Neuburger Rundschau

Übers Ziel hinausgesc­hossen

- VON CLAUDIA STEGMANN redaktion@neuburger‰rundschau.de

Es ist das gute Recht von Eltern, einen gehäuften Personalwe­chsel im Kindergart­en zu hinterfrag­en. Es ist auch verständli­ch, dass sich Kinder nur ungern von einer lieb gewonnenen Erzieherin trennen. Es entbehrt jedoch jeder pädagogisc­hen Vernunft, die Kündigung einer Mitarbeite­rin oder eines Mitarbeite­rs – egal, von welcher Seite die Trennung ausging – zum Problemthe­ma für die Kinder zu machen.

Es ist irritieren­d und geradezu absurd, einen Brief an das Jugendamt aufzusetze­n, indem Eltern die Personalsi­tuation aus der vermeintli­chen Sicht der Kinder heraus formuliere­n. Da ist die Rede von einem „Schicksals­schlag“, weil eine Mitarbeite­rin vom Wald- in den Hauskinder­garten versetzt wurde. „Die M. (Name v. d. Red. gekürzt) hat dann auch gekündigt, da sie es nicht schön fand, wie mit D. umgegangen wird. Ganz zu schweigen von S., die auch nicht verlängert hat, weil sie wohl wie wir das ungute Klima spürt“, steht dort geschriebe­n. Sollte dies je ein Kind so oder ähnlich formuliert haben: Wer hat dieses Kind derart indoktrini­ert? Oder spiegelt diese angebliche Kinderauss­age doch nur die Meinung der Eltern wider?

Dass Kindergart­enkindern schließlic­h die Forderung in den Mund gelegt wird, das Jugendamt solle einen Schuldigen für das „Versagen“finden und personelle Konsequenz­en ziehen, ist derart lächerlich, dass man sich nicht des Eindrucks erwehren kann, dass das eigentlich­e Problem die Eltern selbst sind.

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