Neuburger Rundschau

Auf sie hörte auch Karajan

Christa Ludwig ist tot

- VON RÜDIGER HEINZE

Wer konnte schon über die drei größten Dirigenten einer an guten Dirigenten gewiss nicht armen Zeit sagen: „meine drei“– und damit Karl Böhm, Herbert von Karajan und Leonard Bernstein meinen?

Christa Ludwig konnte das sagen, der auch die Dirigenten der Extraklass­e gleichsam zu Füßen lagen – ob ihres herrlich strömenden Mezzosopra­ns, der bis in Alt-Tiefen hinunterre­ichte, ob ihres strahlende­n Soprans, der selbst dramatisch-hohe Ausbrüche der Leonore in Beethovens „Fidelio“garantiert­e. Im Grunde ein Wunder-Bühnentier.

Einmal nur in ihrem Leben habe sie um eine bestimmte Rolle gebeten, so erzählte die bereits betagte Christa Ludwig im Rückblick, und das sei die Kundry aus dem „Parsifal“gewesen. Der aber, den sie bat, war Karajan, viele Jahre der mächtigste Pult-Mann in Europa. Ludwig: „Er hat gegrummelt – und bald darauf habe ich sie gesungen.“

Jetzt aber ist die, die sich so etwas – und noch viel mehr – mit Erfolg erlauben konnte, 93-jährig in Klosterneu­burg bei Wien gestorben. Und die Opernwelt trauert um einen unzweifelh­aft herausrage­nden Mezzo aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts. Und auf dem Salzburger Festspielh­aus wehte gestern Trauerbefl­aggung.

Ihre gottgegebe­ne Stimme, ausgebilde­t von der Mutter, verstand Christa Ludwig immer als eine Verpflicht­ung. Daraus erwuchs dann der hohe künstleris­che Ernst der gebürtigen Berlinerin. Von Böhm habe sie „Exaktheit“gelernt, von Karajan die „Schönheit der Phrasierun­g“, von Bernstein aber, „der herrlichst­e von allen“, die Tiefe der Musik. Bernstein über Ludwig, andersheru­m: „She is simply the best.“Eine ganz Große, einst verheirate­t mit dem Bassbarito­n Walter Berry, ist gegangen.

Feuilleton kompakt

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Christa Ludwig

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