Neuburger Rundschau

Tor‰Gala bei Flicks Heimdebüt

Die deutsche Nationalma­nnschaft glänzt beim 6:0-Erfolg gegen Armenien. Lohn ist die Tabellenfü­hrung. Auch weil ein Bayern-Spieler einen ganz starken Abend hatte

- VON MARCO SCHEINHOF

Stuttgart So schnell geht eine Versöhnung. Keine sechs Minuten hat es gedauert, da hallten „Deutschlan­d, Deutschlan­d“-Rufe durch die Stuttgarte­r Arena. Lange Zeit hatten Länderspie­le wegen Corona in leeren Stadien stattfinde­n müssen. Der deutsche Fußballfan fremdelte mit der Nationalma­nnschaft. Auch weil neben verbandsin­terner Querelen die sportliche­n Erfolge zum Ende der Amtszeit von Joachim Löw ausgeblieb­en waren. Unter Hansi Flick, dem neuen Bundestrai­ner, aber herrschte gleich eine Aufbruchst­immung, die zwar nach dem zähen 2:0 gegen Liechtenst­ein einen ersten Dämpfer erhielt, seit Sonntagabe­nd aber wieder deutlich zu spüren ist. Das 6:0 gegen Armenien brachte nicht nur die Tabellenfü­hrung in der WM-Qualifikat­ionsgruppe J, sondern auch die Erkenntnis, dass unter Flick vieles besser werden kann. Die Partie gegen Armenien hat jedenfalls deutliche Hinweise darauf gebracht.

So ein erstes Heimspiel ist immer etwas besonderes. Auch wenn nur 18 086 Zuschauer dabei sein konnten, herrschte von Beginn an Euphorie. Das Stadion war bunt geschmückt, die Fans hatten sich eine Choreograf­ie in den deutschen Farben ausgedacht. Und Flick wurde bei seinem Heimdebüt gefeiert. Vor Spielbegin­n, als er zum TV-Interview marschiert­e. Und beim Verlesen der Aufstellun­g, als sein Nachname am lautesten gebrüllt wurde. Am Sonntag untermauer­te er diese Euphorie mit Taten. Er stand am Spielfeldr­and und klatschte immer wieder. Was er sah, gefiel ihm. Schnelle Angriffe, frühes Stören und bei Ballverlus­ten sofortiges Nachsetzen. So stellt sich Flick Fußball vor. Spaß vermitteln, Feuer und Leidenscha­ft zeigen. Das wollte die DFB-Elf schon gegen Liechtenst­ein. Da hatte es nicht geklappt. Gegen Armenien war von der ersten Minute an Spielfreud­e zu sehen.

Über die linke Seite vom starken Leroy Sané, über rechts von Serge Gnabry, der gleich zweimal jubeln durfte. In der 6. Minute nach einem starken Zuspiel von Leon Goretzka, in der 15. Minute nach einem Querpass von Marco Reus. Die Armenier, bis Sonntagabe­nd Tabellenfü­hrer, waren völlig überforder­t. Sie wussten gar nicht, wie sie sich wehren sollten. So dominant spielte die deutsche Mannschaft. Lohn waren die weiteren Treffer durch Marco Reus (35.), der eine filigrane Ablage von Timo Werner nutzte, und von Werner selbst, der nach einer Kombinatio­n über Kimmich und Goretzka einschob (45.). Zwischenze­itlich hatte Sané noch die Latte getroffen (22.), während Rückkehrer Manuel Neuer im Tor einen ruhigeren Abend als ein Barkeeper im Lockdown erlebte.

Es passte einfach richtig viel an diesem Abend im deutschen Spiel. Flick hatte seine Mannschaft auf sechs Positionen verändert. Bernd Leno, Ridle Baku, Kai Havertz (grippaler Infekt), Jamal Musiala, Robin Gosens (verletzt) und Ilkay Gündogan standen nicht in der Startelf, dafür spielten Manuel Neuer, Antonio Rüdiger, Marco Reus, Leon Goretzka, Jonas Hofmann und Serge Gnabry. Umstellung­en, die sich auszahlten. Auch weil am Sonntag mehr Tempo im deutschen Spiel war. Weil die Akteure sich mehr zutrauten und diesmal das Vertrauen hatten, Tore erzielen zu können. Der starke Beginn half da natürlich.

Auffällig war vor allem Sanés Bereitscha­ft, um jeden Ball zu kämpfen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit eilte er an die rechte Eckfahne, um mit einer Grätsche einen Einwurf zu provoziere­n. Es gelang. Flick klatschte. Das gefällt dem Bundestrai­ner. Aber auch den Fans, die lautstark feierten und bei Sanés Auswechslu­ng ihm zujubelten. Vergessen sind die schlechten Tage beim FC Bayern, als Sané von den eigenen Fans ausgepfiff­en worden war.

Es war ein Abend, an dem einfach alles klappte. Nach einem Eckball landete der Ball bei Jonas Hofmann, der aus 23 Metern einfach mal direkt abzog – mit Erfolg. 5:0 nach 52 Minuten. Und die deutsche Mannschaft ließ nicht nach. All das, was gegen Liechtenst­ein noch gefehlt hatte, zeigte die Flick-Elf. Allen voran Serge Gnabry, dessen zwei Tore den Weg ebneten. Es war ein starker Abend des Bayern-Spielers. Aber nicht nur von ihm. Ab der 65. Minute schwappte La ola durchs Stadion. Karim Adeyemi erzielte bei seinem Debüt noch das 6:0 in der Nachspielz­eit (90+1). Die deutsche Mannschaft hatte Spaß gemacht. Endlich mal wieder.

 ?? Foto: Tom Weller, dpa ?? Doppeltors­chütze Serge Gnabry freut sich mit seinen Teamkolleg­en. Deutschlan­d gelang gegen Armenien ein 6:0‰Sieg in der WM‰Qualifikat­ion.
Foto: Tom Weller, dpa Doppeltors­chütze Serge Gnabry freut sich mit seinen Teamkolleg­en. Deutschlan­d gelang gegen Armenien ein 6:0‰Sieg in der WM‰Qualifikat­ion.

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