Neuburger Rundschau

Missbrauch: Es braucht Studien

- VON DANIEL WIRSCHING wida@augsburger‰allgemeine.de

Es hat lange, zu lange gedauert, bis die Fälle körperlich­er und sexualisie­rter Gewalt im katholisch­en Josefsheim in Reitenbuch und im Marienheim Baschenegg aufgearbei­tet wurden. Einmal mehr heißt es, die meisten Beschuldig­ten seien nicht mehr am Leben, einmal mehr mussten Betroffene jahrzehnte­lang daran tragen, was ihnen angetan wurde. Sie mussten für Aufarbeitu­ng kämpfen. Schon vor elf Jahren hatte es ernst zu nehmende Vorwürfe gegeben.

Ein „Abschlussb­ericht“, wie er nun dem Augsburger Bischof Bertram Meier übergeben wurde, kann nichts ungeschehe­n machen. Aber tatsächlic­h – und das sagen Betroffene immer wieder – kann so ein Bericht im besten Fall dazu beitragen, dass sie Frieden finden. Im schlechtes­ten Fall, siehe das Erzbistum Köln, kann er Wunden vertiefen oder neue Wunden aufreißen.

Abgeschlos­sen ist mit dem 100-seitigen Bericht im Bistum Augsburg nichts. Der heutige Bischof, der noch als Diözesanad­ministrato­r Ende 2019 um der Aufarbeitu­ng Willen die „Projektgru­ppe Reitenbuch“einsetzte, wäre gut beraten, wenn er sich jetzt für eine von unabhängig­en Expertinne­n und Experten erstellte Missbrauch­sstudie einsetzte, die das gesamte Bistum berücksich­tigt. Es gibt gelungene Beispiele aus anderen Bistümern hierfür. Gefragt ist bei diesem Thema auch die neue „Unabhängig­e Kommission zur Aufarbeitu­ng von sexuellem Missbrauch im Bistum Augsburg“.

Und noch etwas zeigt „Reitenbuch“: wie verhältnis­mäßig wenig sich im Bereich der Ordensgeme­inschaften getan hat. Hier fehlen flächendec­kend nach wie vor belastbare Zahlen und Fakten. Und damit die Grundlage einer wirklich ernsthafte­n Aufarbeitu­ng.

Lesen Sie dazu den Artikel auf der zweiten Bayern-Seite.

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