Übers Ziel hinausgeschossen
Es ist das gute Recht von Eltern, einen gehäuften Personalwechsel im Kindergarten zu hinterfragen. Es ist auch verständlich, dass sich Kinder nur ungern von einer lieb gewonnenen Erzieherin trennen. Es entbehrt jedoch jeder pädagogischen Vernunft, die Kündigung einer Mitarbeiterin oder eines Mitarbeiters – egal, von welcher Seite die Trennung ausging – zum Problemthema für die Kinder zu machen.
Es ist irritierend und geradezu absurd, einen Brief an das Jugendamt aufzusetzen, indem Eltern die Personalsituation aus der vermeintlichen Sicht der Kinder heraus formulieren. Da ist die Rede von einem „Schicksalsschlag“, weil eine Mitarbeiterin vom Wald- in den Hauskindergarten versetzt wurde. „Die M. (Name v. d. Red. gekürzt) hat dann auch gekündigt, da sie es nicht schön fand, wie mit D. umgegangen wird. Ganz zu schweigen von S., die auch nicht verlängert hat, weil sie wohl wie wir das ungute Klima spürt“, steht dort geschrieben. Sollte dies je ein Kind so oder ähnlich formuliert haben: Wer hat dieses Kind derart indoktriniert? Oder spiegelt diese angebliche Kinderaussage doch nur die Meinung der Eltern wider?
Dass Kindergartenkindern schließlich die Forderung in den Mund gelegt wird, das Jugendamt solle einen Schuldigen für das „Versagen“finden und personelle Konsequenzen ziehen, ist derart lächerlich, dass man sich nicht des Eindrucks erwehren kann, dass das eigentliche Problem die Eltern selbst sind.