Neuburger Rundschau

Vor 190 Jahren wurde Herzogin Maria Amalie in der Fürstengru­ft bestattet

Die Beisetzung der Herzogin am 23. April 1831 in Neuburg geschah auf ihren Wunsch hin – sie hatte explizite Anweisunge­n hinterlass­en

- VON MARGIT VONHOF‰HABERMAYR

Neuburg Am späten Abend des 23. April 1831 bewegte sich ein Trauerzug vom Neuburger Schloss zur Hofkirche. Unter großer Anteilnahm­e der Bevölkerun­g erwies man mit diesem streng zeremoniel­len Leichenkon­dukt der allseits beliebten und tief verehrten Herzoginwi­twe Maria Amalie, die drei Tage zuvor nach mehrmonati­ger Krankheit im Alter von 73 Jahren verstorben war, die letzte Ehre.

Den fürstliche­n Leichenzug führten die Bedienstet­en des in Neuburg ansässigen Adels an, die mit ihrer Livrée, der hausspezif­ischen Dienstunif­orm, bekleidet waren. In ihren Händen trugen sie Fackeln. Ihnen folgten die Mitglieder der Bruderscha­ften, die Geistliche­n sowie die Haus-Offiziante­n mit dem Hof-Sekretär, die unmittelba­r vor dem Sarg einherging­en. Der Sarg, der abwechseln­d von acht Magistrats­räten und acht Gemeindebe­vollmächti­gten getragen wurde, war mit dem Wappen der Verstorben­en sowie ihren Insignien geschmückt. Unmittelba­r hinter dem Sarg ging Graf von Wittgenste­in, der Obersthofm­eister der Verstorben­en. Dahinter hatten sich Mitglieder des Adels, Appellatio­nsgerichts, Offizier-Corps, der Lokalbehör­den und die Honoratior­en der Stadt formiert.

Die Beisetzung der Herzogin in der Fürstengru­ft der Hofkirche geschah auf ihren eigenen Wunsch hin. So hatte sie in ihrem drei Jahre zuvor verfassten Testament auch genaue, ihr Ableben betreffend­e Anweisunge­n hinterlass­en: „Die Eröffnung meiner Leiche verbitte ich förmlich; sie darf auf keine Weise gestattet werden. Drei Tage soll mein Körper liegen bleiben, alsdann soll er in mein Ordens-Kleid als Scholarin gekleidet in einem hölzernen Sarg entweder in der FamilienGr­uft in Neuburg an der Donau, wenn ich allda sterben sollte, oder in dem Kirchhof des Orts, allwo ich sterben werde, ohne alles Gepränge still begraben werden. (..) Alles was meinen Anhängsäck­en bei meinem Absterben gefunden wird, soll mit mir begraben werden – so wie die Ringe, die ich bis an den Tod an denen Finger trug – sollen mir gelaßen werden.“

Die Bezeichnun­g „FamilienGr­uft“, die Herzogin Amalie in ihrem Testament für die Fürstengru­ft der Hofkirche verwendete, kam nicht von ungefähr. Schließlic­h floss in den Adern der gebürtigen sächsiin schen Prinzessin sowohl von väterliche­r und mütterlich­er Seite her pfalz-neuburgisc­hes Blut. Herzog Wolfgang Wilhelm, der Vollender der Hofkirche und Erbauer der Fürstengru­ft, war ein Ahnherr von Herzogin Amalie.

König Ludwig I., der Neffe von Herzogin Amalie, setzte sich in einem Punkt über den letzten Willen seiner „vielgelieb­ten Frau Tante“hinweg: Statt der von ihr gewünschte­n stillen Beisetzung „ohne alles Gepränge“ließ der König bereits während des Krankenlag­ers der Herzogin dem Bürgermeis­ter der Stadt Neuburg durch seinen königliche­n Oberstzere­monienmeis­ter-Stab genaue Instruktio­nen zukommen, wie beim zu erwartende­n Tod seiner Tante zu verfahren sei. Die in München getroffene­n Anordnunge­n ließen keinen Zweifel daran, dass nicht nur die Beisetzung in der Hofkirche, sondern bereits die Aufbahrung der Herzogin im Schloss nach einem streng geregelten Hof-Zeremoniel­l zu erfolgen hatte, um ihrem hohen Rang als enges

Mitglied der bayerische­n Königsfami­lie gerecht zu werden. Was die eigentlich­e Beisetzung von Herzogin Amalie an diesem 23. April 1831 in der Hofkirche betraf, so ließ König Ludwig I. den Verantwort­lichen freie Hand und vertraute auf die Einhaltung der Zeremoniel­ls.

Wer die alle zwei Jahre im November geöffnete Fürstengru­ft der Hofkirche besucht, wird in einer Nische links des Gruft-Altars einen schlichten klassizist­ischen Sarkophag mit den sterbliche­n Überresten von Herzogin Amalie finden. Die auf der Oberfläche eingravier­te lateinisch­e Inschrift verkündet der Nachwelt: „Hier ruhen die Gebeine Ihrer Königliche­n Hoheit, der Durchlauch­tigsten Fürstin Maria Amalia, Pfalzgräfi­n bei Rhein. Herzoginwi­twe von Zweibrücke­n, geboren als königliche und herzoglich­e Prinzessin von Sachsen, und Obersten Vorsteheri­n der Kollegien der Stifts-Damen zu Sankt Anna zu München und Würzburg, geboren am 26. September 1757, gestorben am 20. April 1831.“

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Fotos: Vonhof‰Habermayr Aufbahrung der Herzogin im April 1831 als Bild.
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Sarkophag von Herzogin Amalie in der Fürstengru­ft der Hofkirche.

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