Neuburger Rundschau

„Ich hoffte nur, der Wagen bleibt bald stehen“

Ein Oldtimer mit einer Braut und einer Trauzeugin an Bord rollt den Berg hinab und auf einen Abgrund zu. Nur knapp entkommen die beiden Frauen einem Sturz in die Tiefe

- VON SOPHIA UNGERLAND

Ofterschwa­ng Dramatisch­e Szenen haben sich am Samstag im Oberallgäu­er Ofterschwa­ng abgespielt. Es sollte der schönste Tag im Leben von Marion Füß werden. Doch um ein Haar wäre sie im Krankenhau­s gelandet. Die 33-Jährige saß am Tag ihrer Hochzeit mit ihrer Schwester auf der Rückbank eines geparkten Oldtimers in Ofterschwa­ng, als dessen Bremsen versagten und das Auto auf einen Abgrund zurollte. Der Wagen durchbrach ein Brückengel­änder und stoppte wie durch ein Wunder nur knapp vor dem Sturz in die Tiefe. Die Braut und ihre Schwester kamen mit dem Schrecken davon.

„Wir waren auf dem Weg zum Fotoshooti­ng“, erzählt Füß im Gespräch mit unserer Redaktion. Ihre Schwester Linda Baader, die Trauzeugin, begleitete sie. Der Fahrer habe das Auto abgestellt und die Tür für die beiden Frauen öffnen wollen. Doch dann rollte das Fahrzeug plötzlich den Berg hinunter. Füß und Baader wollten über die Lehne nach vorne klettern, um an die Bremse zu kommen. Aber sie schafften es nicht. „Ich hoffte nur, der Wagen bleibt bald stehen“, sagt

Füß. „Das ging alles so schnell.“Der Fahrer habe sich vergeblich gegen das Auto gestemmt. Es rollte weiter rückwärts den Berg hinunter und auf den Abgrund zu. „Mit einem großen Krach sind wir dann zum Stehen gekommen“, sagt die 33-Jährige. Wie kritisch die Situation tatsächlic­h war, habe sie erst begriffen, als sie ausgestieg­en war. Die hintere Hälfte des Autos hing bereits in der Luft: eine Szene, die man sonst nur aus Filmen kennt.

„Das war eine Katastroph­e. Ich war hilflos“, sagt der Fahrer, der anonym bleiben möchte. „Ich hatte die Park-Automatik eingestell­t und die Handbremse angezogen.“Offensicht­lich habe das bei dem Gefälle und dem Gewicht des 65 Jahre alten Autos nicht ausgereich­t. In etwa vier bis fünf Metern Tiefe lag das Bachbett nach Füß’ Schätzunge­n. „Vermutlich hat uns ein Teil des Brückengel­änders gehalten“, sagt sie. Zudem sei der Wagen langsamer geworden, als er über einen erhöhten Fußweg rollte. „Wenn das Auto minimal mehr Schwung gehabt hätte, dann wäre es abgestürzt“, sagt der Fahrer.

Während die Braut und ihre Schwester nur knapp einem Unglück entkamen, wartete der Bräutigam in einem nahe gelegenen Waldstück auf das Fotoshooti­ng und ahnte nichts von dem Schrecken. „Der Oldtimer war als Überraschu­ng für meinen Mann gedacht“, sagt die 33-Jährige. Als die Frau dann zu ihm stieß, erwähnte sie den Unfall zunächst nicht und posierte für die Kamera. Erst danach erfuhr der 36-Jährige den Grund für die schlottern­den Knie seiner Braut. „Er war total geplättet“, sagt Füß. Daher habe sie zuerst das Fotoshooti­ng machen wollen, bevor sie von dem Zwischenfa­ll erzählte.

Der Rest des Tages lief wie geplant. Das Paar aus Sonthofen wurde getraut und die Hochzeitsg­esellschaf­t feierte. „Die Nachricht über den Unfall hat sich dann wie ein Lauffeuer unter den Gästen verbreitet“, sagt Füß. Als schlechtes Omen sieht sie den Unfall nicht: „Das Geländer hat uns ja gehalten.“

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Foto: Chris Gollhofer Beim Fotoshooti­ng wusste Sebastian Füß noch nichts von dem Schrecken, den seine Braut Marion Füß kurz zuvor erlebt hatte.

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