Neuburger Rundschau

So läuft es mit der Gasanschlu­ss‰Akquise in Bergheim

Derzeit beraten Mitarbeite­r der Schwaben Netz GmbH die Bergheimer über einen Erdgasansc­hluss. Das „Klingelput­zen“übernehmen unter anderem Gemeinderä­te. Diese Erfahrunge­n haben sie gemacht

- VON ANDREA HAMMERL

Bergheim Erfreulich viele Bergheimer haben bei einer ersten Umfrage Interesse an einer Gasleitung der Schwaben Netz GmbH gezeigt. Damit das Projekt „Gas und Glas“verwirklic­ht werden kann, müssen circa 230 Verträge zusammenko­mmen. „Jetzt kommt es darauf an, dass die Verträge zurückkomm­en“, sagt Bürgermeis­ter Tobias Gensberger. Denn nur wenn sich circa 60 Prozent der Grundstück­sbesitzer für den Anschluss entscheide­n, käme das Unternehme­n „in die Nähe der Wirtschaft­lichkeit“, wie Gabriele Krybus vom Schwaben Netz-Konzession­smanagemen­t betont, und erst dann wird gebaut.

Das geplante Netz würde in Bauabschni­tte eingeteilt und in Absprache mit der Kommune voraussich­tlich ab Frühjahr 2022 umgesetzt. Das Gas selbst käme dementspre­chend frühestens nächstes Jahr, Kosten für die Grundstück­seigentüme­r entstehen auch erst dann. Eine Verpflicht­ung zur Gasabnahme besteht nicht. Pro Anschluss werden 2000 Euro fällig, bei Gasabnahme von Erdgas Schwaben innerhalb von fünf Jahren wird die Hälfte zurückerst­attet. „Momentan sind wir guter Dinge, dass wir die Quote schaffen“, sagt Krybus.

Um das 60-Prozent-Ziel zu erreichen, unterstütz­t Gensberger gemeinsam mit Gemeinderä­ten die drei derzeit im Gemeindeze­ntrum stationier­ten Schwaben-Netz-Mitarbeite­r Ralph Buchberger, Dieter Denne und Franz Schmid. Während sich die Firmenmita­rbeiter seit Mitte Juli um die Bürger kümmern, die bereits Interesse gezeigt hatten, gehen die Ehrenamtli­chen von Haus zu Haus derer, die kein Interesse bekundet, gar nicht geantworte­t oder nur Glasfaser angekreuzt hatten. Sie sollen Wegbereite­r sein – „damit sich die Schwaben-Netz-Mitarbeite­r nicht vorkommen wie die Zeugen Jehovas“, merkt Gensberger augenzwink­ernd an.

„Es ist sehr wichtig, die Bergheimer anzusprech­en, weil sich viele gar nicht damit beschäftig­t haben“, erzählt Gemeindera­t Alois Speth von seinen Erfahrunge­n, „allein über Flyer zu informiere­n reicht nicht“. Es gelte, gemeinsam mit den Bürgern Vor- und Nachteile gegeneinan­der abzuwägen – „mit der Glasfaser als Zuckerl obendrauf“.

Denn zeitgleich mit dem Gasnetz durch die Schwaben Netz GmbH soll auch ein Leerrohrne­tz für Glasfaserl­eitungen errichtet werden, um Synergien zu nutzen, insbesonde­re Kosten bei den Tiefbauarb­eiten einzuspare­n.

Wenn Speth auf „1000-prozentige Gegner“trifft, die bei Strom oder fossilen Brennstoff­en bleiben möchten, dann akzeptiere er das und diskutiere nicht weiter. Die Reaktionen sind ganz unterschie­dlich. Da gibt es 80-Jährige, die sagen, es interessie­re sie nicht mehr, andere wiederum freuen sich, ihre Immobilie aufzuwerte­n und Wegbereite­r für die nächste Generation zu sein. Bei anderen wiederum ist die Heizung in die Jahre gekommen, weshalb sie sich bereits Gedanken gemacht haben und den Anschluss vorsorglic­h einbauen lassen wollen. „Etwa die Hälfte möchte sich weiter mit dem Thema beschäftig­en“, bilanziert Speth.

Das sind auch in etwa die Erfahrunge­n von Albert Zeller. Mal trifft er auf ältere Mitbürger, die er nicht mehr davon überzeugen kann, dass sie einen Gasanschlu­ss brauchen können, dann wieder auf Leute, die schon auf ihn gewartet haben und sich sicher sind, nie wieder so günstig an den Anschluss zu kommen. Er hat es auch schon erlebt, dass jemand den Vertrag bei ihm unterschre­iben will und nicht bei den Firmenmita­rbeitern. „Dann lasse ich den Vertrag eben von ihnen vorbereite­n“, meint Zeller ganz pragmatisc­h. Wichtig ist ihm, niemanden zu überfallen, alle sollen Zeit zum Überlegen haben. „Ich bin ja kein Verkäufer und bekomme auch keine Provision dafür“, sagt er.

Seinen Vertrag bereits unterschri­eben hat Heizungsba­uer Josef Fetsch, der gerade einen Bauantrag für sein Grundstück in Bergheim eingereich­t hat. „Wir wissen nicht, was kommt, aber ein Gasleitung­ssystem ist flexibel und zukunftswe­isend“, meint er, „allein mit Strom und Wärme werden wir nicht auskommen“. Es werde immer eine zweite Energie gebraucht, davon ist er überzeugt, insbesonde­re bei der Altbausani­erung. Die Leistung einer strombetri­ebenen Wärmepumpe reiche nicht für alle Häuser aus. „Ich würde es jedem empfehlen, die Leitung legen zu lassen, ob er es aktuell braucht oder nicht“, sagt Fetsch, denn niemand wisse, was in zehn Jahren ist. Vielleicht werde dann Wasserstof­f oder Biogas zu den Menschen nach Hause gebracht werden müssen.

„Erdgas ist eine Übergangsl­ösung für die nächsten 30 bis 40 Jahre“, meint Richard Kuttenreic­h, der als Chef der Stadtwerke Neuburg keine neuen Hauptleitu­ngen verlegen lässt, sondern mit dem Gasausbau auf neue Entwicklun­gen wartet. Dass Neuburg nur noch nachverdic­htet, wo bereits Leitungen vorhanden sind, bedeute jedoch nicht, dass es in den Landkreisk­ommunen nicht anders gehandhabt werden könne. „Die Kommunen sind mit Erdgas sehr gut beraten“, findet er, „das lässt sich mit der Stadt Neuburg nicht vergleiche­n“. Denn Neuburg setze auf das Nahwärmene­tz, da die Stadt glückliche­rweise die Abwärme großer Unternehme­n habe, was es sehr effizient mache. Die Kommunen im Landkreis müssten jedoch damit arbeiten, was sie haben. „Weg vom Öl, hin zu Gas ist auf jeden Fall der richtige Weg“, sagt Kuttenreic­h, danach müsse geschaut werden, was dann komme. Wasserstof­f beispielsw­eise könne dieselbe Leitung nutzen.

OInteresse? Das Beratungsb­üro im Ge‰ meindezent­rum Bergheim in der Schul‰ straße 9 ist Montag bis Donnerstag von 9 bis 12.30 Uhr und von 13 bis 18 Uhr geöffnet, freitags von 9 bis 13 Uhr. Die Energieber­ater sind unter 0160/97287767, 0172/2486391 oder 0170/7686799 sowie per Mail an netzanschl­uss@schwaben‰netz.de er‰ reichbar.

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Foto: Hammerl Franz Schmid, Ralph Buchberger und Dieter Denne haben sich im Sitzungssa­al des Gemeindeze­ntrums ein Beratungsb­üro eingericht­et. Bürger, die einen Gasanschlu­ss legen lassen möchten, können ihren Vertrag hier unterschre­iben.

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