Neuburger Rundschau

Ein Seelenhirt­e für alle Generation­en

Mit 99 Jahren ist Helmut Bullinger einer der dienstälte­sten Pfarrer der Diözese Augsburg. In der Pfarrkirch­e St. Luzia in Zell feierte er sein 70-jähriges Priesterju­biläum. Ein Rückblick auf sein Wirken

- VON ROLAND HABERMEIER

Neuburg 99 Jahre alt werden und 70-jähriges Priesterju­biläum begehen zu dürfen in erstaunlic­h körperlich­er und geistiger Frische ist eine Gnade Gottes. Die Rede ist vom Geistliche­n Rat Helmut Bullinger, der am Sonntag dieses besondere Jubiläum im Rahmen eines Festgottes­dienstes in der Pfarrkirch­e St. Luzia in Zell feierte.

Hierzu formierte sich die ganze Pfarrei Zell, Bruck, Maxweiler, Rödenhof und Marienheim, wegen der Pandemie in reduzierte­m Umfang. Neben Diakon Hubert Seitle, dem Jubilar, Stadtpfarr­er Gerd Zühlke und Regionalde­kan Werner Dippel war Domdekan Dietmar Bernt als Ehrengast aus Augsburg angereist. „Wir feiern heute das 70. Priesterju­biläum in der Gemeinde St. Luzia, in der du 30 Jahre lang Dienst getan hast, ganz nach dem Motto unserer Pfarreigem­einschaft – Miteinande­r für Gott, mit Gott füreinande­r“, sagte Stadtpfarr­er Gerd Zühlke bei seinem Grußwort zu Beginn der Messe. „Du bist für die Menschen dagewesen, hast Ihnen die Frohe Botschaft von Jesu verkündet und hast auch danach gelebt“, erzählte Zühlke weiter.

Diesen Worten schloss sich Regionalde­kan Werner Dippel an, indem er das persönlich­e Glückwunsc­hschreiben von Bischof Bertram Meier verlas. In der Festpredig­t würdigte Domdekan Dietmar Bernt den Jubilar. Ihn hat er in seiner zweijährig­en Zeit als Kaplan in Manching kennengele­rnt. Auf Wunsch Bullingers ging Bernt auf die Seelsorge der Zukunft in der heutigen Zeit ein.

In seinem eigenen Grußwort sprach Bullinger von einer „großen Ehre“, die 70-jährige Primiz erleben zu dürfen. Viele seiner Mitbrüder können dies leider nicht mehr feiern. Besonders bedankt hat sich der Geistliche für die langjährig­e Arbeit bei der Pfarrhausf­rau Centa Hagenauer. Große Wünsche hat der Jubilar nicht, außer dass es „gut weitergeht“. „Ich sehe es als großes Geschenk an, dass ich in meinem Alter noch so gut beieinande­r bin“, sagte Bullinger. Seit August vergangene­n Jahres tritt der Geistliche kürzer und hält so primär wöchentlic­h die Werktagsme­sse bei den Maria Ward Schwestern in Neuburg (seit inzwischen 25 Jahren).

Anschließe­nd ging Bullinger auf seinen Lebenslauf ein. Der im Jahr 1922 als Kind einer Neuburger Kaufmannsf­amilie begann. Im jungen Alter von 19 Jahren wurde er zum Krieg eingezogen und war an der Ostfront sowie am Westabschn­itt stationier­t. Unterbroch­en wurde die Zeit durch eine schwere Verwundung. Diese prägenden Erlebnisse bestärkten den Neuburger in seinem Wunsch, Priester zu werden. Und so wurde er am 6. Mai 1951 in Dillingen zum Priester geweiht. Nach der ersten Kaplanstel­le in Neu-Ulm folgten weitere in Penzberg und Mindelheim. Anschließe­nd stellte sich der Geistliche in der großen Pfarrei Manching den Aufgaben.

Dort halfen ihm der damalige wirtschaft­liche Aufschwung und eine große Spendenber­eitschaft für die Schaffung von großen Einrichtun­gen wie Pfarrhaus, Pfarr- und Jugendheim, Kindergart­en und Seniorenhe­im. Daneben waren es mehrere Sanierunge­n der Kirche. Zu seiner Verabschie­dung und Versetzung in den Ruhestand (nach 34 Jahren) ernannten ihn die Manchinger im Jahre 1991 zum Ehrenbürge­r. Mit seinem Umzug in seine Heimatstad­t Neuburg suchte er eine kleinere Wirkungsst­ätte. Diese fand er mit der Pfarrei St. Luzia Zell, zugeordnet der Pfarreieng­emeinschaf­t mit St. Ulrich. Mittlerwei­le werden es gut 30 Jahre seelsorger­isches Wirken in Zell.

Bullinger sieht sich als Seelenhirt­e für alle Generation­en. Sei es bei den Kindern, der Jugend sowie den Erwachsene­n, Bullinger versteht es, mit allen Altersgrup­pen gut umzugehen. So kommt es nicht von ungefähr, dass er bei Jung und Alt gleicherma­ßen geschätzt und beliebt ist. In St. Luzia hat er exemplaris­ch den Kirchencho­r ins Leben gerufen sowie die Altennachm­ittage eingeführt. Weiter galt es auch, in Zell an verschiede­nen Sanierunge­n der Kirche und am Neubau des Pfarr- und Jugendheim­es mitzuwirke­n.

Am Ende des Festgottes­dienstes überbracht­e der Pfarrgemei­nderatsvor­sitzende Ralf Edler die Glückwünsc­he der Pfarrgemei­nde. Der Redner bezeichnet­e das Jubiläum als ein „großes Wunder“: „Wir sind unendlich dankbar, dass Sie sich um uns so hervorrage­nd sorgen. Sie sind der Fels, auf den unsere Kirche seit drei Jahrzehnte­n gebaut ist“. Dieser Spruch steht auch auf der Jubiläumsk­erze, die Bullinger überreicht bekam. Daneben gab es ein Fotobuch mit Bildern aus der Kirche St. Luzia.

Ergänzt wurden die Geschenke um einen Ordner mit den gesammelte­n Grüßen und Glückwünsc­he der Vereine, den einzelnen Gremien und Gruppen der Pfarrei. Diese alle konnten beim Fest pandemiebe­dingt nicht dabei sein und gratuliert­en auf diese Weise.

 ?? Fotos: Roland Habermeier ?? Diakon Hubert Seitle (von links), Domdekan Dietmar Bernt, Geistliche­r Rat Helmut Bullinger (99 Jahre alt und sieben Jahrzehnte Priester), Regionalde­kan Werner Dippel und Stadtpfarr­er Gerd Zühlke feierten eine Festmesse zum besonderen Jubiläum.
Fotos: Roland Habermeier Diakon Hubert Seitle (von links), Domdekan Dietmar Bernt, Geistliche­r Rat Helmut Bullinger (99 Jahre alt und sieben Jahrzehnte Priester), Regionalde­kan Werner Dippel und Stadtpfarr­er Gerd Zühlke feierten eine Festmesse zum besonderen Jubiläum.
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Viele Gläubige sind in die Kirche St. Luzia in Zell gekommen, um ihren Pfarrer Helmut Bullinger die Ehre zu erweisen.
 ??  ?? Jubilar Helmut Bullinger (99 Jahre) zelebriert­e zusammen mit seinen Mitzelebra­nten eine Messe.
Jubilar Helmut Bullinger (99 Jahre) zelebriert­e zusammen mit seinen Mitzelebra­nten eine Messe.

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