Neuburger Rundschau

2020 hat der Bund Naturschut­z ein Tier im Landkreis aufgespürt

Seit 2014 versucht der Bund Naturschut­z, die seltene Wildkatze im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen aufzuspüre­n. Es ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Doch im vergangene­n Jahr gab es einen Treffer

- VON CLAUDIA STEGMANN

Neuburg‰Schrobenha­usen Zu sehen bekommt man sie nur selten. Das liegt nicht nur daran, dass sie eine echte Rarität in Deutschlan­d sind. Etwa 7000 Exemplare ihrer Art gibt es bundesweit. Sie sind auch besonders scheu, passen sich mit ihrem Fell hervorrage­nd ihrer Umgebung an und sind darüber hinaus sowieso meist nur nachts aktiv. Doch es gibt sie – und sie werden immer mehr, seit sie in den 1930er Jahren in Bayern als quasi ausgerotte­t galten. Die Rede ist von der Wildkatze, einem Urtier des Waldes, das durch die Wälder Europas streifte, lange bevor die Römer die ersten Hauskatzen über die Alpen brachten. Auch in die Wälder im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen ist die Wildkatze zurückgeke­hrt, nachdem sie dort zuletzt Ende des 19. Jahrhunder­ts gesichtet worden war. Und das ist angesichts der seltenen Funde im Süden Bayerns eine wirkliche Besonderhe­it.

Günter Krell von der Kreisgrupp­e des Bund Naturschut­zes (BN) im Landkreis geht sogar noch weiter und spricht von einer „kleinen Sensation“. Denn im vergangene­n Jahr haben sich in Südbayern 15 BNKreisgru­ppen auf die Suche nach dem scheuen Waldbewohn­er gemacht. Nachgewies­en werden konnte das Tier südlich der Donau aber nur in zwei Landkreise­n: in Regensburg und in Neuburg-Schrobenha­usen. Der „Fundort“ist derselbe, der schon 2015 zu einem Treffer führte: im Staatswald nördlich von Straß-Moos.

Der Nachweis der Wildkatze erfolgte damals wie heute über einen sogenannte­n Lockstock – ein Stück Holz, das an den Kanten angeraut, in den Boden geschlagen und mit Baldrian eingesprüh­t wird. Der Duft der Tinktur lockt die Katzen an, die sich dann an dem Stock lustvoll reiben und dabei im besten Fall viele Haare hinterlass­en. Diese werden von ehrenamtli­chen Helfern abgegriffe­n und an das Senckenber­gInstitut geschickt, wo sie gentechnis­ch untersucht werden. Denn nur auf diese Weise kann nachgewies­en werden, ob es sich tatsächlic­h um eine Wildkatze handelt – oder nur um eine gewöhnlich­e Hauskatze.

dem Lockstock, der bei StraßMoos eingeschla­gen worden war, hatten sich aber eindeutig echte Wildkatzen­haare verfangen. Und weil dort nicht nur ein paar Härchen, sondern gleich ein ganzes Haarbüsche­l in den Kerben hing, konnte das Labor auch analysiere­n, dass es sich bei dem Tier um einen Kater handelte. Nur wo er herkam und wo er hinging, das konnte aus der DNA nicht herausgele­sen werden.

Dabei würde diese Frage Günter Krell brennend interessie­ren. Denn im Gegensatz zum hiesigen Landkreis gibt es im Raum Eichstätt deutlich öfter Hinweise auf die

Wildkatze. Seit 2013 hinterläss­t das Tier jedes Jahr an einem der Lockstöcke seine Spuren. Die Naturschüt­zer gehen deshalb davon aus, dass es dort zumindest einen kleinen Bestand an Wildkatzen gibt. Und weil es von Eichstätt nach NeuburgSch­robenhause­n ja quasi nur ein Katzenspru­ng ist, hätte es ja möglich sein können, dass sich die Waldbewohn­er in Richtung Norden ausbreiten. Doch diese Vermutung konnte Günter Krell bislang nicht bestätigen. Vielleicht liegt es daran, dass Wildkatzen nicht über freie Flächen gehen, weil sie dort keinen Schutz vor Greifvögel­n haben. „Vielleicht haben wir aber auch einAn fach kein Glück gehabt“, tröstet er sich. Denn das Gebiet, in dem sich die Wildkatzen aufhalten können, ist groß und die Lockstöcke, die ihren Baldrian-Duft in einem Umkreis von einigen Hundert Metern verströmen, sind im Vergleich dazu in ihrer Anzahl überschaub­ar. 30 Standorte hatte sich der Bund Naturschut­z im vergangene­n Jahr ausgesucht und damit insgesamt vier Areale in Rennertsho­fen (zwischen Altstetten und Asbrunn sowie am Giglberg bei Hütting), in Burgheim (im Staatsfors­t bei Straß-Moos) und in Neuburg (im Auwald bei Grünau) abgedeckt. Fünf ehrenamtli­che Mitarbeite­r mussten dazu drei Monate lang einmal pro Woche die Lockstöcke akribisch nach Haarrückst­änden absuchen.

Und die Suche nach der Wildkatze im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen geht weiter. Dieses Jahr hat sich der BN nach dem erneuten Erfolg bei Straß-Moos allein auf das Gebiet der Bayerische­n Staatsfors­ten konzentrie­rt. Noch bis Ende Mai läuft die Aktion, dann werden die Haarproben wieder ans Senckenber­g-Institut geschickt. Und vielleicht gibt es dann wieder einen Treffer – von einem Kater mit der Identifika­tionsnumme­r FS4149m. Dann wäre klar: Hier hat eine Wildkatze ihr Revier gefunden.

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Foto: dpa Wildkatzen wurden bis Anfang des 20. Jahrhunder­ts bejagt, weil sie angeblich Hasen und Rehkitze erlegen. Dabei haben es die Tiere nur auf Mäuse abgesehen.
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Foto: clst Günter Krell und Patricia Dunz betreuen das Wildkatzen‰Projekt im Landkreis Neuburg‰Schrobenha­usen.
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Foto: Marcus Merk Mit so einem Holzpflock werden Wild‰ katzen angelockt.

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