Vereinssport lahmgelegt
Saisonabbrüche, Spielverlegungen und starke Einschränkungen: Die Sportler im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen müssen nach wie vor viel Geduld aufbringen. Ein Stimmungsbild
Saisonabbrüche, Spielverlegungen und starke Einschränkungen: Die Sportler im Raum Neuburg müssen nach wie vor viel Geduld in der Krise aufbringen.
NeuburgSchrobenhausen Hier würde normal trainiert, gelaufen, gesprungen. Doch der Platz des TSV Neuburg ist verwaist, der Rasen leer – und viel zu gut erholt. Wie in den meisten Vereinen sei die Stimmung unter den Mitgliedern getrübt, sagt Vereinsvorsitzender Udo Kotzur.
Um die Krise, Kontaktsperre und die triste Bewegungslosigkeit in der Pandemie zu überbrücken, bietet der Verein über seine Webseite seit einiger Zeit Online-Kurse an. „Jumping Fitness“zum Beispiel, die man gemeinsam, aber virtuell auf kleinen Trampolinen springt. Oder Trockenübungen, die die Schwimmabteilung des TSV für zuhause choreografiert. Das alles sei gut für die Motivation der Menschen, erklärt Udo Kotzur. Aber ein Ersatz für den aktiven, präsenten und kollektiven Sport sei das nicht. Gerade für die Kinder und älteren Mitglieder sei die momentane Situation deprimierend – auch weil sich Letztere nur selten in virtuelle Sphären begeben.
Was vielen Sportlern bleibt, ist, sich mit Laufen fitzuhalten. Auch den Amateurfußballern, denen das Training wieder untersagt ist. Als vor rund zwei Wochen die SiebenTage-Inzidenz niedrig war, hat sich das Team des VfR Neuburg zum kontaktlosen Training einmal getroffen – „und es waren nahezu alle Spieler mit Feuereifer dabei“, wie Abteilungsleiter Roland Egen sagt. Doch die Werte gingen wieder nach oben, weitere Einheiten fanden nicht statt. Umso erstaunlicher ist, dass der Bayerische Fußballverband hofft, die laufende Saison sportlich beenden zu können. Die Meinungen bei Vereinsvertretern gehen diesbezüglich auseinander. Viele wünschen sich einen Abbruch und Planungssicherheit, andere wollen ihre sportlichen Ziele nicht davonfliegen sehen. Sicher ist jedenfalls: Diese Spielzeit wird auch von den Gesundheitsämtern entschieden.
Einmal musste Barbara Rauscher die 40. Bayerischen Altersklassenmeisterschaften im Synchronschwimmen in Neuburg schon absagen: im März 2020, vier Tage vor Beginn der Veranstaltung. „Da nahm die Pandemie schon Fahrt bei uns auf“, erzählt sie. Die Meisterschaften wurden schließlich um ein Jahr, auf April 2021 verlegt. Doch es sei absehbar, sagt die Gründerin der Donaunixen, dass auch dieser Termin gecancelt werden muss.
Indes versuchen die Synchronschwimmer des TSV, das Beste aus den Corona-Bedingungen zu machen. Wie Barbara Rauscher erklärt, trainieren die Kinder und Jugendlichen selbstständig zuhause, aber auch online mit den entsprechenden Trainern. Über die Plattform Zoom etwa können sie Gymnastik machen, aber auch Stehproben einstudieren. Ins Parkbad, ihr natürliches Habitat, dürfen sie nicht – das ist seit Ende Oktober für Besucherverkehr, Amateur- und Breitensport gesperrt.
Nur Profisportler dürfen nach dem aktuellen Infektionsschutzgesetz trotz Pandemie trainieren. Für die Donaunixen also die Bundesund Landeskader. „Die sind in der glücklichen Lage, im Parkbad weiter trainieren zu können“, sagt Barbara Rauscher.
In einer glücklichen Lage scheint auch der Donau-Ruder-Club in Neuburg zu sein. Alleine oder zu zweit im Boot – das ist nach aktueller Regelung möglich. Das aber sei nur ein gewisser Vorteil gegenüber anderen Vereinen, findet Gerhard Rohleder. Denn der Spaß sei in Corona-Zeiten trotzdem minimiert. Auch der Wettkampfeifer sei wegen der fehlenden Vorbereitung nur wenig vorhanden, erklärt der Vorsitzende. „Deshalb sind alle ein bisschen traurig.“Traurig auch, weil es nicht absehbar scheint, ob und wann die Normalität zurückkehrt.
Wie jedes Jahr hat der Verein für Pfingsten ein Trainingslager für seinen Nachwuchs geplant. Gerhard Rohleder hofft, dass es bis dahin wieder möglich sein wird, Sport übers Duo hinaus zu betreiben. Zumal es beim Pfingstlager eher darum gehe, etwas mit den Kindern und Jugendlichen zu unternehmen. Corona, glaubt der Vorsitzende, werde in der Nachwuchsarbeit noch seine Spuren hinterlassen. „Noch nicht jetzt, aber vielleicht in zwei Jahren.“In den Startlöchern befinden sich die Tennisspieler der TeG Neuburg. Tennis im Freien ist selbst bei einem Inzidenzwert von über 100 erlaubt. Zwar nur Einzel und kein Gruppentraining, „aber immerhin“, sagt Sportwart Stephan Firl. Weil das Spielen in der Halle seit vergangenen November nicht gestattet ist und es auf absehbare Zeit bleiben wird, hofft er auf eine Besserung des Wetters. „Unsere Plätze sind hergerichtet, wir könnten nächste Woche loslegen.“Der Sandlieferant habe ihm erzählt, „dass noch nie so früh von den Vereinen Sand bestellt wurde. Jeder will raus und wieder spielen.“Fünf Monate ohne einen Schläger in der Hand seien genug und hätten erfinderisch gemacht. „Ich habe für meine Kinder auf dem Speicher ein Netz aufgestellt“, sagt er. Firl ist bewusst, dass Tennis „eine privilegierte Stellung hat“. Umso wichtiger scheint die Einhaltung der Hygienevorschriften. Bis zum Betreten des Platzes müssen
Masken getragen werden, die Duschräume bleiben geschlossen. „Wir sollten wertschätzen, unseren Sport wieder betreiben zu dürfen und halten uns an die Regeln der Politik und des Verbandes.“Nachdem den ganzen Winter über kein Kindertraining möglich war, soll es auch damit möglichst bald losgehen. „Die Pläne liegen in der Schublade. Jedoch müssen wir die Entwicklung abwarten.“
Obwohl er weiß, dass es nicht einfach ist – weder für die Politik noch für die Verbände – hofft Udo Kotzur auf ein Signal. Ein Zeichen, dass es bald wieder vorwärtsgehen kann. „Nicht nur Stillstand“, sagt er. Schließlich zahlen die Mitglieder des TSV regelmäßig Beiträge – und möchten etwas dafür bekommen. „Wir hoffen, dass es bald weitergeht.“Wenigstens draußen, bekräftigt der Vereinsvorsitzende. „Wir stehen bereit, auch mit Hygienekonzepten, die funktionieren.“Das nämlich habe bereits die vergangene Saison gezeigt.
Neuburg Mannschaftstraining mit Kontakt und Fußballspiele jedweder Art sind in Bayern auch weiterhin strikt untersagt. Das bayerische Kabinett hat beschlossen, die ursprünglich ab dem 12. April geplanten weiteren Öffnungsschritte um weitere zwei Wochen bis mindestens zum 26. April auszusetzen. Damit steht gemäß des vom BFV-Vorstand verabschiedeten Vier-PunktePlans de facto auch fest, dass die Durchführung des Ligapokal-Wettbewerbs nicht mehr möglich ist. Entsprechend wird dieser auf Kreis-, Bezirks- und Verbandsebene als Zusatzwettbewerb gestrichen.
Wie es mit der Punktrunde weitergeht, steht indes noch nicht fest. Um noch möglichst viele oder alle der ausstehenden Spiele zu Ende zu bringen, brauche es einen nahezu uneingeschränkten Trainingsbetrieb ab spätestens 3. Mai 2021, teilte der Verband mit. Sollte dies nicht der Fall sein, müsse über einen Abbruch entschieden werden. In diesem Fall soll es nach jetzigem Stand Auf- und Absteiger, aber keine Relegation geben. Zur Anwendung soll die Quotientenregel kommen.
Die Neuburger Rundschau hat sich bei Vereinen in der Region umgehört und ihnen drei Fragen gestellt.
1. Sollte der Bayerische FußballVerband weiter warten oder die Saison abbrechen?
2. Ist es für Sie vorstellbar, dass zur Saison 2021/22 nur Geimpfte am Spielbetrieb teilnehmen dürfen?
3. Hatten oder befürchten Sie einen Aderlass an Spielern im Seniorenbereich?
● Roland Egen (Abteilungsleiter VfR Neuburg)
1. „Ich würde definitiv noch abwarten, wie sich die Corona-Lage weiterentwickelt. Sollte bis Anfang Mai wieder ein normales Training möglich sein, könnte man die unterbrochene Saison noch durchziehen. Klar ist aber auch: Bei einem späteren Einstieg wäre das Ganze nicht mehr durchführbar, da ja mindestens drei Wochen Vorbereitung veranschlagt werden müssen. Gesetzt den Fall, dass die Saison abgebrochen werden müsste, könnte ich mit den von Verbandsseite veröffentlichten Beschlüssen und Regelungen leben. Letztlich wird es immer Teams geben, die davon profitieren beziehungsweise sich benachteiligt fühlen. Eine Lösung, die alle zufrieden stimmt, kann es in einer solchen Situation nicht geben.“
2. „Was meine persönliche Einstellung betrifft, kann ich mir das sehr gut vorstellen. Denn wer in meinen Augen geimpft ist, soll auch wieder mehr Freiheiten als Nicht-Geimpfte zurückbekommen. Allerdings kann ich mir das ehrlich gesagt in Deutschland nicht vorstellen, dass künftig nur noch Geimpfte auf Fußballplätze dürfen. Eine Abstufung, die eher realistisch ist, wären tagesaktuelle Schnelltests. Natürlich ist das am Ende auch immer eine Kostenfrage.“
3. „Ich denke, dass ein solches Thema auch immer von der jeweiligen Spielklasse anhängig ist. Beispielsweise bei unserer Landesliga-Truppe sehe ich ein solches Problem nicht. Als vor rund zwei Wochen die Sieben-Tage-Inzidenz niedrig war, hat sich das Team zum kontaktlosen Training einmal getroffen – und es waren nahezu alle Spieler mit Feuereifer dabei. Anders sieht es dagegen sicherlich in den ’unteren’ Klassen aus. Gerade die etwas älteren Spieler, die vielleicht auch noch Familienväter sind, haben in der langen fußballlosen Zeit gemerkt, dass es zum Beispiel auch andere Dinge außerhalb des Fußballs gibt und sie die freie Zeit anderweitig nutzen können. Hier habe ich durchaus die Befürchtung, dass etliche Kicker ihre Schuhe an den Nagel hängen könnten.“
● Stefan Wiedenhöfer (1. Vorsitzen der SC Rohrenfels)
1. „Aus Gründen der Planungssicherheit würde ich mir wünschen, dass es eine klare Ansage seitens des Verbandes gibt. Was bringt es, diese Saison auf Biegen und Brechen durchziehen zu wollen, wenn am Ende die Möglichkeit dazu überhaupt nicht mehr besteht? Ich stelle mir hierbei auch die Frage, wie das Ganze mit einer lediglich dreiwöchigen Vorbereitungsphase gehen soll. Das kann nur mit einer gewissen Grundfitness der Spieler funktionieren. Auch weiß ich nicht, wie man die verbleibenden Partien bis zum 30. Juni durchziehen soll. ’Englische Wochen’ sind für uns nicht möglich, da wir etliche Schichtarbeiter haben. Als vor einigen Wochen die ersten Lockerungen kamen, haben wir uns entschieden, nicht sofort mit dem Training zu beginnen. Es gibt für die Motivation und das Gemüt der Kicker doch nichts Schlimmeres, als mit großer Vorfreude wieder loszulegen, um dann kurz darauf wieder stoppen zu müssen. Und genau das ist ja letztlich auch eingetreten. Eine gute und für alle Seiten faire Lösung im Falle eines Saisonabbruchs gibt es leider nicht. Dennoch denke ich, dass man mit der vom BFV publizierten Regelung leben kann. Wer rund zwei Jahre lang im Klassement ganz oben dabei ist, soll am Ende auch aufsteigen dürfen. Alles andere wäre unfair. Was das Thema Abstieg betrifft, wird es aber sicherlich den einen oder anderen schwierigen Fall geben.“
2. „Das ist definitiv eine sehr schwierige Diskussion. Fakt ist, dass wir als ’kleiner Verein’ die Zuschauer dringend benötigen. Auch wenn ich selbst ein Impf-Befürworter bin, denke ich nicht, dass es eine gute Lösung wäre, nur noch Geimpfte auf die Sportplätze zu lassen. Man muss klar und deutlich sagen, dass man damit Menschen diskreditieren würde. Was das Thema „Tagesaktueller Schnelltest“betrifft, bin ich ebenfalls äußerst skeptisch. Wir haben das Ganze einmal durchgerechnet und sind dabei sehr schnell zu der Erkenntnis gekommen, dass es aufgrund der großen Anzahl an Mannschaften sowie den vielen Trainingseinheiten absolut nicht finanzierbar wäre. Abgesehen davon, dass wir den Testzentren enorme Kapazitäten wegnehmen würden. Um es nochmals zu sagen: Als Verein benötigen wir die Umsätze durch die Zuschauer. Bevor jedoch niemand auf die Fußballplätze dürfte, würde ich mich zumindest vorübergehend noch mit Schnelltests anfreunden. Deutlich pragmatischer wäre für mich allerdings die Lösung, dass sich die Leute in der Regel auf einem Sportgelände ohnehin weit verteilen können und damit die Gefahr einer Ansteckung gleich Null ist.“
3. „Zum jetzigen Zeitpunkt sehe ich – und das kam auch in unseren Vorstandssitzungen zur Sprache – bei den Senioren eigentlich keine Probleme auf uns zukommen. Mehr Sorge bereitet mir dagegen der Jugendbereich. Dort könnte es schon den einen oder anderen Abgang durch die erneute lange Zwangspause geben.“
● Stefan Stadler (Vorstand TSV Burg heim)
1. „In meinen Augen wäre ein Saisonabbruch zum jetzigen Zeitpunkt die einzige sinnvolle Alternative. Für mich macht es einfach keinen Sinn, eine Spielzeit, die im Jahr 2019 begonnen hat, nun unter allen Umständen durchdrücken zu müssen. Gerade auch im Hinblick auf die neue Saison. Denn sollte die jetzige Punktrunde erst Ende Juni oder Anfang Juli beendet sein, hätte das mit Sicherheit auch Auswirkungen auf die Vorbereitung. Sollte es tatsächlich zum Abbruch kommen, könnten wir mit der Art und Weise, wie die Saison 2019/2021 laut BFV gewertet werden soll, sehr gut leben. Klar, eine 100 Prozent faire Lösung, die jedem passt, wird es in einer solchen Ausnahmesituation wie jetzt ohnehin nicht geben. Ich hätte es lediglich als unfair empfunden, wenn die gesamte Spielzeit annulliert worden wäre. Doch das ist ja bekanntlich nicht der Fall. Daher ist es auch gerecht, die Vereine, die oben stehen, aufsteigen zu lassen.“
2. „Das kann ich mir augenblicklich nicht vorstellen. Ein entscheidender Faktor hierbei ist sicherlich das Impf-Tempo. Sollte bis zum Saisonbeginn tatsächlich jedem Menschen ein Impf-Angebot gemacht werden können, müsste man diese Thematik sicherlich etwas differenzierter betrachten. Überaus skeptisch bin ich auch, was die Möglichkeit mit tagesaktuellen Schnelltests betrifft. Wie soll das gerade an Wochenenden funktionieren? Weder Hausärzte noch Apotheken haben beispielsweise an einem Sonntag geöffnet. Von dem her ist das meiner Meinung nach eher nicht umsetzbar.“
3. „Ich denke schon, dass es durchaus den einen oder anderen Spieler geben wird, der nach der CoronaPause zumindest nicht mehr mit dem gleichen Ehrgeiz bei der Sache sein wird, wie es zuvor der Fall war. Größere Befürchtungen habe ich diesbezüglich allerdings im Jugendbereich. Letztlich wird man das ganze Ausmaß erst dann sehen, wenn es wieder mit regelmäßigem Training losgeht.“
● Patrick Schäffer (Sportlicher Leiter FC Zell/Bruck)
1. „Meines Erachtens würde nichts kaputtgehen, wenn wir jetzt noch vier Wochen warten. Danach muss jedoch eine endgültige Entscheidung – in welche Richtung auch immer – getroffen werden. Mit der Regelung des BFV bei einem Saisonabbruch kann ich mich ehrlicherweise überhaupt nicht anfreunden, weil wir direkt davon betroffen wären. Als Tabellenzweiter würde man uns die Möglichkeit zum Aufstieg nehmen. Nach meinem Empfinden wäre es die fairste Lösung, wenn man die Aufstiegs-Releganten aufsteigen und die Abstiegs-Releganten nicht absteigen lassen würde. Dann hätte man eben in der Folge-Saison ein Jahr lang mehr Teams in den ’oberen’ Ligen, könnte dies aber mit mehr Absteigern sofort wieder ausgleichen.“
2. „Zum jetzigen Zeitpunkt wäre das eine klare Wettbewerbsverzerrung. Nachdem wir beispielsweise eine sehr junge Mannschaft haben, sind die meisten Jungs mit ihrer Impfung erst sehr spät dran. Sprich: Diese dürften dann überhaupt nicht spielen. Gesetzt den Fall, dass jeder bis dahin tatsächlich ein Impf-Angebot bekommen würde, hätte man sicherlich wieder eine neue Situation, die man entsprechend diskutieren müsste. Rein aus gesundheitlicher Sicht wäre ich sofort dafür. Absolut keine Lösung ist für mich der Einsatz von Schnelltests. Wer soll das bezahlen? Hinzu kommen noch andere Punkte: Wurde der Test richtig durchgeführt? Wie soll man das Ganze kontrollieren oder dokumentieren? Das ergibt für mich keinen Sinn.“
3. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese Probleme in der Breite auftreten werden. Bei uns ist das zum Glück noch nicht der Fall. Was das betrifft, sind wir bislang gut durch diese Pandemie gekommen. Die endgültige Antwort auf diese Frage wird es aber erst geben, wenn der Trainings- und Spielbetrieb wieder startet.“
● Markus Bissinger (Abteilungsleiter FC Ehekirchen)
1. „Ich muss ehrlich zugeben, dass ich froh bin, diese Entscheidung nicht treffen zu müssen. Egal wie sie ausfällt, wird es Unzufriedene geben. Letztlich dürfte ein Abbruch beim Betrachten der aktuellen Lage wohl am sinnvollsten sein. Die Vereine brauchen Gewissheit, Planungssicherheit und nach Möglichkeit Daten, an denen sie sich orientieren können. Ich bin jedenfalls für klare Ansagen und finde es gut, dass der Verband etwa den 3. Mai als spätesten Termin für den Trainingsstart genannt hat. Die Idee, im Juni zumindest noch ein paar Spiele auszutragen, um die Tabelle ´fairer‘ zu machen und anschließend die Quotientenregel anzuwenden, halte ich hingegen für grenzwertig. Interessanter finde ich ohnehin die Frage, wann mit der neuen Saison begonnen werden kann. Denn sie sollte nicht später anfangen als gewöhnlich, also Mitte Juli, weil im Moment niemand einschätzen kann, wie es im kommenden Winter aussieht. Wenn die alte Spielzeit nun bis Ende Juni oder darüber hinaus geht, wird es schwierig, das umzusetzen. Mit zusätzlichen englischen Wochen ist es nicht getan, weil das etwa für einen Verein wie uns kaum umsetzbar ist, wenn wir beispielsweise an einem Mittwoch in Illertissen spielen müssen.“
2. „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass der BFV diese Ansage macht. Ich glaube zwar nicht, dass die Impfpflicht in Deutschland kommt und fände sie auch nicht gut, schließlich sollte das jedem selbst überlassen sein. Aber es kann sein, dass nur Geimpfte Dinge wie Kinobesuche, Essen gehen oder in den Urlaub fahren machen dürfen. Doch nicht jeder hat die Möglichkeit, zu einem bestimmten Zeitpunkt geimpft zu sein, daher sollte man vorsichtig sein. Schnelltests als Alternative halte ich für nicht sinnvoll.“
3. „Mir sind bei uns keine Austritte bekannt. Wir haben eine junge zweite Mannschaft, daher sehe ich keine Schwierigkeiten auf uns zukommen. Ich kann mir aber vorstellen, dass ältere Spieler, die ohnehin mit dem Gedanken aufzuhören gespielt haben, ihre Karriere beenden. Sollte der Lockdown noch länger dauern, kann es zudem dazu kommen, dass Eltern ihre Kinder vom Spielbetrieb abmelden. Je länger Fußball nicht möglich ist, umso schwieriger wird es in Zukunft für viele Vereine.“
● Tobias Narr (Abteilungsleiter SV Klingsmoos)
1. „Die Ungewissheit ist derzeit das Schlimmste. Daher befürworte ich einen Abbruch, um Klarheit bei den Vereinen zu schaffen. Für uns wäre das natürlich bitter, weil uns als Zweiter die Aufstiegschance genommen wird und wir trotz einer guten Saison über zwei Jahre hinweg in der Kreisklasse bleiben müssten. Aber das würde alle Vereine auf einem Relegationsplatz betreffen und ist dann einfach so.“
2. „Entscheidend ist, ob die Möglichkeit besteht, bis zu diesem Zeitpunkt allen die Chance auf eine
Impfung zu geben. Ist dies der Fall, halte ich es für ein mögliches Szenario und eine vernünftige Lösung. Gerade, um andere Spieler zu schützen. Wenn allerdings jemand durch Einschränkungen nicht die Möglichkeit hatte, sich zu impfen, muss das auch berücksichtigt werden.“3. „Nein, das befürchte ich nicht. Bei uns will mit Matthias Weber ein Spieler aufhören, der ohne die lange Unterbrechung möglicherweise weitergespielt hätte. Ob weitere Spieler hinzukommen, wird sich mit der Zeit zeigen.“
● Stefan Gastl (Abteilungsleiter SV Sinning)
1. „Mittlerweile bin ich der Meinung, dass die Saison abgebrochen werden sollte. Die Saison dauert beinahe schon zwei Jahre, dann könnte man sich auf etwas Neues konzentrieren und hätte Planungssicherheit. Natürlich wird es im Aufund Abstiegskampf Leidtragende und Ärger geben, was ich verstehen kann. Uns betrifft es als Siebter nicht.“
2. „Ja, ich könnte mir vorstellen, dass nur Geimpfte oder Leute mit einem aktuellen Schnelltest auf die Sportplätze dürfen. Es braucht eine Regelung, weil Fußball ein Sport mit Körperkontakt ist. Ich glaube aber, dass nicht jeder Spieler Lust auf einen Schnelltest hat und dann nicht spielen wird.“
● 3. „Bei uns in Sinning sehe ich keine Probleme. Insgesamt glaube ich aber an einen Rückgang an Fußballern um zehn bis 20 Prozent. Einige werden merken, dass sie den Fußball nicht vermisst haben und die Entscheidung treffen, aufzuhören.“
● Stefan Schneider (Abteilungsleiter SpVgg JoshofenBergheim)
1. „Es macht keinen Sinn, die Saison mit aller Gewalt durchpeitschen zu wollen. In der Politik wird von einem neuerlichen harten Lockdown gesprochen und wir sprechen davon, wieder Fußball zu spielen. Ich bin zwar nicht der gleichen Meinung wie die Politiker und finde, dass gerade die Kinder wieder an die frische Luft dürfen und Sport machen sollten. Aber es wurde anders entschieden und das muss konsequent durchgezogen werden. Das sollte der Verband erkennen. Allein wenn ich auf die Belastung der Spieler schaue, ist ein Abbruch das einzig Richtige. Viele versuchen sich zwar mit Joggen fit zu halten, Fußball ist aber noch einmal etwas ganz anderes. In den Statuten ist klar geregelt, wer bei einem Abbruch aufund absteigt. Das muss jeder akzeptieren, dafür wurden die Regeln geschaffen.“
2. „Nein, ganz klares Nein. Das wäre der völlig falsche Ansatz und Weg. Im Profibereich benötigt es klare Konzepte, aber wir sind im Amateurbereich. Bei der SpVgg haben wir knapp 800 Mitglieder, drei Seniorenmannschaften und zahlreiche Jugendteams. Wer soll das alles administrieren. Auch Schnelltests sind einfach nicht praktikabel. Für mich gilt: Entweder alle oder keiner.“
3. „Zum Glück nicht. Ich weiß aber auch, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Wir haben wahnsinnig engagierte und ambitionierte Trainer, die sich immer wieder neue Sachen einfallen lassen. Es gab online Yoga-Stunden, Läufe oder ein virtuelles Bierchen. Da muss ich unserem Team ein großes Lob aussprechen. Trotzdem hatten wir vereinzelt Austritte, gerade im Jugendbereich. Eltern haben gesagt, dass ihr Kind keine Lust mehr hat oder sie den Beitrag nicht mehr zahlen wollen. Ich finde, man sollte einen Schritt weiter denken. Aber wir haben eine tolle Jugendleitung, die viel mit den Eltern kommuniziert, weswegen wir insgesamt von vielen Austritten verschont geblieben sind. Ich glaube, dabei kommt uns zugute, dass unser Kunstrasenplatz, der als Zugpferd dient, fast fertig ist. Andere Vereine haben das nicht, weswegen man die Thematik nicht wegwischen darf. Ich befürchte, dass viele Vereine ein Riesenproblem bekommen könnten.“