So läuft es mit der GasanschlussAkquise in Bergheim
Derzeit beraten Mitarbeiter der Schwaben Netz GmbH die Bergheimer über einen Erdgasanschluss. Das „Klingelputzen“übernehmen unter anderem Gemeinderäte. Diese Erfahrungen haben sie gemacht
Bergheim Erfreulich viele Bergheimer haben bei einer ersten Umfrage Interesse an einer Gasleitung der Schwaben Netz GmbH gezeigt. Damit das Projekt „Gas und Glas“verwirklicht werden kann, müssen circa 230 Verträge zusammenkommen. „Jetzt kommt es darauf an, dass die Verträge zurückkommen“, sagt Bürgermeister Tobias Gensberger. Denn nur wenn sich circa 60 Prozent der Grundstücksbesitzer für den Anschluss entscheiden, käme das Unternehmen „in die Nähe der Wirtschaftlichkeit“, wie Gabriele Krybus vom Schwaben Netz-Konzessionsmanagement betont, und erst dann wird gebaut.
Das geplante Netz würde in Bauabschnitte eingeteilt und in Absprache mit der Kommune voraussichtlich ab Frühjahr 2022 umgesetzt. Das Gas selbst käme dementsprechend frühestens nächstes Jahr, Kosten für die Grundstückseigentümer entstehen auch erst dann. Eine Verpflichtung zur Gasabnahme besteht nicht. Pro Anschluss werden 2000 Euro fällig, bei Gasabnahme von Erdgas Schwaben innerhalb von fünf Jahren wird die Hälfte zurückerstattet. „Momentan sind wir guter Dinge, dass wir die Quote schaffen“, sagt Krybus.
Um das 60-Prozent-Ziel zu erreichen, unterstützt Gensberger gemeinsam mit Gemeinderäten die drei derzeit im Gemeindezentrum stationierten Schwaben-Netz-Mitarbeiter Ralph Buchberger, Dieter Denne und Franz Schmid. Während sich die Firmenmitarbeiter seit Mitte Juli um die Bürger kümmern, die bereits Interesse gezeigt hatten, gehen die Ehrenamtlichen von Haus zu Haus derer, die kein Interesse bekundet, gar nicht geantwortet oder nur Glasfaser angekreuzt hatten. Sie sollen Wegbereiter sein – „damit sich die Schwaben-Netz-Mitarbeiter nicht vorkommen wie die Zeugen Jehovas“, merkt Gensberger augenzwinkernd an.
„Es ist sehr wichtig, die Bergheimer anzusprechen, weil sich viele gar nicht damit beschäftigt haben“, erzählt Gemeinderat Alois Speth von seinen Erfahrungen, „allein über Flyer zu informieren reicht nicht“. Es gelte, gemeinsam mit den Bürgern Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen – „mit der Glasfaser als Zuckerl obendrauf“.
Denn zeitgleich mit dem Gasnetz durch die Schwaben Netz GmbH soll auch ein Leerrohrnetz für Glasfaserleitungen errichtet werden, um Synergien zu nutzen, insbesondere Kosten bei den Tiefbauarbeiten einzusparen.
Wenn Speth auf „1000-prozentige Gegner“trifft, die bei Strom oder fossilen Brennstoffen bleiben möchten, dann akzeptiere er das und diskutiere nicht weiter. Die Reaktionen sind ganz unterschiedlich. Da gibt es 80-Jährige, die sagen, es interessiere sie nicht mehr, andere wiederum freuen sich, ihre Immobilie aufzuwerten und Wegbereiter für die nächste Generation zu sein. Bei anderen wiederum ist die Heizung in die Jahre gekommen, weshalb sie sich bereits Gedanken gemacht haben und den Anschluss vorsorglich einbauen lassen wollen. „Etwa die Hälfte möchte sich weiter mit dem Thema beschäftigen“, bilanziert Speth.
Das sind auch in etwa die Erfahrungen von Albert Zeller. Mal trifft er auf ältere Mitbürger, die er nicht mehr davon überzeugen kann, dass sie einen Gasanschluss brauchen können, dann wieder auf Leute, die schon auf ihn gewartet haben und sich sicher sind, nie wieder so günstig an den Anschluss zu kommen. Er hat es auch schon erlebt, dass jemand den Vertrag bei ihm unterschreiben will und nicht bei den Firmenmitarbeitern. „Dann lasse ich den Vertrag eben von ihnen vorbereiten“, meint Zeller ganz pragmatisch. Wichtig ist ihm, niemanden zu überfallen, alle sollen Zeit zum Überlegen haben. „Ich bin ja kein Verkäufer und bekomme auch keine Provision dafür“, sagt er.
Seinen Vertrag bereits unterschrieben hat Heizungsbauer Josef Fetsch, der gerade einen Bauantrag für sein Grundstück in Bergheim eingereicht hat. „Wir wissen nicht, was kommt, aber ein Gasleitungssystem ist flexibel und zukunftsweisend“, meint er, „allein mit Strom und Wärme werden wir nicht auskommen“. Es werde immer eine zweite Energie gebraucht, davon ist er überzeugt, insbesondere bei der Altbausanierung. Die Leistung einer strombetriebenen Wärmepumpe reiche nicht für alle Häuser aus. „Ich würde es jedem empfehlen, die Leitung legen zu lassen, ob er es aktuell braucht oder nicht“, sagt Fetsch, denn niemand wisse, was in zehn Jahren ist. Vielleicht werde dann Wasserstoff oder Biogas zu den Menschen nach Hause gebracht werden müssen.
„Erdgas ist eine Übergangslösung für die nächsten 30 bis 40 Jahre“, meint Richard Kuttenreich, der als Chef der Stadtwerke Neuburg keine neuen Hauptleitungen verlegen lässt, sondern mit dem Gasausbau auf neue Entwicklungen wartet. Dass Neuburg nur noch nachverdichtet, wo bereits Leitungen vorhanden sind, bedeute jedoch nicht, dass es in den Landkreiskommunen nicht anders gehandhabt werden könne. „Die Kommunen sind mit Erdgas sehr gut beraten“, findet er, „das lässt sich mit der Stadt Neuburg nicht vergleichen“. Denn Neuburg setze auf das Nahwärmenetz, da die Stadt glücklicherweise die Abwärme großer Unternehmen habe, was es sehr effizient mache. Die Kommunen im Landkreis müssten jedoch damit arbeiten, was sie haben. „Weg vom Öl, hin zu Gas ist auf jeden Fall der richtige Weg“, sagt Kuttenreich, danach müsse geschaut werden, was dann komme. Wasserstoff beispielsweise könne dieselbe Leitung nutzen.
OInteresse? Das Beratungsbüro im Ge meindezentrum Bergheim in der Schul straße 9 ist Montag bis Donnerstag von 9 bis 12.30 Uhr und von 13 bis 18 Uhr geöffnet, freitags von 9 bis 13 Uhr. Die Energieberater sind unter 0160/97287767, 0172/2486391 oder 0170/7686799 sowie per Mail an netzanschluss@schwabennetz.de er reichbar.