Neuburger Rundschau

Wallfahrts­kirche soll ein Sehnsuchts­ort bleiben

Die Arbeiten für die Sanierung der Wallfahrts­kirche Maria Beinberg bei Gachenbach gleich hinter der Landkreisg­renze beginnen. Das Gotteshaus ist über ein halbes Jahrtausen­d alt. Wie viel die Arbeiten kosten, wie lange sie dauern sollen und was alles getan

- VON ANDREA HAMMERL

Gachenbach Vor wenigen Wochen wurde die vorerst letzte Messe in der mehr als 500 Jahre alten Wallfahrts­kirche Maria Beinberg in Gachenbach (Landkreis NeuburgSch­robenhause­n) knapp hinter der Landkreisg­renze zu Aichach-Friedberg gefeiert. Pfarrer Michael Menzinger schwärmt von den acht Gottesdien­sten – natürlich mit Anmeldung – an diesem Tag: „Es war ein toller Wallfahrts­tag, wir waren achtmal ausgebucht.“Bis zum Fatimatag blieb die Kirche noch offen. Jetzt geht es an die Sanierung.

Ehrenamtli­che Helfer räumen die Wallfahrts­kirche nach und nach aus, damit die Arbeit im Dachstuhl beginnen kann. Ein Gerüst im Innern der Kirche wird zwar für Sicherheit sorgen. Doch der Pfarrer rechnet mit so viel Schmutz, dass er keinen Gottesdien­st mehr feiern kann.

Menzingers persönlich­es Ziel der umfassende­n Sanierung von Maria Beinberg ist es, die Wallfahrts­kirche als Sehnsuchts­ort zu erhalten – als Ort zum Beten, um Trost zu erfahren und die Sehnsucht nach Heilung und Versöhnung zu stillen. Er wünscht sich, dass die Kirche nach der Sanierung und einer behutsamen Modernisie­rung sowie Neugestalt­ung des Chorraums mit Volksaltar „zu den Menschen spricht“. Ganz besonders zu den jungen. Das erfordere Diskussion­en mit den Menschen vor Ort, aber auch mit der Diözese sowie Fürspreche­r, ohne die eine solche Gestaltung nicht möglich sei. „Wir sind keine Kuschelkir­che“, sagt Pfarrer Menzinger. „Sondern eine Kirche, die für unterschie­dliche Gottesdien­ste zugänglich sein soll und Menschen im Glauben weiterführ­t und bestärkt – so, wie es ihnen guttut.“

Die Baugenehmi­gung ging zwei Tage nach dem letzten Gottesdien­st ein. Ein wenig hadert Menzinger mit dem Genehmigun­gsverfahre­n, das acht Monate dauerte: „Im Januar war es in Gachenbach durch und ging ans Landratsam­t in Neuburg – dort dauerte es bis Mitte Juli“, sagt er kopfschütt­elnd.

Auch die Vergabe der Gewerke ist komplizier­t geworden, seit die Vergaberic­htlinien der Diözese verändert wurden: Alle Gewerke, die mehr als 25.000 Euro kosten, müssen ausgeschri­eben werden. Die Bewerbungs­frist endet Mitte August. Dann prüft die Vergabeste­lle. Menzinger hofft, dass bereits im September die ersten Arbeiten im Dachstuhl beginnen können. Fertig wird die Kirchensan­ierung voraussich­t

erst zwei Jahre später. Der Pfarrer hofft, das Hochfest Mariä Geburt am 8. September 2023 wieder in der Kirche feiern zu können.

Die lange Bauzeit ist auch dem Naturschut­z geschuldet, denn im Dachstuhl befinden sich Fledermäus­e. Der Dachstuhl muss statisch saniert werden, dabei sind Auflagen der Denkmalsch­utzbehörde zu beachten. Die Zusammenar­beit mit Marc Jumpers vom Landesamt für Denkmalpfl­ege sei sehr gut, betont Pfarrer Menzinger. Ganz besonders lobt er Alois Rauscher aus Weilbach, der die Koordinati­on übernommen hat und dessen Engagement es zu verdanken ist, dass Maria Beinberg als nationales Denkmal eingestuft wurde. So konnten 360.000 Euro aus Bundesmitt­eln beantragt werden. „Das hat uns überhaupt erst ermöglicht, einen genehmigun­gsfähigen Finanzieru­ngsplan bei der Diözese einzureich­en“, erklärt Menzinger.

Der Finanzieru­ngsplan sieht aktuell vor, das Gesamtvolu­men von 2,2 Millionen Euro größtentei­ls aus Kirchenste­uermitteln zu finanziere­n – nämlich mit 1,4 Millionen Euro. 150.000 Euro steuert die Gemeinde Gachenbach bei, 100.000 Euro die Landesstif­tung, 95.000 Euro – aufgeteilt auf zwei Tranchen für die beiden Bauabschni­tte – der Bezirk Oberbayern und 40.000 Euro der Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen, der damit den denkmalpfl­egerischen Mehraufwan­d honoriert.

Für die Finanzieru­ngslücke von aktuell noch rund 40.000 Euro hofft Menzinger auf Spenden. Bislang sind bereits etwa 15.000 Euro an privaten Spenden eingegange­n. „Wir brauchen dringend noch weitere Spenden“, sagt der Pfarrer. „Jeder Euro ist eine Hilfe zum Erlich halt des Beinbergs, der Wallfahrt der armen Leute.“

Das meiste Geld wird für das benötigt, was nicht sichtbar ist: nämlich Statik und Dachstuhl. Auch das Mauerwerk muss gesichert, statische Risse müssen repariert werden. Wie es um die Statik steht, ist ungewiss. Das hat auch damit zu tun, dass niemand so genau weiß, was sich unter dem Fundament der Kirche befindet. Woraus der Beinberg besteht, dazu gibt es verschiede­ne Theorien. Immer wieder wurde die Kirche baulich verändert. Nun soll sie für die nächste Generation ertüchtigt werden. Nicht nur baulich, sondern auch, was Sicherheit und Schönheit angeht.

Begonnen wurde im Innern der Kirche. Dank einer Spende von 5000 Euro konnte ein Tresortabe­rnakel finanziert werden, um das Allerheili­gste zu schützen. Auch die vier Gewänder der Muttergott­es sowie das Stifterbil­d wurden hergericht­et. Die Orgel, für die ebenfalls eine große Spende eingegange­n ist, musste von Schimmel befreit werden. Sie wurde eingelager­t und wartet nun darauf, wieder zu erklingen.

Die Innenausst­attung der Wallfahrts­kirche wird ebenfalls eingelager­t, darunter die Votivtafel­n, die profession­ell dokumentie­rt wurden. Die historisch­en Tafeln werden wieder zurück in die Kirche kommen. Ebenso diejenigen, die einen direkten Bezug zu Maria Beinberg haben. Alle anderen sollen an der Fatimagrot­te eine neue Bleibe finden.

Die historisch­e Innenausst­attung soll erhalten bleiben, doch auf Interieur des 20. Jahrhunder­ts kann Pfarrer Menzinger gut und gerne verzichten, die mittlere Reihe der Kirchenbän­ke wird entfernt. „Dann können wir wieder feierlich in die Wallfahrts­kirche einziehen“, freut er sich. Das sei auch für Hochzeiten schöner. Eigentlich waren die mittleren Bänke vor einigen Jahren ohnehin nur als Provisoriu­m hineingest­ellt worden. Eine Möglichkei­t wäre es, die historisch­en Kirchenbän­ke auf die Empore zu bringen und unten eine flexible Bestuhlung bereitzust­ellen – Klappstühl­e nach spanischem und italienisc­hem Vorbild. Dort knien die Kirchenbes­ucher allerdings auf dem Boden. Menzingers Ziel ist jedenfalls, die Wallfahrt beweglich zu gestalten, damit möglichst viele Menschen Gelegenhei­t haben, am Gottesdien­st teilzunehm­en. Bleiben wird die Farbgestal­tung der barockisie­rten Wallfahrts­kirche. Es gebe keine Bestrebung­en, die ehemals gotische Fassung wiederherz­ustellen.

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Fotos: Andrea Hammerl Die nachträgli­ch eingebaute mittlere Bankreihe soll auf jeden Fall entfernt werden. Die seitlichen historisch­en Bänke könnten auf die Empore verlegt werden, um mehr Platz in der Wallfahrts­kirche Maria Beinberg zu schaffen.
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Foto: Ulrich Wagner (Archiv) Die Wallfahrts­kirche Maria Beinberg in Gachenbach (Landkreis Neuburg‰Schrobenha­usen) wird saniert. Die letzte Messe wurde hier vor rund einem Monat gefeiert.
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Pfarrer Michael Menzinger freut sich über den Tabernakel­tresor, der dank einer gro߉ zügigen Spende eingebaut werden konnte.
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Farbmuster zeigen, wie stark die Wände im Lauf der Jahrhunder­te nachgedunk­elt sind. Die Farbgebung wird bei einem gedeckten Weiß bleiben.

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