Es gibt Fisch!
Noch immer liegen die Konserven in den Regalen
Die Corona-Pandemie, die uns inzwischen schon seit eineinhalb Jahren begleitet, hat uns viel gelehrt über die Krisenfestigkeit unseres Landes. Über Faxgeräte in Gesundheitsämtern. Über den Zusammenhang von Menschenwürde und Haarschnitten. Aber sie hat uns auch Einblicke geliefert ins Wesen der Deutschen.
In der Not, das wissen wir jetzt, besinnt man sich hierzulande aufs Notwendigste. Nicht Champagner und Pralinen bunkerten die Deutschen, um Wochen des Lockdowns zu überbrücken – sondern Dosenfisch. So viele Konserven landeten im vergangenen Jahr in den Einkaufswagen,
dass die Branche heuer einen regelrechten Einbruch erlebt. Sogar von „Extremkäufen“in der ersten Jahreshälfte 2020 ist heute die Rede. „Insbesondere Fischdauerkonserven waren 2020 durch Hamsterkäufe aufgefallen und liegen wohl noch in den Regalen der Haushalte“, sagt René Stahlhofen, der Vorsitzende des Fisch-Informationszentrums.
Ob er bei den führenden Köpfen der Toilettenpapier-Industrie Leidensgenossen hat oder dort die Vorräte inzwischen verbraucht sind, ist nicht bekannt. Aber so ein Hering in
Tomatensoße erscheint ja häufig auch nur in den kahlen Gängen eines Supermarktes als eine gute Idee, dann, wenn der Hunger nagt und die Zeit drängt. So groß, dass der Büchsenfisch hingegen tatsächlich auch aufgetischt wird, war die Not aber offenbar selbst während der Corona-Krise nicht. Im Gegenteil: Die Deutschen haben, schenkt man Umfragen Glauben, wieder häufiger gekocht – oder lieber gleich beim Lieferdienst bestellt. So bald dürften sich die Fischbestände in den Vorratsschränken also nicht leeren.