Wieder Ärger im Kindergarten Bergheim
Einige Eltern sind der Meinung, dass im Waldkindergarten zu oft das Personal wechselt. Sie sprechen von einem „Komplettversagen“und wenden sich an das Jugendamt. Was die Bürgermeister auf die Vorwürfe erwidern
Bergheim Es sei ein „Armutszeugnis“für die Einrichtung, die Gemeinde und deren Mitarbeiter. Und es sei eine „absolute Katastrophe“für alle Beteiligten. Das Bild, das einige Eltern über die derzeitige Personalsituation im Bergheimer Waldkindergarten zeichnen, ist düster. Drei von vier Mitarbeiterinnen haben bzw. werden demnächst den Kindergarten verlassen, Ersatz ist bereits gefunden. Doch es gibt Eltern, die den Wechsel nicht einfach akzeptieren wollen. Nach entsprechenden Mails an die Kindergartenleitung und den Bergheimer Bürgermeister haben sie nun auch das Jugendamt und die Presse eingeschaltet. Gegenüber der Behörde und den Medien treten sie allerdings anonym als „Besorgtes Umfeld aus dem Kinderhaus Bergheim“auf.
Es sei „pädagogisch und professionell nicht akzeptabel, dass ein wiederholter Personalwechsel stattfindet“, schreiben die Eltern in ihrem Brief, denn mittlerweile sei es der dritte Komplettwechsel in drei Jahren. Diese „Inkompetenz“würde auf dem Rücken der Kinder ausgetragen, und es sei eine „Zumutung“für Eltern, die ihre Kinder nun mutmaßlich erneut eingewöhnen müssten. Die Eltern werfen der Kindergartenleitung ein „Komplettversagen“vor. „Wer bei dieser Unprofessionalität erneut zuschaut, macht sich mitverantwortlich und hat – wie die direkt Beteiligten – alle u.a. rechtlichen Konsequenzen zu tragen“, heißt es weiter.
In einem weiteren Brief nehmen die Eltern die Position ihrer Kinder ein und beschreiben deren Situation unter dem Titel „Hilfeschrei von Kindern aus dem Wald“. „Liebes Jugendamt, wir wissen nicht mehr weiter, bitte helft uns! Seit Jahren müssen wir Kinder uns auf ständig neue Betreuer einstellen“, beginnt der Brief, in dem Fragen aufgeworfen werden, warum eine Erzieherin gekündigt hat, eine andere vom Waldkindergarten in das Kinderhaus versetzt wurde (woraufhin sie gekündigt hat) und der befristete Vertrag einer weiteren Mitarbeiterin nicht verlängert wurde. „Wir fordern, dass ihr euch der Sache annehmt, dass die Ursachen des Versagens aufgearbeitet werden und personelle Konsequenzen erfolgen“, legen die Eltern den Kindern in den Mund.
Es ist nicht das erste Mal, dass Eltern die Personalsituation im Berg
heimer Kindergarten kritisieren. Schon 2017 gab es Stunk, auch damals hatten Eltern die Personalfluktuation bemängelt und auf ein schlechtes Betriebsklima zurückgeführt, das sich ihrer Meinung nach auf die Kinder auswirke.
Bürgermeister Tobias Gensberger spricht von etwa fünf Eltern, die
den Vorwürfen stecken. Auf ihre Beschwerden hin haben die drei Bürgermeister der Gemeinde allen Kindergarten-Eltern vergangene Woche ein Schreiben geschickt, in dem sie zu dem Personalwechsel Stellung nehmen. Darin erklären sie nicht nur die Struktur der Einrichtung und die damit verbundenen
Rahmenbedingungen und Zwänge bei der Personalplanung, sondern auch die vielfältigen Gründe, die dazu führen können, dass sich die Wege von Arbeitgeber und -nehmer trennen.
So habe es in der Vergangenheit unter anderem „Unstimmigkeiten“gegeben, die durch klärende Gehinter spräche nicht beseitigt werden konnten und deshalb eine Weiterbeschäftigung nicht möglich gewesen sei. Die derzeitige Arbeitsmarktlage, in der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kindergärten überall händeringend gesucht werden, macht es darüber hinaus für Arbeitnehmer leicht, den Job zu wechseln. Und dann gibt es natürlich auch Schwangerschaften, die zu einem sehr frühen Beschäftigungsverbot führen.
Doch egal, welche Gründe am Ende zu einer Trennung führen: „Die Gemeinde als Arbeitgeber darf sich hierzu nicht äußern, ohne gegen erhebliche Verpflichtungen als Arbeitgeber zu verstoßen“, erklären Tobias Gensberger, Claudia Heinzmann und Thomas Bauer. Die Eltern würden also nur eine Sicht der Dinge hören.
Es werde nicht das letzte Mal gewesen sein, dass das Betreuungspersonal im Kinderhaus Bergheim wechselt, prognostizieren die Bürgermeister. Mittlerweile sei es eher die Regel als die Ausnahme, dass Erzieherinnen und Erzieher den Arbeitgeber wechseln, sobald attraktivere Stellenangebote locken. Wer das nicht wolle, müsse sich für seine Kinder eine persönliche Kinderfrau engagieren, lautet die Empfehlung der Gemeindeoberhäupter.
Dass die Kritik nur die Meinung einer Minderheit darstellt, zeigt laut Tobias Gensberger das Geschenk, das das Kindergarten-Personal vor den Sommerferien von Eltern bekommen habe: Eine neue Sitzbank mit farbigen Handabdrücken von Kindern, dazu ein Herz mit der Aufschrift „Danke für die schöne Zeit“und den Namen der jeweiligen Kindergartenkinder. „Dann muss die Masse ja zufrieden sein“, bewertet er die Geste und ergänzt. „Wir stehen hinter unserer KindergartenLeitung.“
Auch nach Ansicht des Jugendamts Neuburg gibt es im Kinderhaus in Bergheim kein Problem. Die Häufigkeit des Personalwechsels sei nicht auffällig, teilte sie der Gemeinde auf Anfrage mit. Im Gegenteil: In andere Kindergärten dieser Größe sei die Fluktuation noch höher.
Die Gemeinde hat sich beim Jugendamt auch erkundigt, wie Kinder auf einen Wechsel ihrer Betreuungspersonen reagieren. Die Antwort: In aller Regel würden Kinder schnell mit einer neuen Erzieherin zurecht kommen – und das umso besser, je weniger Drama Eltern daraus machen würden.