Raus aus dem Tief
Nach der Olympia-Pleite läuft es bei der EM mit zwei Medaillen wieder
Riesenbeck André Thieme riss nach dem gewonnenen Nervenspiel die linke Faust in die Höhe. Als letzter Starter ritt der Debütant bei der Heim-Europameisterschaft in den Parcours und blieb cool. Der 46 Jahre alte Springreiter aus Plau am See sicherte sich am Sonntag den Titel. Im Sattel der Stute Chakaria feierte der nervenstarke EM-Neuling seinen Triumph und winkte in die ausverkaufte Arena von Riesenbeck, in die coronabedingt nur 3250 Zuschauerinnen und Zuschauer passten. „Wir haben es zu Ende gebracht“, sagte Thieme. „Ein Traumergebnis, und das nach Tokio“, sagte Bundestrainer Otto Becker im ZDF. „Dass André hier noch den Sack zugemacht hat, das ist sensationell.“
In der Mannschaftswertung hatten die deutschen Springreiter Gold nur knapp verpasst – aber sich Silber gesichert. „Noch überwiegt die Enttäuschung“, sagte Bundestrainer Otto Becker in einer ersten Reaktion. „Wir waren ganz, ganz nah dran.“Nach dem Debakel bei den Olympischen Spielen in Tokio mit dem vorletzten Platz im Finale überwog später aber die Freude. Das mit den drei EM-Neulingen Thieme, Christian Kukuk und David Will sowie Routinier Marcus Ehning gestartete Team musste nach insgesamt drei Runden nur der Schweiz den Vortritt lassen.
Bester deutscher Reiter im Team war schon da André Thieme. Und eigentlich wollte er im Einzelfinale dann „ohne Druck“reiten, wie er am Vortag noch angekündigt hatte. Doch „dann kam der Druck“, berichtete der Reiter. Immerhin: „Das Adrenalin, was in mir drin steckt, überträgt sie in einer positiven Art“, sagte er über seine elfjährigen Stute. Thieme hatte die Führung übernommen, weil Titelverteidiger Martin Fuchs aus der Schweiz in der ersten Runde des Tages mit Leone Jei einen Abwurf hatte und in der zweiten Runde erneut patzte.
Vierter wurde sein Teamkollege Christian Kukuk. EM-Reiter David Will gewann den zum Rahmenprogramm der EM gehörenden Großen Preis von Riesenbeck. Mit acht Strafpunkten und Rang 19 endete die EM für Marcus Ehning schon vor der letzten Runde. Trotz des Scheiterns wirkte Ehning entspannt. „Wenn man mit einer Medaille nach Hause fährt, ist man immer zufrieden“, sagte er angesichts des TeamSilbers vom Freitag.