Erst die Spritze, dann die Wurst
136 Menschen haben sich am Sonntag im Untermaxfelder Feuerwehrhaus impfen lassen
KönigsmoosUntermaxfeld Die ersten kamen schon eine Stunde vor Start der Sonderimpfaktion im Untermaxfelder Feuerwehrhaus. „Da fehlte uns noch der Arzt“, erzählte der Königsmooser Bürgermeister Heinrich Seißler lachend. Wer pünktlich um 16 Uhr da war, musste fast zwei Stunden warten, ehe er überhaupt ins Gebäude kam. Auch drinnen – der Zugang erfolgte ohne 3G-Kontrolle – ging es weiter mit Schlangestehen. Insgesamt ließen sich am Sonntag 136 Personen impfen, darunter circa 20 Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren. 42 kamen zur Erstimpfung, 94 erhielten ihre Zweitimpfung, Drittimpfungen wurden nicht angeboten. Im Einsatz waren neben Impfarzt Shahram Tabrizi, Chefarzt der Akutgeriatrie des Kreiskrankenhauses Schrobenhausen, vier Arzthelferinnen sowie vier Untermaxfelder Feuerwehrmänner. Die letzte Spritze wurde um 20.15 Uhr gesetzt.
Bis dahin erfolgten die Aufklärungsgespräche im Minutentakt. „Sind Allergien bekannt?“, „Haben Sie noch Fragen zur Impfung?“, „Nehmen Sie Medikamente, fühlen Sie sich gesund?“, „Welcher Arm, welcher Impfstoff?“, ratterte Tabrizi herunter und rief dann seinem Team zu: „Linker Arm, Biontech.“Der Pfizer-Impfstoff wurde an diesem Tag etwa zu einem Drittel verimpft, die nur einmal zu verabreichende Vakzine von Johnson&Johnson, die als Zweitimpfung gezählt wird, wählten zwei Drittel.
Wer von der langen Wartezeit hungrig geworden war, hatte bei Seißler am Grill die Wahl zwischen Kaswurst, Cevapcici, Fränkischen und Schweinsbratenwürsten. Das Angebot wurde gerne angenommen. Weniger gut besucht waren die Stühle, die ein paar Meter neben dem Grill standen. Eigentlich waren sie für die Nachbeobachtungszeit gedacht, blieben aber weitgehend unbesetzt.
Draußen in der Schlange standen viele geduldig, manche aber waren auch genervt. „Die Gesamtsituation steht mir bis obenhin“, sagte ein Mann, „und wenn ich die Schlange sehe, noch mehr“. Er hatte sich aus beruflichen Gründen für die Impfungen im mobilen Impfzentrum entschieden, da er unter der Woche keine Zeit hat, zum Arzt zu gehen. Die ganze Diskussion um die Impfung solle man sich schenken, meinte er, das Leben sei kein Wunschkonzert.
Eine 16-Jährige, die in Begleitung ihrer Eltern anstand, nannte als Begründung für ihren Entschluss zur Impfung: „Es nervt.“Die Familie war aus dem Urlaub zurückgekommen, wo sich das Mädchen permanent testen lassen musste. „Man hat keine Wahl, überall muss man sich jetzt testen lassen und sonntags haben alle Testzentren zu“, sagte ein junger Mann, daher sei beispielsweise Essengehen am Sonntagabend für Ungeimpfte nun unmöglich.
Alle winkten auf die Frage, ob die Bratwurst vom Bürgermeister ein Anreiz war, lachend ab. Ein junges Pärchen nannte Urlaub, Fitnessstudio und Vereinsleben als Grund zur Impfung, der junge Mann meinte, „man hat keine Chance mehr“. Ein Mann, der seine Zweitimpfung abholen wollte, hatte einen Italienurlaub gebucht. „Dort gilt nur noch 2G, ungeimpft kämen wir nicht mehr hin und unser Geld bekämen wir auch nicht zurück“, lautete sein Motiv zur Impfung. Eine junge Frau hatte sich für die Sonderimpfaktion entschieden, weil ihr Hausarzt nicht mehr impfe. „Sie werden niemanden finden, der hier aus medizinischen Gründen steht“, mutmaßte eine andere.