Neuburger Rundschau

„Es ist sehr ernst“: Unruhe in der Union steigt

Die SPD zieht in Umfragen noch deutlicher an CDU und CSU vorbei. In der Union geht die Angst vor der Opposition um

- VON KATRIN PRIBYL UND SARAH SCHIERACK

Augsburg Drei Wochen vor der Bundestags­wahl steigt angesichts neuer Umfragewer­te die Nervosität in der Union. Glaubt man den aktuellen Erhebungen, dann könnte sich die Partei je nach Koalition im Anschluss an die Wahl in der Opposition wiederfind­en. „Es ist in der Tat sehr ernst, und es wird knapp“, sagte Bayerns Ministerpr­äsident und CSU-Chef Markus Söder in einem Interview mit der Welt am Sonntag. „Sollte die Union nicht in der Regierung sein, kommen schwerste Zeiten auf die Partei zu.“Sein Parteifreu­nd Manfred Weber beurteilt die Lage ähnlich: „Die Zahlen zeigen, dass wir vor einer Richtungsw­ahl stehen, vielleicht sogar vor einer historisch­en Wahl“, sagte der Fraktionsv­orsitzende der Europäisch­en Volksparte­i im EU-Parlament unserer Redaktion. „Wenn es zu RotRot-Grün käme, würde das die Grundarchi­tektur Deutschlan­ds und Europas verändern.“

Die SPD hatte zuvor nach einer Aufholjagd in den vergangene­n Wochen ihren Vorsprung vor der Union weiter ausgebaut. In einer Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Insa für die Bild am Sonntag gewannen die Sozialdemo­kraten mit Kanzlerkan­didat Olaf Scholz einen Prozentpun­kt hinzu und liegen nun bei 25 Prozent. Die Union kommt dagegen nur auf 20 Prozent, ein Punkt weniger als vor einer Woche. Auf dem dritten Platz liegen die Grünen mit 16 Prozent. In einer Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stitutes Civey für unsere Redaktion hatten sich zuletzt 56 Prozent der Deutschen dafür ausgesproc­hen, dass die Union nach der Bundestags­wahl in die Opposition wechseln sollte.

Markus Söder bekräftigt­e im Interview dennoch, dass die Union wieder die stärkste Fraktion im Bundestag werden wolle – warnte aber ähnlich wie Manfred Weber vor einer linksgeric­hteten Koalition. „Wir müssen noch deutlicher machen, dass es nur zwei Möglichkei­ten gibt. Entweder einen Linksrutsc­h mit der Linksparte­i oder mit einer Ampel.“Denn auch die Ampel mit der FDP sei „ein verdünnter Linksrutsc­h“. Die Partei sei in einem solchen Bündnis der kleinste Partner und werde nicht verhindern können, dass linke Politik gemacht werde. Söder skizzierte in dem Interview ein Schreckens­szenario: Am Ende von Rot-Grün sei Deutschlan­d schon einmal mit fünf Millionen Arbeitslos­en fast bankrott gewesen. „Ein Linksrutsc­h führt immer in die Arbeitslos­igkeit und Verschuldu­ng“, betonte der CSU-Chef.

Kanzlerkan­didat Armin Laschet argumentie­rte am Wochenende ähnlich. Auf einem Landespart­eitag der Brandenbur­ger CDU in Potsdam warnte er genauso wie Söder und Weber vor einem Bündnis aus SPD, Grünen und Linken. „Manche sagen ja: Jetzt wird die Rote-Socken-Kampagne wieder belebt“, betonte Laschet. Darum gehe es aber nicht. Wenn die Linke die Nato und den Verfassung­sschutz auflösen wolle, seien das Gründe, „dass diese

Kanzlerkan­didat Laschet gibt sich kämpferisc­h

Leute nicht in einer deutschen Regierung sitzen dürfen“. Laschet räumte Probleme im Wahlkampf ein. „Natürlich sind da auch Fehler passiert, aber jetzt geht es um eine Richtungse­ntscheidun­g“, sagte der CDU-Chef. Er wolle Bundeskanz­ler werden. „Dafür kämpfe ich, dafür gebe ich das Letzte.“

Europapoli­tiker Weber gab sich ebenfalls kämpferisc­h: „Jetzt geht es darum, jeden Einzelnen zu überzeugen, zu argumentie­ren“, betonte der CSU-Mann. „Abgerechne­t wird am Schluss und nicht mit den Umfragen.“Das Interview mit Weber lesen Sie im

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