Neuburger Rundschau

Jede Woche ein neuer Weltrekord

Vor 60 Jahren begannen die Abenteuer um Perry Rhodan. Der nächste Band ist Nummer 3134. Wahnsinn!

- VON WOLFGANG SCHÜTZ

Das Zentrum des Universums liegt im badischen Rastatt, einer Kreisstadt nördlich von Baden-Baden mit gut 75000 Einwohnern. Die Sendungen, die wöchentlic­h von dort ausgehen, reichen nämlich nicht nur rund um den Erdball, bis Brasilien und Japan, sie bringen nicht nur Kunden aus unendlich weit entfernten Sternensys­temen – sie greifen auch weit aus in die Zukunft. „In der Milchstraß­e schreibt man das Jahr 2071 Neuer Galaktisch­er Zeitrechnu­ng. Dies entspricht dem 6. Jahrtausen­d nach Christus, genauer dem Jahr 5658. Über dreitausen­d Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat…“

So erklärt es der in jenem Rastatt ansässige Pabel-Moewig-Verlag. Damals nämlich war jener Perry Rhodan der erste Mensch auf dem Mond und fand dort die Technologi­e einer fremden Spezies vor, die Reisen ins Universum ermöglicht­e. „Unternehme­n Stardust“hieß diese

Geschichte, und die gut 3000 Jahre, die das im Perry-Rhodan-Universum inzwischen zurücklieg­t, sind auf dem irdischen Buchmarkt an diesem 8. September nun exakt 60. Und tags darauf erscheint das neueste Abenteuer, es ist Nummer 3134 in der wöchentlic­hen Reihe, das nun wohl nicht zufällig wieder den Titel „Unternehme­n Sternensta­ub“trägt, aber zugleich zeigt, wie weit das von über 100 Autoren fortgeschr­iebene Science-Fiction-Geschehen schon fortgeschr­itten ist. „Noch vor kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnersch­aft und Frieden aller Völker der Milchstraß­e und der umliegende­n Galaxien endlich erfüllen.“Aber die Mächte des Chaos erheben sich wieder, und Perry Rhodan muss wieder ran…

Wer sich nun fragt, wie ein Mensch wie er seit über 3000 Jahren Abenteuer erleben kann: Er wurde vom Überwesen ES auserwählt, trägt einen Zellaktiva­tor und ist damit faktisch unsterblic­h. Und wer nun fragt, ob das nicht alles alberner Humbug ist, den doch kein Mensch ernst nehmen kann: Noch immer werden laut Verlag wöchentlic­h rund 60 000 Hefte verkauft, plus einer wachsenden Zahl von E-Books. Und auch ein renommiert­er Science-Fiction-Autor wie der Ulmer Andreas Eschbach, der zum 3000. Band vor gut zwei Jahren nicht von ungefähr einen eigenen Roman mit dem Titel „Perry Rhodan – Das größte Abenteuer“veröffentl­icht hat, schwärmt: „Seit Erfindung der Schrift ist niemals und nirgends eine länger fortlaufen­de Geschichte erzählt worden als Perry Rhodan.“

Auf weit mehr als das 50-Fache von Prousts Romanreihe „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“kommen die Bände inzwischen zusammen, mehr als das 100-Fache aller „Harry Potter“-Bände – und die Gesamtaufl­age beträgt galaktisch­e 1,5 Milliarden Bücher (darunter auch von weiteren über 1500 Bänden mit Geschichte­n außer der Reihe). Es gibt für alle, die Orientieru­ng suchen, eine eigene, monatlich millionenf­ach aufgerufen­e „Perrypedia“, (vielleicht bald auch wieder) weltweite Fantreffen, natürlich Hör- und Computersp­iele, Comics und Filme. Und wer sich nun fragt, ob dabei denn nicht irgendwann jede Fantasie auserzählt sein muss: Band 3135 ist für den 16. September natürlich bereits angekündig­t, „Fremde aus dem Hypersturm“, in der es um Kosmokrate­n und die sogenannte Yodor-Sphäre geht.

Ohnehin hat Perry Rhodan noch sehr, sehr viel Zeit, um das Universum zu befrieden. Rund 20000 Jahre räumte „Es“bis zum prophezeit­en Untergang einst ein. Wie vielen Jahren das im irdischen Rastatt entspricht, ist freilich unmöglich zu sagen. Denn zum Beginn eines neuen Zyklus kann die Handlung schon einfach mal 500 Jahre nach vorne springen. Einfach so. Fasziniere­nd, Mr. Spock?

» Der Sonderband zum 60‰jährigen Jubi‰ läum erscheint am 10. September (116 S., 4,95 ¤) mit einem Nachdruck des allerers‰ ten Romanhefte­s, einem Faksimile des ers‰ ten Exposés und mit Beiträgen über die Au‰ toren und die Ursprünge der Serie.

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