Neuburger Rundschau

Hartes Ringen um Kosten für Ganztagsbe­treuung

Die Gespräche zwischen Bund und Ländern über die Finanzieru­ng gehen in die Verlängeru­ng

- VON STEFAN LANGE

Berlin Sie war Anfang Juni im Bundestag beschlosse­n worden, doch die Umsetzung der Ganztagsbe­treuung für Schülerinn­en und Schüler der Klassen 1 bis 4 nötigt Eltern und Lehrerscha­ft offenbar noch einige Geduld ab. Im Streit über die Finanzieru­ng des Rechtsansp­ruchs auf Ganztagsbe­treuung war vor der wohl entscheide­nden Sitzung im Vermittlun­gsausschus­s von Bund und Ländern jedenfalls noch keine Lösung in Sicht. „Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Einigung“, erklärte Unionsfrak­tionsvize Andreas Jung am Sonntag. Der CDU-Politiker leitet zusammen mit dem Finanzmini­ster des Landes Mecklenbur­g-Vorpommern, Reinhard Meyer (SPD), eine informelle Arbeitsgru­ppe in Sachen Ganztagsfö­rderungsge­setz.

Vertreter der Bundesregi­erung arbeiteten das ganze Wochenende über mit Abgeordnet­en aus den Fraktionen von Union und SPD an einer gemeinsame­n Verhandlun­gsposition gegenüber den Ländern. Ziel ist es, bei den Gesprächen im Vermittlun­gsausschus­s von Bundestag und Bundesrat am Montagaben­d ab 19 Uhr eine Lösung in dem nun seit Wochen andauernde­n Streit hinzubekom­men.

Die Sache an sich ist unstrittig. Schwarz-Rot will, dass ab dem Sommer 2026 jedes dann eingeschul­te Kind für die ersten vier Jahre bei Bedarf einen Ganztagspl­atz bekommt. Die Länder wollen das auch, sie fordern aber mehr Geld vom Bund. Denn es müssen hunderttau­sende neuer Ganztagspl­ätze geschaffen werden, damit der Rechtsansp­ruch auch umgesetzt werden kann. Die Bundesländ­er wollen zudem nicht auf den Betriebsko­sten sitzen bleiben. Auch hier soll der Bund mehr auf den Tisch legen. Die Investitio­nskosten werden von den Ländern auf 7,5 Milliarden, die Betriebsko­sten auf jährlich 4,5 Milliarden Euro beziffert. „Gerade Corona hat gezeigt, wie herausrage­nd wichtig verlässlic­he Betreuung ist: Es geht um gleiche Chancen für alle Kinder und um Vereinbark­eit von Familie und Beruf der Eltern“, sagte Fraktionsv­ize

Jung unserer Redaktion. In Unionskrei­sen wurde mit einer Bund-Länder-Einigung gerechnet, es war allerdings am Sonntagabe­nd zunächst noch völlig unklar, zu welchem Preis. Bei CDU und CSU richtete sich der Blick nicht nur auf die Länder, sondern auch auf Bundesfina­nzminister Olaf Scholz. Der SPDPolitik­er

müsse sich noch bewegen, hieß es. Bildungsmi­nisterin Anja Karliczek zeigte sich zuversicht­lich, dass der Bundesrat seine ablehnende Haltung aufgibt. „Ich bin vorsichtig optimistis­ch, dass es beim Rechtsansp­ruch auf Ganztagsbe­treuung in der Grundschul­e im Vermittlun­gsausschus­s noch in letzter Minute zu einer Einigung kommt“, sagte die CDU-Politikeri­n dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. Der Bund sei den Ländern bereits weit entgegenge­kommen. „Alle Seiten sollten sich zusammenra­ufen, ohne sich gegenseiti­g zu überforder­n.“

NRW-Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (CDU) sagte der Rheinische­n Post, Ziel sei es, eine gemeinsame Lösung „im Interesse unserer Kinder zu finden“. Bundesfami­lienminist­erin Christine Lambrecht (SPD) mahnte, dass sich mehr als 70 Prozent der Eltern wünschen würden, Familie und Beruf besser vereinbare­n zu können.

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Foto: Soeren Stache, dpa Die Bundesländ­er fordern, dass sich der Bund stärker an den Kosten für die Schaffung neuer Ganztagspl­ätze beteiligt.

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