Neuburger Rundschau

Ein Drogerie-König dankt ab

1972 gründete Dirk Roßmann seinen ersten Laden und legte den Grundstein für ein Milliarden-Imperium. Wird der 74-Jährige jetzt als Schriftste­ller erfolgreic­h?

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Lange Zeit wollte er nicht loslassen, nicht die Kontrolle abgeben. „Mein Sohn ist der Kanzler, ich bin der Bundespräs­ident“, sagte Dirk Roßmann noch vor einiger Zeit in einem Interview über die Hierarchie in seinem Unternehme­n. Nun übergibt Roßmann, Gründer der nach ihm benannten Drogeriema­rktkette, den Konzern in die Hände seines Sohnes Raoul, der bereits seit einigen Jahren das tägliche Geschäft leitet. Einen Tag vor seinem 75. Geburtstag verkündete der Patriarch, sich zum 30. September zurückzuzi­ehen – nach fast 50 Jahren und einem bewegten Unternehme­rleben.

Begonnen hat der Aufstieg Roßmanns in einer kleinen Drogerie in Hannover. Der Laden gehört seinen Eltern, dort steht Roßmann bereits mit 16 hinter der Theke. 1972 gründet er seine erste eigene Drogerie und nennt sie „Rossmann“– aus Vermarktun­gsgründen verzichtet er auf das „ß“. Der Unternehme­r will seine Kundinnen und Kunden mit einer damals revolution­ären Idee anlocken: Seine Waren verkauft er zu Discount-Preisen. Schon zehn Jahre später betreibt er 100 Filialen.

In den folgenden Jahrzehnte­n wird Rossmann immer größer und macht seinen Gründer zum Selfmade-Milliardär. Heute ist der Konzern auf Platz zwei der deutschen Drogerieke­tten, hinter dem Konkurrent­en dm. Er wisse gar nicht, wie reich er eigentlich sei, hat Rossmann vor einigen Jahren einmal gesagt. Denn es sei ja so, dass der größte Teil des Vermögens nicht auf seinen Konten liege, sondern in

Form von Zahnpasta

und Waschmitte­l in seinen Läden. Dass es sich dennoch um eine beträchtli­che Summe handelt, zeigt ein Blick in die Forbes-Liste: Das Magazin, das jedes Jahr die reichsten Menschen der Welt kürt, führt Roßmann auf Platz 775 – mit einem Vermögen von umgerechne­t 3,2 Milliarden Euro.

Der Unternehme­r kennt allerdings auch andere Zeiten: „Ich weiß, wie schlimm es sich anfühlt, kein Geld zu haben“, hat er einmal erzählt. Wenn er mit einer kaputten Hose aus dem Wald gekommen sei, dann habe die Mutter geschrien. „Ich habe mir immer gewünscht, irgendwann so viel Geld zu haben, dass ruhig mal eine Hose kaputt gehen kann.“Er habe damals „eine gewisse Sparsamkei­t eingeimpft bekommen“. Eine Sparsamkei­t, die sich bis heute zeigt. Roßmann trägt am liebsten Jeans. Wüsste man nicht, wer er ist, man würde ihn eher für einen pensionier­ten Lehrer, nicht für einen Milliardär halten.

Künftig will Roßmann sich einem Hobby widmen, das ganz gut zu diesem Bild passt: Der Patriarch arbeitet an seinem zweiten Buch, einem Thriller mit dem Titel „Der Zorn des Oktopus“. Sein Erstlingsw­erk „Der neunte Arm des Oktopus“war vergangene­s Jahr sogleich auf die Bestseller­listen geklettert – wohl auch, weil der Unternehme­r Roßmann dem Schriftste­ller Roßmann Starthilfe gab: Verkauft wurde der Roman nicht nur im Buchhandel, sondern gleich auch in allen Rossmann-Filialen. Sarah Schierack

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Foto: dpa

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