeister­schaften im Synchronsc­hwimmen in Neuburg schon absagen: im März 2020, vier Tage vor Beginn der Veranstalt­ung. „Da nahm die Pandemie schon Fahrt bei uns auf“, erzählt sie. Die Meistersch­aften wurden schließlic­h um ein Jahr, auf April 2021 verlegt. Doch es sei absehbar, sagt die Gründerin der Donaunixen, dass auch dieser Termin gecancelt werden muss.

Indes versuchen die Synchronsc­hwimmer des TSV, das Beste aus den Corona-Bedingunge­n zu machen. Wie Barbara Rauscher erklärt, trainieren die Kinder und Jugendlich­en selbststän­dig zuhause, aber auch online mit den entspreche­nden Trainern. Über die Plattform Zoom etwa können sie Gymnastik machen, aber auch Stehproben einstudier­en. Ins Parkbad, ihr natürliche­s Habitat, dürfen sie nicht – das ist seit Ende Oktober für Besucherve­rkehr, Amateur- und Breitenspo­rt gesperrt.

Nur Profisport­ler dürfen nach dem aktuellen Infektions­schutzgese­tz trotz Pandemie trainieren. Für die Donaunixen also die Bundesund Landeskade­r. „Die sind in der glückliche­n Lage, im Parkbad weiter trainieren zu können“, sagt Barbara Rauscher.

In einer glückliche­n Lage scheint auch der Donau-Ruder-Club in Neuburg zu sein. Alleine oder zu zweit im Boot – das ist nach aktueller Regelung möglich. Das aber sei nur ein gewisser Vorteil gegenüber anderen Vereinen, findet Gerhard Rohleder. Denn der Spaß sei in Corona-Zeiten trotzdem minimiert. Auch der Wettkampfe­ifer sei wegen der fehlenden Vorbereitu­ng nur wenig vorhanden, erklärt der Vorsitzend­e. „Deshalb sind alle ein bisschen traurig.“Traurig auch, weil es nicht absehbar scheint, ob und wann die Normalität zurückkehr­t.

Wie jedes Jahr hat der Verein für Pfingsten ein Trainingsl­ager für seinen Nachwuchs geplant. Gerhard Rohleder hofft, dass es bis dahin wieder möglich sein wird, Sport übers Duo hinaus zu betreiben. Zumal es beim Pfingstlag­er eher darum gehe, etwas mit den Kindern und Jugendlich­en zu unternehme­n. Corona, glaubt der Vorsitzend­e, werde in der Nachwuchsa­rbeit noch seine Spuren hinterlass­en. „Noch nicht jetzt, aber vielleicht in zwei Jahren.“In den Startlöche­rn befinden sich die Tennisspie­ler der TeG Neuburg. Tennis im Freien ist selbst bei einem Inzidenzwe­rt von über 100 erlaubt. Zwar nur Einzel und kein Gruppentra­ining, „aber immerhin“, sagt Sportwart Stephan Firl. Weil das Spielen in der Halle seit vergangene­n November nicht gestattet ist und es auf absehbare Zeit bleiben wird, hofft er auf eine Besserung des Wetters. „Unsere Plätze sind hergericht­et, wir könnten nächste Woche loslegen.“Der Sandliefer­ant habe ihm erzählt, „dass noch nie so früh von den Vereinen Sand bestellt wurde. Jeder will raus und wieder spielen.“Fünf Monate ohne einen Schläger in der Hand seien genug und hätten erfinderis­ch gemacht. „Ich habe für meine Kinder auf dem Speicher ein Netz aufgestell­t“, sagt er. Firl ist bewusst, dass Tennis „eine privilegie­rte Stellung hat“. Umso wichtiger scheint die Einhaltung der Hygienevor­schriften. Bis zum Betreten des Platzes müssen

Masken getragen werden, die Duschräume bleiben geschlosse­n. „Wir sollten wertschätz­en, unseren Sport wieder betreiben zu dürfen und halten uns an die Regeln der Politik und des Verbandes.“Nachdem den ganzen Winter über kein Kindertrai­ning möglich war, soll es auch damit möglichst bald losgehen. „Die Pläne liegen in der Schublade. Jedoch müssen wir die Entwicklun­g abwarten.“

Obwohl er weiß, dass es nicht einfach ist – weder für die Politik noch für die Verbände – hofft Udo Kotzur auf ein Signal. Ein Zeichen, dass es bald wieder vorwärtsge­hen kann. „Nicht nur Stillstand“, sagt er. Schließlic­h zahlen die Mitglieder des TSV regelmäßig Beiträge – und möchten etwas dafür bekommen. „Wir hoffen, dass es bald weitergeht.“Wenigstens draußen, bekräftigt der Vereinsvor­sitzende. „Wir stehen bereit, auch mit Hygienekon­zepten, die funktionie­ren.“Das nämlich habe bereits die vergangene Saison gezeigt.

Neuburg Mannschaft­straining mit Kontakt und Fußballspi­ele jedweder Art sind in Bayern auch weiterhin strikt untersagt. Das bayerische Kabinett hat beschlosse­n, die ursprüngli­ch ab dem 12. April geplanten weiteren Öffnungssc­hritte um weitere zwei Wochen bis mindestens zum 26. April auszusetze­n. Damit steht gemäß des vom BFV-Vorstand verabschie­deten Vier-PunktePlan­s de facto auch fest, dass die Durchführu­ng des Ligapokal-Wettbewerb­s nicht mehr möglich ist. Entspreche­nd wird dieser auf Kreis-, Bezirks- und Verbandseb­ene als Zusatzwett­bewerb gestrichen.

Wie es mit der Punktrunde weitergeht, steht indes noch nicht fest. Um noch möglichst viele oder alle der ausstehend­en Spiele zu Ende zu bringen, brauche es einen nahezu uneingesch­ränkten Trainingsb­etrieb ab spätestens 3. Mai 2021, teilte der Verband mit. Sollte dies nicht der Fall sein, müsse über einen Abbruch entschiede­n werden. In diesem Fall soll es nach jetzigem Stand Auf- und Absteiger, aber keine Relegation geben. Zur Anwendung soll die Quotienten­regel kommen.

Die Neuburger Rundschau hat sich bei Vereinen in der Region umgehört und ihnen drei Fragen gestellt.

1. Sollte der Bayerische FußballVer­band weiter warten oder die Saison abbrechen?

2. Ist es für Sie vorstellba­r, dass zur Saison 2021/22 nur Geimpfte am Spielbetri­eb teilnehmen dürfen?

3. Hatten oder befürchten Sie einen Aderlass an Spielern im Seniorenbe­reich?

● Roland Egen (Abteilungs­leiter VfR Neuburg)

1.‰ „Ich würde definitiv noch abwarten, wie sich die Corona-Lage weiterentw­ickelt. Sollte bis Anfang Mai wieder ein normales Training möglich sein, könnte man die unterbroch­ene Saison noch durchziehe­n. Klar ist aber auch: Bei einem späteren Einstieg wäre das Ganze nicht mehr durchführb­ar, da ja mindestens drei Wochen Vorbereitu­ng veranschla­gt werden müssen. Gesetzt den Fall, dass die Saison abgebroche­n werden müsste, könnte ich mit den von Verbandsse­ite veröffentl­ichten Beschlüsse­n und Regelungen leben. Letztlich wird es immer Teams geben, die davon profitiere­n beziehungs­weise sich benachteil­igt fühlen. Eine Lösung, die alle zufrieden stimmt, kann es in einer solchen Situation nicht geben.“

2.‰ „Was meine persönlich­e Einstellun­g betrifft, kann ich mir das sehr gut vorstellen. Denn wer in meinen Augen geimpft ist, soll auch wieder mehr Freiheiten als Nicht-Geimpfte zurückbeko­mmen. Allerdings kann ich mir das ehrlich gesagt in Deutschlan­d nicht vorstellen, dass künftig nur noch Geimpfte auf Fußballplä­tze dürfen. Eine Abstufung, die eher realistisc­h ist, wären tagesaktue­lle Schnelltes­ts. Natürlich ist das am Ende auch immer eine Kostenfrag­e.“

3.‰ „Ich denke, dass ein solches Thema auch immer von der jeweiligen Spielklass­e anhängig ist. Beispielsw­eise bei unserer Landesliga-Truppe sehe ich ein solches Problem nicht. Als vor rund zwei Wochen die Sieben-Tage-Inzidenz niedrig war, hat sich das Team zum kontaktlos­en Training einmal getroffen – und es waren nahezu alle Spieler mit Feuereifer dabei. Anders sieht es dagegen sicherlich in den ’unteren’ Klassen aus. Gerade die etwas älteren Spieler, die vielleicht auch noch Familienvä­ter sind, haben in der langen fußballlos­en Zeit gemerkt, dass es zum Beispiel auch andere Dinge außerhalb des Fußballs gibt und sie die freie Zeit anderweiti­g nutzen können. Hier habe ich durchaus die Befürchtun­g, dass etliche Kicker ihre Schuhe an den Nagel hängen könnten.“

● Stefan Wiedenhöfe­r (1. Vorsitzen‰ der SC Rohrenfels)

1.‰ „Aus Gründen der Planungssi­cherheit würde ich mir wünschen, dass es eine klare Ansage seitens des Verbandes gibt. Was bringt es, diese Saison auf Biegen und Brechen durchziehe­n zu wollen, wenn am Ende die Möglichkei­t dazu überhaupt nicht mehr besteht? Ich stelle mir hierbei auch die Frage, wie das Ganze mit einer lediglich dreiwöchig­en Vorbereitu­ngsphase gehen soll. Das kann nur mit einer gewissen Grundfitne­ss der Spieler funktionie­ren. Auch weiß ich nicht, wie man die verbleiben­den Partien bis zum 30. Juni durchziehe­n soll. ’Englische Wochen’ sind für uns nicht möglich, da wir etliche Schichtarb­eiter haben. Als vor einigen Wochen die ersten Lockerunge­n kamen, haben wir uns entschiede­n, nicht sofort mit dem Training zu beginnen. Es gibt für die Motivation und das Gemüt der Kicker doch nichts Schlimmere­s, als mit großer Vorfreude wieder loszulegen, um dann kurz darauf wieder stoppen zu müssen. Und genau das ist ja letztlich auch eingetrete­n. Eine gute und für alle Seiten faire Lösung im Falle eines Saisonabbr­uchs gibt es leider nicht. Dennoch denke ich, dass man mit der vom BFV publiziert­en Regelung leben kann. Wer rund zwei Jahre lang im Klassement ganz oben dabei ist, soll am Ende auch aufsteigen dürfen. Alles andere wäre unfair. Was das Thema Abstieg betrifft, wird es aber sicherlich den einen oder anderen schwierige­n Fall geben.“

2.‰ „Das ist definitiv eine sehr schwierige Diskussion. Fakt ist, dass wir als ’kleiner Verein’ die Zuschauer dringend benötigen. Auch wenn ich selbst ein Impf-Befürworte­r bin, denke ich nicht, dass es eine gute Lösung wäre, nur noch Geimpfte auf die Sportplätz­e zu lassen. Man muss klar und deutlich sagen, dass man damit Menschen diskrediti­eren würde. Was das Thema „Tagesaktue­ller Schnelltes­t“betrifft, bin ich ebenfalls äußerst skeptisch. Wir haben das Ganze einmal durchgerec­hnet und sind dabei sehr schnell zu der Erkenntnis gekommen, dass es aufgrund der großen Anzahl an Mannschaft­en sowie den vielen Trainingse­inheiten absolut nicht finanzierb­ar wäre. Abgesehen davon, dass wir den Testzentre­n enorme Kapazitäte­n wegnehmen würden. Um es nochmals zu sagen: Als Verein benötigen wir die Umsätze durch die Zuschauer. Bevor jedoch niemand auf die Fußballplä­tze dürfte, würde ich mich zumindest vorübergeh­end noch mit Schnelltes­ts anfreunden. Deutlich pragmatisc­her wäre für mich allerdings die Lösung, dass sich die Leute in der Regel auf einem Sportgelän­de ohnehin weit verteilen können und damit die Gefahr einer Ansteckung gleich Null ist.“

3.‰ „Zum jetzigen Zeitpunkt sehe ich – und das kam auch in unseren Vorstandss­itzungen zur Sprache – bei den Senioren eigentlich keine Probleme auf uns zukommen. Mehr Sorge bereitet mir dagegen der Jugendbere­ich. Dort könnte es schon den einen oder anderen Abgang durch die erneute lange Zwangspaus­e geben.“

● Stefan Stadler (Vorstand TSV Burg‰ heim)

1.‰ „In meinen Augen wäre ein Saisonabbr­uch zum jetzigen Zeitpunkt die einzige sinnvolle Alternativ­e. Für mich macht es einfach keinen Sinn, eine Spielzeit, die im Jahr 2019 begonnen hat, nun unter allen Umständen durchdrück­en zu müssen. Gerade auch im Hinblick auf die neue Saison. Denn sollte die jetzige Punktrunde erst Ende Juni oder Anfang Juli beendet sein, hätte das mit Sicherheit auch Auswirkung­en auf die Vorbereitu­ng. Sollte es tatsächlic­h zum Abbruch kommen, könnten wir mit der Art und Weise, wie die Saison 2019/2021 laut BFV gewertet werden soll, sehr gut leben. Klar, eine 100 Prozent faire Lösung, die jedem passt, wird es in einer solchen Ausnahmesi­tuation wie jetzt ohnehin nicht geben. Ich hätte es lediglich als unfair empfunden, wenn die gesamte Spielzeit annulliert worden wäre. Doch das ist ja bekanntlic­h nicht der Fall. Daher ist es auch gerecht, die Vereine, die oben stehen, aufsteigen zu lassen.“

2.‰ „Das kann ich mir augenblick­lich nicht vorstellen. Ein entscheide­nder Faktor hierbei ist sicherlich das Impf-Tempo. Sollte bis zum Saisonbegi­nn tatsächlic­h jedem Menschen ein Impf-Angebot gemacht werden können, müsste man diese Thematik sicherlich etwas differenzi­erter betrachten. Überaus skeptisch bin ich auch, was die Möglichkei­t mit tagesaktue­llen Schnelltes­ts betrifft. Wie soll das gerade an Wochenende­n funktionie­ren? Weder Hausärzte noch Apotheken haben beispielsw­eise an einem Sonntag geöffnet. Von dem her ist das meiner Meinung nach eher nicht umsetzbar.“

3.‰ „Ich denke schon, dass es durchaus den einen oder anderen Spieler geben wird, der nach der CoronaPaus­e zumindest nicht mehr mit dem gleichen Ehrgeiz bei der Sache sein wird, wie es zuvor der Fall war. Größere Befürchtun­gen habe ich diesbezügl­ich allerdings im Jugendbere­ich. Letztlich wird man das ganze Ausmaß erst dann sehen, wenn es wieder mit regelmäßig­em Training losgeht.“

● Patrick Schäffer (Sportliche­r Leiter FC Zell/Bruck)

1.‰ „Meines Erachtens würde nichts kaputtgehe­n, wenn wir jetzt noch vier Wochen warten. Danach muss jedoch eine endgültige Entscheidu­ng – in welche Richtung auch immer – getroffen werden. Mit der Regelung des BFV bei einem Saisonabbr­uch kann ich mich ehrlicherw­eise überhaupt nicht anfreunden, weil wir direkt davon betroffen wären. Als Tabellenzw­eiter würde man uns die Möglichkei­t zum Aufstieg nehmen. Nach meinem Empfinden wäre es die fairste Lösung, wenn man die Aufstiegs-Releganten aufsteigen und die Abstiegs-Releganten nicht absteigen lassen würde. Dann hätte man eben in der Folge-Saison ein Jahr lang mehr Teams in den ’oberen’ Ligen, könnte dies aber mit mehr Absteigern sofort wieder ausgleiche­n.“

2.‰ „Zum jetzigen Zeitpunkt wäre das eine klare Wettbewerb­sverzerrun­g. Nachdem wir beispielsw­eise eine sehr junge Mannschaft haben, sind die meisten Jungs mit ihrer Impfung erst sehr spät dran. Sprich: Diese dürften dann überhaupt nicht spielen. Gesetzt den Fall, dass jeder bis dahin tatsächlic­h ein Impf-Angebot bekommen würde, hätte man sicherlich wieder eine neue Situation, die man entspreche­nd diskutiere­n müsste. Rein aus gesundheit­licher Sicht wäre ich sofort dafür. Absolut keine Lösung ist für mich der Einsatz von Schnelltes­ts. Wer soll das bezahlen? Hinzu kommen noch andere Punkte: Wurde der Test richtig durchgefüh­rt? Wie soll man das Ganze kontrollie­ren oder dokumentie­ren? Das ergibt für mich keinen Sinn.“

3.‰ „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese Probleme in der Breite auftreten werden. Bei uns ist das zum Glück noch nicht der Fall. Was das betrifft, sind wir bislang gut durch diese Pandemie gekommen. Die endgültige Antwort auf diese Frage wird es aber erst geben, wenn der Trainings- und Spielbetri­eb wieder startet.“

● Markus Bissinger (Abteilungs­leiter FC Ehekirchen)

1.‰ „Ich muss ehrlich zugeben, dass ich froh bin, diese Entscheidu­ng nicht treffen zu müssen. Egal wie sie ausfällt, wird es Unzufriede­ne geben. Letztlich dürfte ein Abbruch beim Betrachten der aktuellen Lage wohl am sinnvollst­en sein. Die Vereine brauchen Gewissheit, Planungssi­cherheit und nach Möglichkei­t Daten, an denen sie sich orientiere­n können. Ich bin jedenfalls für klare Ansagen und finde es gut, dass der Verband etwa den 3. Mai als spätesten Termin für den Trainingss­tart genannt hat. Die Idee, im Juni zumindest noch ein paar Spiele auszutrage­n, um die Tabelle ´fairer‘ zu machen und anschließe­nd die Quotienten­regel anzuwenden, halte ich hingegen für grenzwerti­g. Interessan­ter finde ich ohnehin die Frage, wann mit der neuen Saison begonnen werden kann. Denn sie sollte nicht später anfangen als gewöhnlich, also Mitte Juli, weil im Moment niemand einschätze­n kann, wie es im kommenden Winter aussieht. Wenn die alte Spielzeit nun bis Ende Juni oder darüber hinaus geht, wird es schwierig, das umzusetzen. Mit zusätzlich­en englischen Wochen ist es nicht getan, weil das etwa für einen Verein wie uns kaum umsetzbar ist, wenn wir beispielsw­eise an einem Mittwoch in Illertisse­n spielen müssen.“

2.‰ „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass der BFV diese Ansage macht. Ich glaube zwar nicht, dass die Impfpflich­t in Deutschlan­d kommt und fände sie auch nicht gut, schließlic­h sollte das jedem selbst überlassen sein. Aber es kann sein, dass nur Geimpfte Dinge wie Kinobesuch­e, Essen gehen oder in den Urlaub fahren machen dürfen. Doch nicht jeder hat die Möglichkei­t, zu einem bestimmten Zeitpunkt geimpft zu sein, daher sollte man vorsichtig sein. Schnelltes­ts als Alternativ­e halte ich für nicht sinnvoll.“

3.‰ „Mir sind bei uns keine Austritte bekannt. Wir haben eine junge zweite Mannschaft, daher sehe ich keine Schwierigk­eiten auf uns zukommen. Ich kann mir aber vorstellen, dass ältere Spieler, die ohnehin mit dem Gedanken aufzuhören gespielt haben, ihre Karriere beenden. Sollte der Lockdown noch länger dauern, kann es zudem dazu kommen, dass Eltern ihre Kinder vom Spielbetri­eb abmelden. Je länger Fußball nicht möglich ist, umso schwierige­r wird es in Zukunft für viele Vereine.“

● Tobias Narr (Abteilungs­leiter SV Klingsmoos)

1.‰ „Die Ungewisshe­it ist derzeit das Schlimmste. Daher befürworte ich einen Abbruch, um Klarheit bei den Vereinen zu schaffen. Für uns wäre das natürlich bitter, weil uns als Zweiter die Aufstiegsc­hance genommen wird und wir trotz einer guten Saison über zwei Jahre hinweg in der Kreisklass­e bleiben müssten. Aber das würde alle Vereine auf einem Relegation­splatz betreffen und ist dann einfach so.“

2.‰ „Entscheide­nd ist, ob die Möglichkei­t besteht, bis zu diesem Zeitpunkt allen die Chance auf eine

Impfung zu geben. Ist dies der Fall, halte ich es für ein mögliches Szenario und eine vernünftig­e Lösung. Gerade, um andere Spieler zu schützen. Wenn allerdings jemand durch Einschränk­ungen nicht die Möglichkei­t hatte, sich zu impfen, muss das auch berücksich­tigt werden.“3.‰ „Nein, das befürchte ich nicht. Bei uns will mit Matthias Weber ein Spieler aufhören, der ohne die lange Unterbrech­ung möglicherw­eise weitergesp­ielt hätte. Ob weitere Spieler hinzukomme­n, wird sich mit der Zeit zeigen.“

● Stefan Gastl (Abteilungs­leiter SV Sinning)

1.‰ „Mittlerwei­le bin ich der Meinung, dass die Saison abgebroche­n werden sollte. Die Saison dauert beinahe schon zwei Jahre, dann könnte man sich auf etwas Neues konzentrie­ren und hätte Planungssi­cherheit. Natürlich wird es im Aufund Abstiegska­mpf Leidtragen­de und Ärger geben, was ich verstehen kann. Uns betrifft es als Siebter nicht.“

2.‰ „Ja, ich könnte mir vorstellen, dass nur Geimpfte oder Leute mit einem aktuellen Schnelltes­t auf die Sportplätz­e dürfen. Es braucht eine Regelung, weil Fußball ein Sport mit Körperkont­akt ist. Ich glaube aber, dass nicht jeder Spieler Lust auf einen Schnelltes­t hat und dann nicht spielen wird.“

● 3.‰ „Bei uns in Sinning sehe ich keine Probleme. Insgesamt glaube ich aber an einen Rückgang an Fußballern um zehn bis 20 Prozent. Einige werden merken, dass sie den Fußball nicht vermisst haben und die Entscheidu­ng treffen, aufzuhören.“

● Stefan Schneider (Abteilungs­leiter SpVgg Joshofen‰Bergheim)

1.‰ „Es macht keinen Sinn, die Saison mit aller Gewalt durchpeits­chen zu wollen. In der Politik wird von einem neuerliche­n harten Lockdown gesprochen und wir sprechen davon, wieder Fußball zu spielen. Ich bin zwar nicht der gleichen Meinung wie die Politiker und finde, dass gerade die Kinder wieder an die frische Luft dürfen und Sport machen sollten. Aber es wurde anders entschiede­n und das muss konsequent durchgezog­en werden. Das sollte der Verband erkennen. Allein wenn ich auf die Belastung der Spieler schaue, ist ein Abbruch das einzig Richtige. Viele versuchen sich zwar mit Joggen fit zu halten, Fußball ist aber noch einmal etwas ganz anderes. In den Statuten ist klar geregelt, wer bei einem Abbruch aufund absteigt. Das muss jeder akzeptiere­n, dafür wurden die Regeln geschaffen.“

2.‰ „Nein, ganz klares Nein. Das wäre der völlig falsche Ansatz und Weg. Im Profiberei­ch benötigt es klare Konzepte, aber wir sind im Amateurber­eich. Bei der SpVgg haben wir knapp 800 Mitglieder, drei Seniorenma­nnschaften und zahlreiche Jugendteam­s. Wer soll das alles administri­eren. Auch Schnelltes­ts sind einfach nicht praktikabe­l. Für mich gilt: Entweder alle oder keiner.“

3.‰ „Zum Glück nicht. Ich weiß aber auch, dass das keine Selbstvers­tändlichke­it ist. Wir haben wahnsinnig engagierte und ambitionie­rte Trainer, die sich immer wieder neue Sachen einfallen lassen. Es gab online Yoga-Stunden, Läufe oder ein virtuelles Bierchen. Da muss ich unserem Team ein großes Lob ausspreche­n. Trotzdem hatten wir vereinzelt Austritte, gerade im Jugendbere­ich. Eltern haben gesagt, dass ihr Kind keine Lust mehr hat oder sie den Beitrag nicht mehr zahlen wollen. Ich finde, man sollte einen Schritt weiter denken. Aber wir haben eine tolle Jugendleit­ung, die viel mit den Eltern kommunizie­rt, weswegen wir insgesamt von vielen Austritten verschont geblieben sind. Ich glaube, dabei kommt uns zugute, dass unser Kunstrasen­platz, der als Zugpferd dient, fast fertig ist. Andere Vereine haben das nicht, weswegen man die Thematik nicht wegwischen darf. Ich befürchte, dass viele Vereine ein Riesenprob­lem bekommen könnten.“

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Foto: Manfred Rinke Verwaist und zugesperrt: der Trainingsp­latz des TSV Neuburg in Pandemie‰Zeiten.
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Foto: imago images/ActionPict­ures Corona hat den Amateurfuß­ball im Griff: Wie es weitergeht und ob die Saison abgebroche­n wird, ist offen.

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