Und Norwegen weinte vor Glück
Warum Kronprinz Haakon und Mette-Marit auch nach 20 Jahren Ehe als Traumpaar gelten
Oslo Für einen kühlen Skandinavier war diese Liebeserklärung das Höchste der Gefühle. „Liebe MetteMarit, in deiner Seele lodert es“, sagte Kronprinz Haakon zu seiner zu Tränen gerührten Braut im weißen Hochzeitskleid, die an diesem Tag von der Bürgerlichen zur Kronprinzessin wurde. Empfindsam sei sie, mutig, manchmal auch „ein bisschen unsicher“, temperamentvoll und noch so einiges mehr, wie der Thronfolger liebevoll aufzählte. „Mette-Marit, ich liebe dich!“
20 Jahre ist dieses rührende Liebesbekenntnis mittlerweile her, dem am 25. August 2001 rund 400 Hochzeitsgäste im Ballsaal des Osloer Schlosses sowie Millionen Zuschauer vor den Fernsehern gelauscht hatten. Norwegen bekam damals ein Kronprinzenpaar, das offener und bürgernäher war als frühere Generationen. Die Königsfamilie ist auch dank Mette-Marit seitdem immer beliebter geworden.
Mette-Marit Tjessem Høiby wurde an diesem Tag trotz einer umstrittenen Vergangenheit mit wilden Partys und Drogen wärmstens in der Königsfamilie willkommen geheißen. Und sie ging offen mit ihrer Vergangenheit um. „Du schlägst jetzt ein ganz neues Kapitel in deinem Leben auf, dessen Seiten völlig blank sind“, sagte Bischof Gunnar Stalsett während der Trauung im Osloer Dom. Mit Blick auf ihren damals vierjährigen, unehelichen Sohn Marius meinte er: „Du hast anderen alleinstehenden Müttern einen Weg gezeigt.“
Das war auch gut, um das Image der norwegischen Monarchie auf Vordermann zu bringen. Haakon und Mette-Marit, beide 48, die sich zwei Jahre zuvor auf einem Festival kennengelernt hatten, bildeten zu diesem Zeitpunkt das wohl beliebteste Paar unter den Königskindern Europas. Auch in Deutschland war man aus dem Häuschen.
Kurz nach der Märchenhochzeit brach im Land ihrer Flitterwochen die Hölle los, als islamistische Terroristen am 11. September 2001 in den USA Anschläge mit fast 3000 Todesopfern verübten. Das frisch vermählte Paar war wenige Tage zuvor in New York gelandet. Zehn Jahre später erreichte der Terror auch Norwegen. Am 22. Juli 2011 zündete der Rechtsextremist Anders Behring Breivik zunächst im
Osloer Regierungsviertel eine Bombe, ehe er auf der Insel Utøya ein Massaker anrichtete. 77 Menschen kamen an diesem Tag ums Leben, darunter auch Mette-Marits Stiefbruder. Norwegen suchte Halt – und fand ihn bei seinen Royals.
König Harald und Haakon zeigten der Bevölkerung gemeinsam mit dem damaligen Ministerpräsidenten Jens Stoltenberg den Weg auf, um Breiviks Hass nicht mit Rachsucht, sondern mit Liebe und Zusammenhalt zu begegnen. Vor einem Monat besuchten Haakon und Mette-Marit anlässlich des zehnten Jahrestags der Anschläge Utøya. In ihrer Mitte saß dabei noch jemand anderes: Prinzessin Ingrid Alexandra. Ein gutes halbes Jahr vor ihrem 18. Geburtstag wächst die Nummer zwei der norwegischen Thronfolge allmählich in die Aufgaben einer Königshausvertreterin hinein. Mit ihr und ihrem zwei Jahre jüngeren Bruder Sverre Magnus wachsen zwei Königsenkel
heran, um die sich die Norweger offenbar keine Sorgen machen müssen.
Das täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass das Kronprinzenpaar auch harte Zeiten durchmachen musste. Dazu zählte die Diagnose, die Mette-Marit im Herbst 2018 erhielt: Sie habe eine Lungenfibrose, gab sie selbst in den norwegischen Abendnachrichten bekannt. Dabei handelt es sich um eine nicht heilbare Erkrankung, bei der die Lunge durch eine chronische Entzündung des Bindegewebes angegriffen wird. Seitdem macht man sich in Norwegen regelmäßig Sorgen um MetteMarit, wenn sie den einen oder anderen Termin gesundheitsbedingt ausfallen lassen muss. Dass sie gelegentlich etwas kürzertreten muss, hatte die Kronprinzessin aber bereits nach der Diagnose angekündigt. Und Haakon versicherte damals: „Wir haben gute Tage vor uns.“Steffen Trumpf, dpa