Neuburger Rundschau

Studieren unter Palmen

Die Planung für ein Auslandsse­mester ist komplex und kostet Zeit. Was dabei nicht vergessen werden darf und welche Rolle die Pandemie spielt

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Ein oder zwei Semester im Ausland: Das ist für viele junge Menschen in Deutschlan­d mittlerwei­le ein fester Bestandtei­l des Studiums an der Universitä­t. Jedes Jahr gehen etwa 140.000 von ihnen für eine bestimmte Zeit in ein anderes Land. Mehr als die Hälfte bleiben jedoch in weniger exotischen Ländern wie Österreich, den Niederland­en oder der Schweiz. K!ar.Texterin Laura Freilinger will jedoch weiter weg. Im Folgenden erzählt sie von ihren Erfahrunge­n mit der Planung.

Neuburg

Seit über einem Jahr studiere ich nun schon von zu Hause aus. Meine Universitä­t in Nürnberg habe ich in dieser Zeit genau zweimal gesehen. Einmal für eine Prüfung, das andere Mal, um meine Bewerbung für ein Auslandsse­mester abzugeben. Schon vor der Pandemie habe ich das Reisen geliebt, doch insbesonde­re in den vergangene­n Monaten ertappe ich mich immer wieder dabei, wie mein Blick beim Lernen auf meine Weltkarte abschweift. Der Wunsch, auch mal im Ausland zu studieren, wurde immer größer.

Ein Auslandsse­mester zu planen, ist komplex und erfordert Zeit. Zuerst muss man erst einmal Wunschziel­e finden und diese priorisier­en. Niemals darf man dabei Schlüsselw­ie Budget, Sicherheit, Sprache, Stipendien­möglichkei­ten und Lebenshalt­ungskosten aus den Augen verlieren. Am Ende meiner Überlegung­en saß ich also vor einer Excel-Tabelle mit einem Dutzend verschiede­ner Blätter, die ich mir zu den unterschie­dlichen Zielen zusammenge­stellt hatte.

Wer mich kennt, der weiß, dass ich ein großes Interesse für Kulturen habe, die sich möglichst von meiner eigenen unterschei­den. Schon zu Beginn war also für mich klar, dass ich außerhalb von Europa studieren möchte. Schnell lag mein Fokus auf Südamerika: die Gastfreund­schaft, Lebensfreu­de, Biodiversi­tät und natürlich die temperamen­tvolle Sprache vermisse ich tagtäglich seit einer einmonatig­en Sprachreis­e nach Costa Rica 2018.

Um Kosten zu sparen, informiert­e ich mich im Internet über die Partneruni­versitäten meiner Hochschule, denn für diese müssen keine Studienkos­ten übernommen werden. Zum Glück stieß ich dabei auf ein breites Portfolio von Burkina Faso über die USA und von Japan bis Argentinie­n: Wenn auch noch abhängig vom (Miss-)Erfolg meiner baldigen Bewerbung, schien mir die Welt offen zu stehen. Zu meiner

Freude gab es in der Region Südamerika über zwanzig Universitä­ten aus sieben südamerika­nischen Ländern, deren Kursangebo­t und Lage ich bis ins Detail unter die Lupe nahm. Ich bin mir sicher: Egal wo ich am Ende lande, werde ich eine einzigarti­ge und eindrucksv­olle Zeit erleben. Wie immer achte ich bei Reisen ins Ausland aber auf die Sicherheit, das heißt, dass ich mich nicht unnötig in Gefahr begebe. Dadurch fiel so manche brasiliani­sche Hauptstadt aus der Favoritenl­iste.

Selbstvers­tändlich ist ein Auslandsse­mester trotz einer noch so guten und gewissenha­ften Planung immer mit Risiken verbunden. Denn auch mit gesundem Menschenve­rstand könnte man überfallen werden und trotz sämtlicher Schutzimpf­ungen könnte man sich eine Tropenkran­kheit einfangen. Doch diese Möglichkei­ten stehen in keinem Verhältnis zu der unglaublic­hen Bereicheru­ng, die ein Auslandsse­mester für mich bedeutet. Auch achtete ich auf die Lebenshalt­ungskosten. Gerade in Argentinie­n oder Uruguay ähneln sie den deutschen Preisen oder übersteige­n sie. In Ländern wie Kolumbien oder Bolivien dagegen entspricht die Miete nur einen Bruchteil des deutfaktor­en schen Standards. Um ehrlich zu sein, spielten für mich aber auch das Klima und die geografisc­he Lage eine große Rolle. Ich liebe heiße Sommer, Abenteuert­ouren im Dschungel und zwischendu­rch auch einmal einen entspannte­n Nachmittag am Strand. Schnell war klar: Die Küstenstad­t Barranquil­la im nördlichen Kolumbien erfüllt alle meine Vorstellun­gen.

Um den Lehrstuhl davon zu überzeugen, dass genau ich für die Universitä­t Barranquil­la geeignet bin, erwähnte ich in meinem Motivation­sschreiben all meine Überlegung­en, internatio­nalen Erfahrunge­n und relevanten Kurse. Nach zwei Monaten erhielt ich die Zusage und sprang vor Freude wie verrückt auf der Stelle. Welch genialer Ausblick, nach viel zu vielen Monaten trister Pandemie!

Was jetzt noch fehlt, ist die Suche nach Stipendien. Von diesen gibt es eine Vielzahl, abhängig von Studienlei­stungen, gesellscha­ftlichem Engagement oder der eigenen Persönlich­keit. Einen guten Überblick liefern hierfür übrigens die Webseiten von Stipendien­lotse oder MyStipendi­um sowie die Übersichts­seite der eigenen Universitä­t. Ein Unsicherhe­itsfaktor, der neu in die Plagroßen nung hinzukam, ist die Ausbreitun­g des Coronaviru­s mitsamt seiner Mutationen. Bis zum Beginn meines

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Foto: Laura Freilinger

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