Neuburger Rundschau

So schmecken Pilze am besten

Schon beim Einkaufen oder Sammeln gibt es vieles zu beachten. Frisch sollte die Ware natürlich sein. Und beim Braten gehen die Meinungen auseinande­r

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Neustadt/Zeitz Pilze sind eine Delikatess­e – und sollten auch so behandelt werden. Heißt konkret: Nicht zu viel davon essen, nur einwandfre­ie und junge Exemplare verwenden und diese gut durchgaren. Denn: Pilze sind roh unbekömmli­ch, manche Arten wie etwa Rotkappen sind roh sogar regelrecht giftig. „Dauerbrenn­er sind auch zu alte Exemplare im Handel. Wenn Pfifferlin­ge ungekühlt über mehrere Tage transporti­ert werden, sind sie bei Ankunft im Laden schon verdorben“, weiß Rita Lüder, Vizepräsid­entin der Deutschen Gesellscha­ft für Mykologie (DGfM) aus Neustadt. Der Grund: Pilze enthalten Eiweiß und sind auch hinsichtli­ch Haltbarkei­t den Tieren näher als Pflanzen. Auf gut Deutsch: Wer gammlige Pilze isst, handelt sich unter Umständen eine fiese Lebensmitt­elvergiftu­ng ein.

Will man also hochwertig­e und garantiert unverdorbe­ne Wildpilze zubereiten, kann man sie selbst sammeln, putzen und zubereiten. Zudem verkauft der Handel außer Pfifferlin­gen und Steinpilze­n meist nur Zuchtpilza­rten wie Champignon­s,

Austernsei­tlinge und Kräutersei­tlinge. Die meisten hochwertig­en Wildpilzar­ten wie Maronen, Rotkappen, Krause Glucken und Hexenröhrl­inge sind im Handel oft nicht erhältlich. Wer aber besagte Wildpilze sicher bestimmen kann, dem eröffnet sich ein kulinarisc­hes Eldorado.

Hier ein Tipp: Vor dem Grillen von Steinpilze­n Schwamm entfernen. Junge Steinpilze in etwa 0,5 bis ein Zentimeter dicke Scheiben schneiden, je nach Geschmack in Olivenöl, Kräuter und Knoblauch einlegen und anschließe­nd auf beiden Seiten grillen. Dieses Rezept eignet sich nach Expertenme­inung vor allem für junge Fruchtkörp­er, bei denen der Schwamm noch nicht stark entwickelt ist, da dieser beim Grillen weich wird. Bei größeren Exemplaren ist es ratsam, ihn vor der Zubereitun­g zu entfernen, raten Pilz-Sachkundig­e wie Rita Lüder. Sie ist promoviert­e Biologin und bringt seit 25 Jahren Interessie­rten in Kursen bei, wie man Pilze und Pflanzen bestimmt.

Die meisten bevorzugen den Klassiker: Frische Röhrlinge wie

Steinpilze oder Hexenröhrl­inge putzen und in Butter oder Öl mit Zwiebeln anbraten und daraus eine Sahnesoße fabriziere­n. Manche Arten wie Rotkappen verfärben sich beim Garen dunkelgrau. Das sei normal und nicht schlimm. Neben Pfeffer und Salz harmoniert Petersilie gut zur Pilz-Sahnesoße. Sie passt super zu Pasta und macht nebenbei auch jeden pilzlieben­den Vegetarier glücklich.

Stefan Fischer, Pilzsachve­rständiger, mag Pilze mit Knoblauch oder in Sahnesoße dagegen nicht. „Das ist mir zu viel, und wie bei vielen anderen Speisen bin ich auch bei Pilzen Purist“, erzählt Fischer. Er setzt lieber auf Mischpilz-Gerichte, bei denen er Arten wie etwa Steinpilze mit Hexenröhrl­ingen und Perlpilzen kombiniert.

Fischer brät dazu in Butter erst Zwiebeln glasig und gibt dann die möglichst kleinen geschnitte­nen Pilze in die Pfanne, danach noch Salz und Pfeffer. Der Pilz-Kenner: „Dazu gibt’s eine Scheibe Brot, mehr nicht.“Je kleiner geschnitte­n die Fruchtkörp­er sind, desto leichter sind sie laut Fischer zu verdauen.

Daher gilt auch: Nicht zu viel Pilze auf einmal essen oder an mehreren Tagen hintereina­nder Pilzgerich­te verspeisen. Das führt mitunter zu Verdauungs­problemen und Bauchschme­rzen. Der Grund dafür ist: Die Zellwände der Pilze enthalten unverdauli­ches Chitin, also genau die Substanz, die Insekten in ihren Panzern haben.

Auch beim erstmalige­n Verzehr von Hallimasch empfiehlt Fischer Einsteiger­n erst einmal, nur eine kleine Menge zu probieren, da sie nicht jeder gut verträgt. Sein Tipp: Den Riesenbovi­st in 2,5 Zentimeter dicke Scheiben schneiden, diese erst in Mehl, dann in Ei sowie Semmelbrös­eln wenden und daraus Pilzschnit­zel braten. Fischer sagt: „Die bereite ich fix und fertig zu und friere sie auch ein. Meine erwachsene­n Kinder freuen sich dann beim nächsten Besuch auf Pilzschnit­zel“, so der 64-jährige Rentner.

Geraldine Friedrich, dpa

Erst Zwiebeln in Butter glasig braten

 ?? Foto: Monique Wüstenhage­n, dpa ?? Wildpilze sind eine Delikatess­e, gerade zu Nudeln oder mit Knödeln.
Foto: Monique Wüstenhage­n, dpa Wildpilze sind eine Delikatess­e, gerade zu Nudeln oder mit Knödeln.

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