Das Stigma des Dränglers will man auch nicht tragen
ich noch nicht? Die Kriterien der Verteilung werden infrage gestellt und der eigene Mangel wird einem bewusst.“
Und das jeden Tag ein wenig mehr, da um einen herum die Impfquote in die Höhe schnellt – und damit schon auch mal der Gedanke, ob man nicht doch noch ein paar Hebel in Bewegung setzen sollte. Anderseits, das Stigma des Dränglers will man auch nicht tragen. Verteilt wird der Impfstoff ja derzeit noch nach Bedürftigkeit (– die aber auch nicht immer zu erkennen ist). Sich da an der Schlange vorbeizuschlängeln, fühlt sich so wenig gut an wie Neid.
Die Freundin aus Hamburg berichtet derweil vom sogenannten Schwangerenticket: Kennst du eine Schwangere, deren Mann vielleicht schon geimpft ist, dann kann sie dich als Kontaktperson angeben? Habe die Kollegin so gemacht. Eine andere scherzt über all diese braven Enkelkinder, die laut Bescheinigung ihren (womöglich geimpften und quietschfidelen) Großeltern liebevoll zur Seite stehen, und so zur Spritze gekommen sind.
Schön ja zumindest dies: Selten wurde über Neid auch so lustvoll gescherzt. Fast schon Small-TalkThema, der Scham beraubt. Aber die Gruppe, mit der man lacht, wird natürlich kleiner. Jeder will da so schnell wie möglich raus. Unter dem Hashtag Elternimpfen fordern beispielsweise in den sozialen Netzwerken Mütter und Väter, endlich an die Reihe zu kommen, wegen der vielen Kontakte. Klar, kann man verstehen – wie ja eigentlich alle anderen auch. Es gibt ja niemanden, der diesen Stoff nicht verdient. Über