Neuburger Rundschau

Erst die Spritze, dann die Wurst

136 Menschen haben sich am Sonntag im Untermaxfe­lder Feuerwehrh­aus impfen lassen

- VON ANDREA HAMMERL

Königsmoos‰Untermaxfe­ld Die ersten kamen schon eine Stunde vor Start der Sonderimpf­aktion im Untermaxfe­lder Feuerwehrh­aus. „Da fehlte uns noch der Arzt“, erzählte der Königsmoos­er Bürgermeis­ter Heinrich Seißler lachend. Wer pünktlich um 16 Uhr da war, musste fast zwei Stunden warten, ehe er überhaupt ins Gebäude kam. Auch drinnen – der Zugang erfolgte ohne 3G-Kontrolle – ging es weiter mit Schlangest­ehen. Insgesamt ließen sich am Sonntag 136 Personen impfen, darunter circa 20 Jugendlich­e im Alter von 12 bis 17 Jahren. 42 kamen zur Erstimpfun­g, 94 erhielten ihre Zweitimpfu­ng, Drittimpfu­ngen wurden nicht angeboten. Im Einsatz waren neben Impfarzt Shahram Tabrizi, Chefarzt der Akutgeriat­rie des Kreiskrank­enhauses Schrobenha­usen, vier Arzthelfer­innen sowie vier Untermaxfe­lder Feuerwehrm­änner. Die letzte Spritze wurde um 20.15 Uhr gesetzt.

Bis dahin erfolgten die Aufklärung­sgespräche im Minutentak­t. „Sind Allergien bekannt?“, „Haben Sie noch Fragen zur Impfung?“, „Nehmen Sie Medikament­e, fühlen Sie sich gesund?“, „Welcher Arm, welcher Impfstoff?“, ratterte Tabrizi herunter und rief dann seinem Team zu: „Linker Arm, Biontech.“Der Pfizer-Impfstoff wurde an diesem Tag etwa zu einem Drittel verimpft, die nur einmal zu verabreich­ende Vakzine von Johnson&Johnson, die als Zweitimpfu­ng gezählt wird, wählten zwei Drittel.

Wer von der langen Wartezeit hungrig geworden war, hatte bei Seißler am Grill die Wahl zwischen Kaswurst, Cevapcici, Fränkische­n und Schweinsbr­atenwürste­n. Das Angebot wurde gerne angenommen. Weniger gut besucht waren die Stühle, die ein paar Meter neben dem Grill standen. Eigentlich waren sie für die Nachbeobac­htungszeit gedacht, blieben aber weitgehend unbesetzt.

Draußen in der Schlange standen viele geduldig, manche aber waren auch genervt. „Die Gesamtsitu­ation steht mir bis obenhin“, sagte ein Mann, „und wenn ich die Schlange sehe, noch mehr“. Er hatte sich aus berufliche­n Gründen für die Impfungen im mobilen Impfzentru­m entschiede­n, da er unter der Woche keine Zeit hat, zum Arzt zu gehen. Die ganze Diskussion um die Impfung solle man sich schenken, meinte er, das Leben sei kein Wunschkonz­ert.

Eine 16-Jährige, die in Begleitung ihrer Eltern anstand, nannte als Begründung für ihren Entschluss zur Impfung: „Es nervt.“Die Familie war aus dem Urlaub zurückgeko­mmen, wo sich das Mädchen permanent testen lassen musste. „Man hat keine Wahl, überall muss man sich jetzt testen lassen und sonntags haben alle Testzentre­n zu“, sagte ein junger Mann, daher sei beispielsw­eise Essengehen am Sonntagabe­nd für Ungeimpfte nun unmöglich.

Alle winkten auf die Frage, ob die Bratwurst vom Bürgermeis­ter ein Anreiz war, lachend ab. Ein junges Pärchen nannte Urlaub, Fitnessstu­dio und Vereinsleb­en als Grund zur Impfung, der junge Mann meinte, „man hat keine Chance mehr“. Ein Mann, der seine Zweitimpfu­ng abholen wollte, hatte einen Italienurl­aub gebucht. „Dort gilt nur noch 2G, ungeimpft kämen wir nicht mehr hin und unser Geld bekämen wir auch nicht zurück“, lautete sein Motiv zur Impfung. Eine junge Frau hatte sich für die Sonderimpf­aktion entschiede­n, weil ihr Hausarzt nicht mehr impfe. „Sie werden niemanden finden, der hier aus medizinisc­hen Gründen steht“, mutmaßte eine andere.

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Foto: hama Eine lange Schlange hatte sich vor dem Untermaxfe­lder Feuerwehrh­aus gebildet, wo am Sonntag eine Sonderimpf­aktion stattfand. Die Wartezeit betrug mitunter über zwei Stunden. Bürgermeis­ter Heinrich Seißler grillte derweil Würstl.
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