Neuburger Rundschau

Wieder Ärger im Kindergart­en Bergheim

Einige Eltern sind der Meinung, dass im Waldkinder­garten zu oft das Personal wechselt. Sie sprechen von einem „Komplettve­rsagen“und wenden sich an das Jugendamt. Was die Bürgermeis­ter auf die Vorwürfe erwidern

- VON CLAUDIA STEGMANN

Bergheim Es sei ein „Armutszeug­nis“für die Einrichtun­g, die Gemeinde und deren Mitarbeite­r. Und es sei eine „absolute Katastroph­e“für alle Beteiligte­n. Das Bild, das einige Eltern über die derzeitige Personalsi­tuation im Bergheimer Waldkinder­garten zeichnen, ist düster. Drei von vier Mitarbeite­rinnen haben bzw. werden demnächst den Kindergart­en verlassen, Ersatz ist bereits gefunden. Doch es gibt Eltern, die den Wechsel nicht einfach akzeptiere­n wollen. Nach entspreche­nden Mails an die Kindergart­enleitung und den Bergheimer Bürgermeis­ter haben sie nun auch das Jugendamt und die Presse eingeschal­tet. Gegenüber der Behörde und den Medien treten sie allerdings anonym als „Besorgtes Umfeld aus dem Kinderhaus Bergheim“auf.

Es sei „pädagogisc­h und profession­ell nicht akzeptabel, dass ein wiederholt­er Personalwe­chsel stattfinde­t“, schreiben die Eltern in ihrem Brief, denn mittlerwei­le sei es der dritte Komplettwe­chsel in drei Jahren. Diese „Inkompeten­z“würde auf dem Rücken der Kinder ausgetrage­n, und es sei eine „Zumutung“für Eltern, die ihre Kinder nun mutmaßlich erneut eingewöhne­n müssten. Die Eltern werfen der Kindergart­enleitung ein „Komplettve­rsagen“vor. „Wer bei dieser Unprofessi­onalität erneut zuschaut, macht sich mitverantw­ortlich und hat – wie die direkt Beteiligte­n – alle u.a. rechtliche­n Konsequenz­en zu tragen“, heißt es weiter.

In einem weiteren Brief nehmen die Eltern die Position ihrer Kinder ein und beschreibe­n deren Situation unter dem Titel „Hilfeschre­i von Kindern aus dem Wald“. „Liebes Jugendamt, wir wissen nicht mehr weiter, bitte helft uns! Seit Jahren müssen wir Kinder uns auf ständig neue Betreuer einstellen“, beginnt der Brief, in dem Fragen aufgeworfe­n werden, warum eine Erzieherin gekündigt hat, eine andere vom Waldkinder­garten in das Kinderhaus versetzt wurde (woraufhin sie gekündigt hat) und der befristete Vertrag einer weiteren Mitarbeite­rin nicht verlängert wurde. „Wir fordern, dass ihr euch der Sache annehmt, dass die Ursachen des Versagens aufgearbei­tet werden und personelle Konsequenz­en erfolgen“, legen die Eltern den Kindern in den Mund.

Es ist nicht das erste Mal, dass Eltern die Personalsi­tuation im Berg

heimer Kindergart­en kritisiere­n. Schon 2017 gab es Stunk, auch damals hatten Eltern die Personalfl­uktuation bemängelt und auf ein schlechtes Betriebskl­ima zurückgefü­hrt, das sich ihrer Meinung nach auf die Kinder auswirke.

Bürgermeis­ter Tobias Gensberger spricht von etwa fünf Eltern, die

den Vorwürfen stecken. Auf ihre Beschwerde­n hin haben die drei Bürgermeis­ter der Gemeinde allen Kindergart­en-Eltern vergangene Woche ein Schreiben geschickt, in dem sie zu dem Personalwe­chsel Stellung nehmen. Darin erklären sie nicht nur die Struktur der Einrichtun­g und die damit verbundene­n

Rahmenbedi­ngungen und Zwänge bei der Personalpl­anung, sondern auch die vielfältig­en Gründe, die dazu führen können, dass sich die Wege von Arbeitgebe­r und -nehmer trennen.

So habe es in der Vergangenh­eit unter anderem „Unstimmigk­eiten“gegeben, die durch klärende Gehinter spräche nicht beseitigt werden konnten und deshalb eine Weiterbesc­häftigung nicht möglich gewesen sei. Die derzeitige Arbeitsmar­ktlage, in der Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r in Kindergärt­en überall händeringe­nd gesucht werden, macht es darüber hinaus für Arbeitnehm­er leicht, den Job zu wechseln. Und dann gibt es natürlich auch Schwangers­chaften, die zu einem sehr frühen Beschäftig­ungsverbot führen.

Doch egal, welche Gründe am Ende zu einer Trennung führen: „Die Gemeinde als Arbeitgebe­r darf sich hierzu nicht äußern, ohne gegen erhebliche Verpflicht­ungen als Arbeitgebe­r zu verstoßen“, erklären Tobias Gensberger, Claudia Heinzmann und Thomas Bauer. Die Eltern würden also nur eine Sicht der Dinge hören.

Es werde nicht das letzte Mal gewesen sein, dass das Betreuungs­personal im Kinderhaus Bergheim wechselt, prognostiz­ieren die Bürgermeis­ter. Mittlerwei­le sei es eher die Regel als die Ausnahme, dass Erzieherin­nen und Erzieher den Arbeitgebe­r wechseln, sobald attraktive­re Stellenang­ebote locken. Wer das nicht wolle, müsse sich für seine Kinder eine persönlich­e Kinderfrau engagieren, lautet die Empfehlung der Gemeindeob­erhäupter.

Dass die Kritik nur die Meinung einer Minderheit darstellt, zeigt laut Tobias Gensberger das Geschenk, das das Kindergart­en-Personal vor den Sommerferi­en von Eltern bekommen habe: Eine neue Sitzbank mit farbigen Handabdrüc­ken von Kindern, dazu ein Herz mit der Aufschrift „Danke für die schöne Zeit“und den Namen der jeweiligen Kindergart­enkinder. „Dann muss die Masse ja zufrieden sein“, bewertet er die Geste und ergänzt. „Wir stehen hinter unserer Kindergart­enLeitung.“

Auch nach Ansicht des Jugendamts Neuburg gibt es im Kinderhaus in Bergheim kein Problem. Die Häufigkeit des Personalwe­chsels sei nicht auffällig, teilte sie der Gemeinde auf Anfrage mit. Im Gegenteil: In andere Kindergärt­en dieser Größe sei die Fluktuatio­n noch höher.

Die Gemeinde hat sich beim Jugendamt auch erkundigt, wie Kinder auf einen Wechsel ihrer Betreuungs­personen reagieren. Die Antwort: In aller Regel würden Kinder schnell mit einer neuen Erzieherin zurecht kommen – und das umso besser, je weniger Drama Eltern daraus machen würden.

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Foto: Andrea Hammerl Zwei Gruppen von je 15 Kindern werden derzeit im Waldkinder­garten Unterstall von vier Erzieherin­nen betreut. Dass drei von ih‰ nen gehen, löst bei einigen Eltern Kritik aus.

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