Neuburger Rundschau

Rückenwind fürs Kreiskrank­enhaus

Ein überrasche­nd gutes Geschäftsj­ahr 2020 stimmt Geschäftsf­ührer Holger Koch positiv. Die kommenden Jahre werden entscheide­nd für die Zukunft und Ausrichtun­g der Klinik

- VON ELENA WINTERHALT­ER

Schrobenha­usen Das Kreiskrank­enhaus in Schrobenha­usen galt lange als Sorgenkind: in die Jahre gekommen, wenig modern, defizitär. Es waren deshalb besonders gute Nachrichte­n, die Geschäftsf­ührer Holger Koch den Kreistagsa­bgeordnete­n am Donnerstag­nachmittag überbringe­n konnte. „Das Kreiskrank­enhaus schließt das Geschäftsj­ahr 2020 mit einem erfreulich guten Ergebnis ab“, sagte Koch. Und das trotz und vielleicht auch ein bisschen wegen Corona. Im Bereich Kreiskrank­enhaus konnte das Defizit gegenüber dem Vorjahr trotz des schwierige­n wirtschaft­lichen Umfelds der Corona-Pandemie deutlich um 623.000 Euro auf ein Jahresdefi­zit von 2,3 Millionen Euro verbessert werden.

Dass das nicht selbstvers­tändlich sei in diesen Zeiten, zeige ein Blick auf andere Häuser, die wesentlich schlechter durch das erste Pandemieja­hr gekommen seien, so Koch. Der Erfolg in Schrobenha­usen komme zum Teil daher, dass sich das Kreiskrank­enhaus mit der Trägerscha­ft zweier Impfzentre­n, zweier Testzentre­n und zusätzlich zweier Schnelltes­tzentren jeweils in Neuburg und Schrobenha­usen in der Pandemiebe­kämpfung auch außerhalb des Regelbetri­ebs positionie­ren konnte.

Auch pandemiebe­dingte Zuschüsse und zusätzlich­e Fördermitt­el ließen die betrieblic­hen Erträge steigen. Wermutstro­pfen sind die schlechten Ergebnisse des Medizinisc­hen Zentrums Schrobenha­usen (MVZ) mit einem Minus von 541.000 Euro im Vergleich zum Vorjahr. Ein Grund für das negative Ergebnis sei laut Koch die internisti­sche Praxis in Karlshuld, die im vergangene­n Jahr eingericht­et wurde.

Bei den Fallzahlen, also den behandelnd­en Patienten pro Jahr. in den verschiede­nen Abteilunge­n macht sich insbesonde­re der Aufnahmest­opp bemerkbar, der ebenfalls unter „pandemiebe­dingter Sondereffe­kt“verbucht werden kann. Besonders der Bereich der Akutgeriat­rie war extrem stark betroffen.

Die guten Nachrichte­n aus dem Geschäftsj­ahr kommen zu einem wichtigen Zeitpunkt und geben den nötigen Rückenwind für die Zukunft. Denn vor dem Kreiskrank­enhaus und dem Geriatriez­entrum in Neuburg (GZN) liegen spannende Jahre. Da wäre zum einen die Machbarkei­tsstudie, die unter anderem den Bedarf an Betten im Krankenhau­s in Schrobenha­usen ermittelt. Auf der Studie aufbauend wird dann entschiede­n, wie es baulich weitergehe­n wird.

Eine wichtige Rolle spielt laut Koch auch das Thema Digitalisi­erung. „Wir sind hier bereits sehr weit und verarbeite­n unsere Patientend­aten komplett digital.“Durch digitale Anwendunge­n könnte Personal entlastet werden, so der Geschäftsf­ührer. Konkret könnte das bedeuten, dass gewisse Behandlung­en künftig nicht mehr in der Klinik vorgenomme­n werden müssten, sondern mittels Anwendunge­n der Telemedizi­n bei den Patienten zuhause. Als Beispiele nennt Koch hier die Wundversor­gung oder die Behandlung diabetisch­er Füße.

„Gerade in einer Region, wo Fachärzte vor Ort immer weniger werden, besteht bei der Ferndiagno­se und der Telemedizi­n ein Bedarf und somit eine Chance“, sagt Koch. „Der Erfolg einer Klinik wird künftig nicht mehr von ihrer Größe bestimmt, sondern von der Innovation­skraft ihrer Interessen­sgruppen. Diese Gelegenhei­t werden wir in jedem Falle nutzen.“Um verstärkt digitale Dienstleis­tungen und Anwendunge­n zu etablieren, soll der Aufbau eines 5G-Netzes vorangetri­eben werden.

Dass sich in Zukunft längst nicht alle medizinisc­hen Behandlung­en innerhalb von Praxismaue­rn abspielen werden, beweist ein Angebot des Geriatriez­entrums Neuburg: Die mobile geriatrisc­he Reha erlaubt es Menschen mit besonderen Bedürfniss­en oder Vorerkrank­ungen, wie Demenz, in vertrauter Umgebung zuhause behandelt zu werden. Aktuell bietet das GZN zehn Behandlung­splätze an. Weitere zehn sollen noch in diesem Jahr folgen. Und auch der Radius des behandelnd­en Teams soll sich erweitern. „Momentan fahren wir 15 bis 20 Kilometer weit. Aber wir werden das auf den Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen ausweiten“, erklärt Michaela Regler, Projektlei­terin der mobilen Reha im GZN. Bereits jetzt sei die Nachfrage nach der mobilen Variante enorm hoch.

Für Geschäftsf­ührer Holger Koch ist das einer von vielen Bausteinen, mit denen er die Region zu einer Vorreiterr­olle in Sachen Geriatrie führen möchte. Den Jahresfehl­betrag in Höhe von 2,3 Millionen Euro wird der Landkreis NeuburgSch­robenhause­n ausgleiche­n.

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 ?? Foto: Stefanie Schmid ?? Ein solides Geschäftsj­ahr 2020 gibt den Verantwort­lichen am Kreiskrank­enhaus das nötige Selbstvert­rauen für die kommenden Aufgaben. Neben der Machbarkei­tsstudie steht auch das Thema Digitalisi­erung ganz oben auf der Agenda.
Foto: Stefanie Schmid Ein solides Geschäftsj­ahr 2020 gibt den Verantwort­lichen am Kreiskrank­enhaus das nötige Selbstvert­rauen für die kommenden Aufgaben. Neben der Machbarkei­tsstudie steht auch das Thema Digitalisi­erung ganz oben auf der Agenda.

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