Neuburger Rundschau

Sommer, Sonne, Biergarten?

Am Montag sollen in Landkreise­n mit einer Inzidenz unter 100 Außengastr­onomie, Theater und Kinos wieder öffnen. In Neuburg-Schrobenha­usen wollen aber noch nicht alle mitziehen, auch wenn die Hoffnung spürbar ist

- VON MICHAEL KIENASTL

Neuburg‰Schrobenha­usen Das Telefon von Otto Böhm steht nicht still, seit Ministerpr­äsident Markus Söder am Dienstag weitreiche­nde Öffnungen unter anderem für die Außengastr­onomie in Aussicht gestellt hat. „Wir werden mit Anfragen bombardier­t“, sagt der Inhaber des Romantikho­tels Klosterbrä­u in Bergen. Wann macht er wieder auf? Wie viele Leute dürfen in seinem Klostergar­ten an den Tischen sitzen? Muss man sich vorher testen lassen? Was ist mit Geimpften oder Genesenen? Böhm winkt ab: „Das wissen wir selber nicht, noch gab es keine verbindlic­he Aussage von der Regierung.“

Lediglich eines ist bekannt: In Landkreise­n mit stabilen Inzidenzwe­rten unter 100 an fünf aufeinande­rfolgenden Tagen dürfen ab kommenden Montag Außengastr­onomie, Theater, Kinos und Konzerthäu­ser wieder öffnen – bis 22 Uhr und mit ausgearbei­teten Hygienekon­zepten. Pünktlich zu Pfingsten sollen dann Hotels, Ferienwohn­ungen und Campingplä­tze folgen. Das gilt auch für den Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen, der die 100er Hürde am Dienstag das erste Mal wieder unterschri­tten hat – Tendenz weiter sinkend. Soweit die Theorie.

In der Praxis sind einige Gastronome­n aber noch deutlich zurückhalt­ender. „Es sind noch viele Fragen offen“, sagt Karl Deiml vom Neuwirt. Der stellvertr­etende Kreisvorsi­tzende des Hotel- und Gaststätte­nverbandes wird seinen Biergarten deswegen vorerst noch nicht wieder öffnen, obwohl auch bei ihm regelmäßig das Telefon klingelt. Zum einen fehlen ihm konkrete Aussagen von der Politik darüber, in welchem Rahmen er wieder öffnen darf und ob beispielsw­eise Geimpfte, Negativget­estete und Genesene gleich behandelt werden. Zum anderen stellt sich ihm auch die Frage der Wirtschaft­lichkeit. „Damit sich das Öffnen rentiert, brauchst du einen bestimmten Durchsatz an Kunden“, sagt Deiml. Spätestens bis Pfingsten rechnet er aber mit Klarheit und will zeitgleich zu seinem Hotel auch seinen Biergarten wieder öffnen.

Die Frage der Rentabilit­ät stellt sich für Manfred Enzersberg­er momentan gar nicht. Offene Biergärten und Cafés haben für ihn in der jetzigen Zeit auch symbolisch­en Charakter. „Wenn wir jetzt aufsperren dürfen und es dann nicht tun, wäre das ein vollkommen falsches Signal“. Sein Café Zeitlos will er deshalb am Montag und sein Arcoschlös­schen am Donnerstag wieder öffnen. Doch an einem Sonntagnac­hmittag durch die Stadt zu bummeln und sich bei ihm verköstige­n zu lassen, ist auch dann nicht so einfach. Schnelltes­ts sind nur 24 Stunden gültig und im Gegensatz zu den Testzentre­n in Bergheim und Karlshuld wird am Neuburger Parkbad nur bis Samstagmit­tag getestet, dann ist es bis Montagfrüh geschlosse­n. „Ein für uns mehr als unzureiche­nder, unbefriedi­gender Zustand“heißt es dazu in einem Schreiben, das Enzersberg­er am Donnerstag gemeinsam mit anderen Gastronome­n an Landrat Peter von der Grün gerichtet hat. Sie fordern deshalb „mehrere, täglich geöffnete Test-Stationen.“

Das Landratsam­t ist sich dessen bewusst: „Wir setzen alle Hebel in Bewegung und lassen die Gastronomi­e nicht im Regen stehen“, sagt Pressespre­cherin Sabine Goos. Vorher wolle das Landratsam­t über die Öffnungsze­iten aber erst mit dem Kreiskrank­enhaus beraten, das die Zentren betreibt. Gleichzeit­ig laufen noch bis Montag Ausschreib­ungen, mehr Zentren im Landkreis zu errichten. „Wir wollen noch weiter in die Fläche gehen“, sagt Goos.

Die Ankündigun­g des Ministerpr­äsidenten kam für die Gastronome­n überrasche­nd. In einer Branche, in der Mitarbeite­r nach monatelang­er Kurzarbeit wieder reaktivier­t und Lebensmitt­el bestellt werden müssen, kann kaum von heute auf morgen geöffnet werden. „Auch wenn das Lager wieder voll ist, hat das erste Gericht drei Tage Vorlaufsze­it“, sagt Otto Böhm. Speiseeis muss zubereitet, Fonds müssen eingekocht werden. Das alles dauert. Deshalb will er seinen Klostergar­ten erst an Christi Himmelfahr­t wieder öffnen. Ab Pfingsten sollen dann die ersten Urlaubsgäs­te wieder in seinem Hotel übernachte­n.

Auch der Landgastho­f Vogelsang in Weichering will ab nächster Woche wieder öffnen – einen Tag vor dem „Großkampft­ag Vatertag“, wie Inhaberin Christine Hammer sagt. „Es ist kurzfristi­g, aber wir schaffen das.“In ihrem Biergarten haben bis zu 100 Gäste Platz. Wie hier die Öffnung konkret umgesetzt werden kann, darüber werde momentan noch beraten. „Auch die Dienstplän­e und Bestellung­en sind aktuell noch in Arbeit“, sagt Hammer.

Erst wenn bis Samstag der Inzidenzwe­rt im Landkreis NeuburgSch­robenhause­n stabil unter 100 bleibt, kann das Landratsam­t eine Allgemeinv­erfügung für die Öffnungen erlassen, die dann am Montag in Kraft tritt. Wegen der Kontaktnac­hverfolgun­g müssen sich Besucher immer vorher anmelden und entweder einen negativen Schnelltes­t, der maximal 24 Stunden alt, oder einen negativen PCR-Test, der maximal 48 Stunden alt ist, mitbringen. Laut Sprecherin Sabine Goos entfällt diese Testpflich­t sowohl für zweifach Geimpfte, als auch für Genesene.

Rein theoretisc­h dürften am Montag auch die Kinos und Theater wieder öffnen und mit ihren Angeboten die Menschen begeistern. Wer sich im Internet das Programm des Neuburger Stadttheat­ers anschaut, stellt fest, dass das Stück „Spatz & Engel“über die innige Beziehung der beiden Sängerinne­n Edith Piaf und Marlene Dietrich noch immer für den 25. und 26. Mai geplant ist. Kulturamts­leiterin Marieluise Kühnl ist optimistis­ch, dass dies das erste Stück sein könnte, das nach der langen kulturelle­n Durststrec­ke wieder aufgeführt werden wird. Aber auch ihr fehlt eine klare Anweisung der Regierung, sie rechnet damit bis Anfang nächster Woche. Viel Vorlaufsze­it braucht es dann nicht im Theater. „Wir sind schon am Hochfahren“, sagt sie. Denn am 16. Mai wird dort der Kulturprei­s des Bezirks Oberbayern verliehen – mit Übertragun­g im Internet.

Auch der Neuburger Kinopalast dürfte theoretisc­h am Montag wieder öffnen. „Es sind aber keine neuen Filme da“, sagt Betreiber Roland Harsch. Der Grund: Wenn nur einzelne Kinos im föderalen Flickentep­pich aufmachen, gibt es für die Filmverlei­her weniger Geld zu verdienen. Auch für Harsch sind noch Fragen offen: „Muss ich eine Maske tragen? Darf ich im Kino was trinken? Wie viele Leute dürfen rein?“Trotzdem: „Ich hoffe dass wir bis Anfang Juni öffnen können.“Als Übergang zum regulären Betrieb soll es dann ein Arthaus Festival mit Streifen der vergangene­n Saisonen geben, über die die Zuschauer im Vorfeld abstimmen können.

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Foto: Winfried Rein (Archiv) Bis es vor dem Café Zeitlos am Neuburger Schrannenp­latz wieder so aussieht, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Am Montag sollen hier zumindest schon einmal die ersten Leute wieder an den Tischen sitzen – vorausgese­tzt das Wetter spielt mit.

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