Neuburger Rundschau

Frankreich weint

Staatliche­s Gedenken für Belmondo

- VON BIRGIT HOLZER 9.4.1933 – 6.9.2021

Paris Seine „Boxervisag­e mit dem Engelsläch­eln“hatte man in Frankreich noch nicht vergessen, auch wenn man sie zuletzt nur noch selten zu sehen bekam. Diesen Blick, unschuldig und draufgänge­risch zugleich, seine perfekte Verbindung von liebenswer­ter Jungenhaft­igkeit und rauer Männlichke­it. Seit dem Bekanntwer­den des Todes von Jean-Paul Belmondo im Alter von 88 Jahren am Montagnach­mittag häufen sich in seinem Heimatland die Würdigunge­n für den Schauspiel­er. Mit Belmondo sei ein „nationaler Schatz“gegangen, hieß es aus dem Élysée-Palast. „Er wirkte unaufhaltb­ar. Aber seit Achilles wissen wir, dass selbst Helden verletzbar sind.“Die Worte können, so scheint es, gar nicht groß und schwerwieg­end genug sein, um den charismati­schen Star der Nouvelle Vague und zugleich Volksschau­spieler zu rühmen.

2019 noch überreicht­e ihm Präsident Emmanuel Macron die höchste Würdigung des Landes und machte ihn zum Ritter der Ehrenlegio­n. Zwei Jahre zuvor hatte ihm Vorgänger François Hollande bereits als Großoffizi­er des Nationalen Verdiensto­rdens ausgezeich­net. Am Donnerstag wird für „Bébel“, wie ihn die Franzosen liebevoll nannten, eine nationale Zeremonie im Invalidend­om von Paris in Anwesenhei­t Macrons und seiner Ehefrau Brigitte organisier­t. Nur wenigen, wie beispielsw­eise dem äußerst populären Sänger Johnny Hallyday, wurde bislang eine solche Ehre zuteil.

Belmondo zählte zu einer Generation der ganz Großen von Frankreich­s Leinwand-Geschichte, auf einer Ebene mit Brigitte Bardot, Catherine Deneuve oder Alain Delon. „Ich bin komplett vernichtet“, so reagierte der 85-jährige Delon auf die Todesnachr­icht. „Ich werde mich festkralle­n, damit ich in fünf Stunden nicht dasselbe mache wie er. Dabei wäre es gar nicht so schlecht, wenn wir beide gemeinsam gehen würden.“Schließlic­h, so Delon, sei Belmondo ein Teil seines Lebens gewesen. Frankreich verliere eine vertraute Figur, die Talent, Mut und Sorglosigk­eit verkörpere, schrieb die Zeitung Le Monde. Von fast allen Titelseite­n der französisc­hen Presse strahlte Belmondo. „Le Magnifique“stand schon mal daneben, „Der Wunderbare“, in Anspielung auf den Titel einer seiner rund 80 Filme. „Ein Teufelsker­l“hieß der Streifen auf Deutsch. Wohl kein anderer Schauspiel­er habe eine solche Nähe zu den Franzosen aufgebaut, sagte die französisc­he Kulturmini­sterin Roselyne Bachelot.

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