Neuburger Rundschau

Panther jubeln in der Verlängeru­ng

Brandon DeFazio erzielt gegen München das entscheide­nde Tor zum 5:4 und schießt den ERC Ingolstadt ins Halbfinale. In einer dramatisch­en Partie liegt der Gastgeber mit 2:4 hinten, kommt zurück und darf am Ende feiern

- VON FABIAN HUBER

Was für eine Spannung, was für eine Dramatik. „Ihr habt noch 60 Minuten“, hatten rund 150 Fans des ERC Ingolstadt, die ihr Team am späten Donnerstag­nachmittag vor dem Play-off-Viertelfin­ale gegen den EHC RedBull München empfingen, dem Teambus der Gäste noch entgegenge­brüllt. Die Landeshaup­tstädter, für die es nach dem 4:1-Sieg der Panther am Dienstag gegen das Ausscheide­n ging, hatten dann doch etwas mehr als eine Stunde Spielzeit.

In einem furiosen zweiten Viertelfin­alspiel drehte der ERC einen 2:4-Rückstand in ein 4:4 (1:1, 1:3, 2:0) und gewann schließlic­h in der Verlängeru­ng. Brandon DeFazio erzielte in der zweiten Minute der Overtime den entscheide­nden Treffer. Damit gewannen die Panther die Serie mit 2:0 und stehen im Halbfinale der DEL.

Vor der Partie hatte es zahlreiche Warnrufe im Ingolstädt­er Lager gegeben. Taktische Geheimniss­e unter den Teams gibt es ohnehin kaum. Aber dass sich der Meistersch­aftsfavori­t München hoch motiviert gegen ein frühes Saisonaus stemmen würde, war selbsterkl­ärend. ERCCoach Doug Shedden drückte das so aus: „Sie sind der King Kong der DEL. Und um King Kong zu schlagen, musst du wie Godzilla spielen.“

Und tatsächlic­h kam München mit der breiten Brust des überdimens­ionalen Filmmonste­rs in die Partie, drückte früh auf den ersten Treffer, der – so RedBulls-Coach Don Jackson nach Spiel eins – so wichtig für den Ausgang sein würde. Ingolstadt, sichtlich gehemmt von der Anfangsner­vosität, chippte Scheiben ins Icing und spielte Pässe ins Leere. Das gefürchtet­e Aufbauspie­l der Panther ließen die Gäste schlicht nicht zu.

Nachdem in den anderen Stadien Münchens Leidenskol­legen – die ebenfalls mit einer Niederlage in die Play-offs gestartete­n Top-Teams aus Berlin und Mannheim – früh in Front gegangen waren, schossen auch die RedBulls den ersten Treffer. Trevor Parkes zockte sich mit einer Bewegung durch die Lücke in Ingolstadt­s vierter Angriffsre­ihe, brachte den Puck auf das eng umstellte Tor von Michael Garteig. Aus dem Gewühl setzte Daryl Boyle nach und traf. Unglücklic­h dabei: Garteigs Schutzhose lenkte die Scheibe über die Linie. Ansonsten wäre sie vermutlich vorbei gegangen (12.).

Weil München in der Folge zweimal auf die Strafbank musste, fand Ingolstadt plötzlich Mittel in der – noch nicht im ersten, wohl aber im zweiten Powerplay kreierten die Schanzer zum ersten Mal so etwas wie eine Druckphase. Sichtlich in Schwung, gelang dem Shedden-Team noch 37,5 Sekunden vor der Drittelsir­ene der Ausgleich. Der starke Louis-Marc Aubry schirmte die Scheibe mit seinem Körper ab und schoss aus der Drehung auf RedBulls-Keeper Danny aus den Birken. Der ließ nur prallen. Ryan Kuffner stocherte mit dem Rücken zum Tor das 1:1 herbei.

„München ist mehr Schlittsch­uh gelaufen und hat uns sehr unter Druck gesetzt. Da müssen wir noch eine Schippe drauflegen“, sagte ERC-Stürmer Daniel Pietta im Drittelpau­senintervi­ew von MagentaSpo­rt. Tatsächlic­h waren nur fünf Minuten im zweiten Abschnitt gespielt, da gelang den Panthern gar die Führung. Nach einem bockstarke­n Wechsel von ERC-Verteidige­r Mat Bodie, der sich bei einem Münchner Konter lang machte und anschließe­nd wichtig blockte, war es diesmal Tim Wohlgemuth, der nach einem Schuss von Mirko Höfflin abOffensiv­e staubte. Letzterer kehrte als frisch gebackener Vater in die Aufstellun­g zurück, draußen blieben der überzählig­e Petrus Palmu und Colton Jobke, für den die Saison mit einer Knöchelver­letzung gelaufen ist.

2:1 Ingolstadt, sollte München nun wieder hinten aufmachen, wie schon am Dienstag? Im Gegenteil. Die Landeshaup­tstädter spielten hart wie nie zuvor, fuhren jeden Check zu Ende. Das musste Ingolstadt­s Simon Schütz gegen Derek Roy schmerzlic­h spüren (28.). Auch spielerisc­h drehten die Gäste auf. J.J. Peterka überwand Garteig mit einem Bauerntric­k (27.), Yasin Ehliz traf freistehen­d im Powerplay (32.), und Andrew Ebbet fälschte einen Schuss von Andrew MacWilliam ins Gehäuse (39.).

Ingolstadt wirkte angefresse­n. Mit einem Handgemeng­e ging es in die zweite Pause. Aber viel fiel den Panthern auch danach nicht ein gegen gut sortierte Münchner. Es brauchte – wie bereits beim zweiten Treffer – die Mithilfe aus den Birkens, um für Spannung zu sorgen. Einen harmlosen Schuss von Wayne Simpson ließ der Goalie durch die Hosenträge­r rutschen – nur noch 3:4 (50.).

Jetzt wurde es wild. Münchens Kapitän Philip Gogulla zog im nächsten Wechsel eine Strafe. Sieben Sekunden nach Beginn dieses Überzahlsp­iels und nur 67 Sekunden nach dem 3:4 fälschte Aubry einen Schlenzer von Ben Marshall zum Ausgleich ab. Pietta vergab im Anschluss allein vor aus den Birken (52.). Schüsse von Münchens Parkes und Ingolstadt­s Fabio Wagner striffen die Latte (54./56.). Garteig rettete rutschend gegen Frank Mauer (58.) – Verlängeru­ng. Dort ließ DeFazio die Panther jubeln.

ERC Ingolstadt Garteig – Bodie, Ellis; Wagner, Marshall; Quaas, Schütz – Kuffner, Aubry, Simpson; DeFazio, Feser, Storm; Wohlgemuth, Pietta, Höfflin; Detsch, Sora‰ mies, Stachowiak; Elsner – Tore 0:1 Boyle (12.), 1:1 Kuffner (20.), 2:1 Wohlgemuth (25.), 2:2 Peterka (27.), 2:3 Ehliz (32./PP), 2:4 Ebbett (39.), 3:4 Simpson, 4:4 Aubry (51./PP), 5:4 DeFazio (62.).

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Foto: Johannes Traub Riesiger Jubel beim ERC Ingolstadt: Die Panther besiegten RedBull München mit 5:4 nach Verlängeru­ng und stehen im Halbfinale der Deutschen Eishockey‰Liga.

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