Wer jetzt nicht isst, wird es bald bereuen
An den ersten fünf Spieltagen kann die Meisterschaft nicht gewonnen werden, wohl aber verspielt. Wie jede vernünftige Fußball-Weisheit lässt sich natürlich auch diese auf das Leben an sich übertragen. Über den Kampf zum Spiel zu gelangen, haben beispielsweise nicht nur jahrzehntelang teutonische Kicker erfolgreich exerziert, sondern auch paarungswillige Singles an der Bar.
Nun aber eben die Erinnerung an einen konsequenten Start, um langfristige Ziele erreichen zu können. Was Fußballer schon immer wussten, ist jetzt auch im Alltagsgebrauch angekommen. „Denn der Traumkörper für den Sommer im Jahr 2022 entsteht am Ende von 2021“, weisheitet Henri Ciplajevs. Als Fitnesstrainer hat er es unlängst in den täglichen Nachrichtenfluss gebracht, weil er dazu animierte, Aufgaben haushalterischer Art als Workout zu betrachten. Wer keine Lust auf Liegestütze habe, müsse nur ein wenig putzen. Das könnte den gleichen Effekt haben, was den Kalorienverbrauch betrifft.
Fraglich ist freilich, wer sich nun lieber mit dem Staubwedel in entlegene Ecken streckt, statt lieber ein paar Schritte an der frischen Luft zu tun. Andererseits: Der Mensch ist unergründlich. Manch einer schwärmt für Andreas Gabalier, andere für den VfL Wolfsburg.
Wer nun also seinen Körper beim Bügeln stählt, gibt kommendes Jahr am See eine gute Figur ab. Spülen statt joggen, saugen statt Klimmzüge.
Perspektiv-Apostel aber vergessen, dass es der mitteleuropäischen Bevölkerung evolutionär zu eigen ist, sich erst mit dem nahenden Winter zu beschäftigen, ehe sie ihr Augenmerk auf im Sommer beeindruckende Muskelpartien richtet. Die Zeit ist gekommen, sich ein wärmendes Depot anzulegen. Der Extra-Schlag Sahne auf den Zwetschgendatschi ist eine Investition für mollige Wintermonate vor dem Fernseher. Das nächste Spiel ist immer das schwerste, der nächste Dezember der härteste.
Wer clever ist, isst. Sollen doch die anderen frieren.