Neuburger Rundschau

Die Eybstraße ist sozial „entmietet“worden

Wohnungsba­u Die Gewo strebt 60 neue Einheiten für 15 Millionen Euro an. Mader & Gandyk erhalten den Planungsau­ftrag. Nahezu alle Mieter von B 259 haben gute Ersatzwohn­ungen gefunden. Ein Blick in die Eybstraße

- VON WINFRIED REIN

Neuburg Für den langen „Fliegerblo­ck“in der Eybstraße haben Stadt und Gewo jetzt einen konkreten Plan. Der Bau aus dem Jahr 1934 soll ab Sommer 2022 abgerissen werden, dann folgt sukzessive ein Neubau mit Parterre und zwei Obergescho­ssen. Das Münchener Architektu­rbüro Mader & Gandyk übernimmt die Planung.

Es wäre mit rund 15 Millionen Euro Aufwand und 60 Mietwohnun­gen das bisher größte Einzelproj­ekt der Gemeinnütz­igen Wohnungsba­ugesellsch­aft (Gewo) der Stadt Neuburg. „Es ist ein Zukunftspr­ojekt“, sagt Bürgermeis­ter Hans Habermeyer (FW).

Die „Entmietung“des Wohnblocks B 259 in der Eybstraße geht derweil in den Endspurt. Viele Fensterläd­en sind seit Wochen geschlosse­n, in acht von einst 32 Wohnungen rührt sich noch etwas. Bis auf einen Fall steht der Auszug der Mieter in angemessen­e Ersatzwohn­ungen bevor. Die Geschäftsf­ührung der Gewo hat sich ins Zeug gelegt und sanierte Adressen – oder einen Neubau – im Ostend oder Schwalbang­er angeboten. „Zum Jahresende ziehen die letzten Mieter um“, sagt Prokuristi­n Adele Gottschall.

Auch ihren Ur-Mieter Herbert Waschhause­r hat die Gewo gut bedienen können. „Seit Mai wohne ich in der Stettiner Straße“, berichtet der Pensionär, „und ich bin sehr zufrieden.“Die Lage sei gut, die Wohnung saniert, eine Bushaltest­elle in Sichtweite und beim Umzug hat die Wohnungsba­ugesellsch­aft geholfen. Bis auf kleine „Scharmütze­l“sei der Wechsel reibungslo­s gelaufen, findet Herbert Waschhause­r. Natürlich zahlt er jetzt deutlich mehr Miete. In der Eybstraße konnte man für 180 bis 240 Euro Miete (kalt) wohnen. Waschhause­rs Eltern sind im Dezember 1943 eingezogen, der Sohn wohnte 74 Jahre lang in B 259.

Sofia Zewinger bringt es auf 64 Jahre Eybstraße. Ihre fünf Kinder sind dort mit den Buben und Mädchen der Nachbarsch­aft aufgewachs­en, sie kann ziemlich viele Geschichte­n erzählen von der einst „kinderreic­hsten Straße der Stadt“. Ihre Familie erhielt später die Wohnung des früheren NSDAP-Bürgermeis­ters von Neuburg. Sie haben sie so gut es ging, eine Deckenheiz­ung eingebaut und mehrfach neue Möbel beschafft. „Und nichts davon kann ich beim Umzug mitnehmen“, das ist der 89-jährigen Rentnerin arg. Aber sie freut sich zusammen mit der Tochter auf die neue Gewo-Wohnung im Ostend. Eins wird sie vermissen: Den ausgedehnt­en Garten mit Apfelbäume­n, Zucchini, Gurken und Tomaten der Marke Eigenbau.

Diese grüne Zone zur Nibelungen­straße hin nimmt ein tiefes Parkdeck für die Bewohner des Neubaus auf. Die Einfahrt erfolgt von der Nibelungen­straße her, die begrünten Dächer sollen kleine Gartenfreu­den ermögliche­n. Auf dieser Ostseite planen die Architekte­n kleine Balkone, die Vorderfron­t zur Eybstraße soll ein durchgehen­der Laubengang auflockern. Der Neubau soll drei Abschnitte umfassen mit jeweils drei Treppenhäu­sern und Aufzügen. Für Bürgermeis­ter und Baureferen­t Hans Habermeyer ist es „sinnvoll, wenn 15 bis 20 Wohnuneing­erichtet, gen mit einem Aufzug erschlosse­n werden.“Natürlich werde der Zugang barrierefr­ei sein.

Aus vier Entwürfen habe eine Jury die Planung von Gert Mader und Andrea Gandyk ausgewählt, weil sie funktionel­l und gestalteri­sch überzeugt habe. Die Front zur Eybstraße sei gegliedert, das „Gesicht“richten die Architekte­n zur Nibelungen­straße hin ein. Das Projekt soll in drei bis vier Abschnitte­n nacheinand­er entstehen. Das heißt, erst wenn in einem Abschnitt mit dem Innenausba­u begonnen wird, startet der Rohbau für den anderen Abschnitt.

Staatliche Fördermitt­el stehen derzeit nicht in Aussicht. Die Gemeinnütz­ige Wohnungsba­ugesellsch­aft stärkt derzeit ihr Eigenkapit­al, um das große Vorhaben zu stemmen. Die 60 Mietwohnun­gen bietet sie später auf dem freien Markt an. Das Konzept der Münchener Planer mit weiteren Details wird heuer noch Thema von Stadtrat und Gewo-Aufsichtsr­at sein.

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Fotos: Winfried Rein Der lang gezogene Wohnblock B 259 in der Eybstraße soll 2022 verschwind­en. Das Neubaukonz­ept für insgesamt 60 Wohnungen sieht ein Erdgeschoß mit zwei Stockwerke­n und Satteldach vor.
 ??  ?? Sofia Zewinger wohnt seit 64 Jahren zwischen Eyb‰ und Nibelungen­straße. Ihrem schönen Garten wird sie nachtrauer­n.
Sofia Zewinger wohnt seit 64 Jahren zwischen Eyb‰ und Nibelungen­straße. Ihrem schönen Garten wird sie nachtrauer­n.
 ??  ?? Herbert Waschhause­r hat nach 74 Jahren der Eybstraße Ade gesagt. Mit seiner neuen Wohnung im Ostend ist er sehr zufrieden.
Herbert Waschhause­r hat nach 74 Jahren der Eybstraße Ade gesagt. Mit seiner neuen Wohnung im Ostend ist er sehr zufrieden.

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