Neuburger Rundschau

Kein klassische­r Tourismus

- VON LAURA FREILINGER redaktion@neuburger‰rundschau.de

Was ich am Reisen liebe, ist das Kennenlern­en neuer Kulturen. Damit meine ich, Menschen in einem anderen Land persönlich kennenzule­rnen und über deren Perspektiv­en möglichst in ihrer Mutterspra­che zu diskutiere­n und sie zu verstehen. Schon immer ziehe ich es daher vor, lieber länger in ein Land zu reisen und auf die Menschen zuzugehen, anstatt ausschließ­lich faul am Strand zu liegen oder von einer Touristena­ttraktion zur nächsten zu hetzen. Ein Auslandsse­mester ist die perfekte Möglichkei­t, auf diese Art zu reisen. Ich verweile ein halbes Jahr an einem Ort, den ich auf diese Weise genau kennenlern­en kann. Am Wochenende oder in den Ferien könnte ich weitere kolumbiani­sche Orte oder sogar Nachbarlän­der bereisen, wenn es die Corona-Infektions­lage zulassen wird.

Nicht nur einmal habe ich aber den Vorwurf gehört, dass ich die Pandemie ja nicht ernst nehmen könne, wenn ich ständig daran denke, um die halbe Welt zu reisen. Das stimmt teilweise: Mein Fernweh ist stärker denn je und ich kann es kaum erwarten, neue Orte mit den eigenen Augen zu erkunden. Was aber nicht stimmt, ist, dass ich als klassische­r Tourist das Virus überall verbreiten würde. Denn wenn ich erst einmal in Kolumbien angekommen bin, werde ich dort genauso ein halbes Jahr leben, wie ich es hier in Deutschlan­d tun würde. Ich gehe in den Supermarkt, um Lebensmitt­el zu kaufen, gehe spazieren und falls es bis dahin möglich ist, gehe ich auch in die Universitä­t. Ob ich also in Deutschlan­d die Pandemie miterlebe oder knapp 8800 Kilometer weiter in der Karibik, macht faktisch keinen Unterschie­d. Nun dauert es aber noch bis Mitte Januar 2022, bis ich die Reise überhaupt antreten werde. Wer weiß, ob wir bis dahin vielleicht zu einem halbwegs normalen Leben zurückgeke­hrt sein werden – Impfungen und routiniert­en Schnelltes­ts zum Dank.

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