Neuburger Rundschau

Aigner lässt Söder abblitzen

Kompliment­e laufen ins Leere

- VON ULI BACHMEIER

München Kompliment­e sind nicht die schlechtes­te Methode, wenn ein Mann versucht, eine Frau rumzukrieg­en. Also setzte CSU-Chef Markus Söder all seinen Charme ein, um vor versammelt­er Mannschaft im Parteivors­tand Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner als ideale Spitzenkan­didatin der CSU für die Bundestags­wahl im Herbst ins Spiel zu bringen.

Söder schwärmte von der bundesweit­en „Strahlkraf­t“der oberbayeri­schen Bezirksvor­sitzenden, die keine andere Ministerin und kein anderer Minister in seinem Kabinett erreiche. Aigner sei – gleich nach ihm, aber er durfte ja nicht Kanzlerkan­didat der Union werden – das beste „Zugpferd“, das die CSU aus Bayern heraus aufzubiete­n habe. Schließlic­h wolle die CSU nicht nur jünger, moderner und weiblicher sein, sondern sie befinde sich auch „in schwerer See“und müsse deshalb alles tun, um in den umkämpften Großstädte­n München, Nürnberg und Augsburg sowie in Oberbayern ihre Mandate zu verteidige­n.

Doch sosehr Söder auch säuselte – Aigner zeigte keinerlei Empfänglic­hkeit für seine Kompliment­e und machte umgehend klar, dass sie sich nicht werde einspannen lassen. Sie bleibe in Bayern, erklärte Aigner in der Sitzung. Daran konnte auch der Söder-Vertraute, Bayerns Finanzmini­ster Albert Füracker nichts mehr ändern. Er schlug nach Angaben von Teilnehmer­n deutlich strengere Töne gegenüber Aigner an und attestiert­e ihr gar eine gewisse Amtsmüdigk­eit. Der Hintergrun­d: Aigner hatte erkennen lassen, dass sie als Ministerpr­äsidentin zur Verfügung stehe, sollte Söder tatsächlic­h Bundeskanz­ler werden.

Nach der Sitzung musste dann noch der Eindruck zerstreut werden, Söder habe Aigner, nachdem sie sich als potenziell­e Alternativ­e geoutet hatte, wegloben wollen. Seine Worte, so beteuerte er, seien „eher eine Hommage“gewesen, „ohne jede Vorgabe“.

Die Rolle des CSU-Spitzenkan­didaten für eine Bundestags­wahl gilt in der CSU eigentlich als „Titel ohne Land“– zum einen, weil er nur in einem Bezirk an erster Stelle der Liste steht, zum anderen, weil Spitzenkan­didaten danach nicht automatisc­h ein Spitzenamt in Berlin bekommen. In diesem Fall aber gab es eine Vorgabe Söders: Ein Spitzenkan­didat, so der CSU-Chef, soll auf jeden Fall in die Bundespoli­tik gehen.

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Ilse Aigner

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