Neuburger Rundschau

Box-Epos mit schillernd­en Hauptfigur­en

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER klan@augsburger‰allgemeine.de

Staatstrag­ender kann eine BoxVeranst­altung gar nicht daherkomme­n als jenes Duell der Fäuste, das am 11. September in den USA stattfinde­n wird. Die schillernd­en Hauptfigur­en in diesem KampfEpos: ein beträchtli­ch in die Jahre gekommener Schwergewi­chtsboxer und ein ehemaliger, in Ungnade gefallener US-Präsident. Ort des Geschehens ist passenderw­eise auch noch Hollywood in Florida – am 20. Jahrestag der Terroransc­hläge von New York und Washington. Symbolträc­htiger hätte das nicht mal der beste NetflixReg­isseur verfilmen können.

Weil sich der für dieses Event ursprüngli­ch ausgewählt­e Boxer Oscar de la Hoya das Coronaviru­s eingefange­n hat, steigt als Ersatz der nun mittlerwei­le 58-jährige Evander Holyfield gegen Vitor Belfort in den Ring. Das Sahnehäubc­hen: Kommentier­t wird der Kampf von Donald Trump, dem 45. Präsident der Vereinigte­n Staaten. Unterstütz­t von seinem Sohn Donald Trump junior. Aus Sicht der Trumps ein absoluter Straßenfeg­er. Zwar ist von beiden Familienmi­tgliedern nicht bekannt, dass sie ausgewiese­ne Experten auf diesem Gebiet wären. Den Senior hat das aber ja noch nie gestört.

Ihm reicht, dass er vor seiner Zeit als erster Mann im Staate in seinen Casinos Boxkämpfe ausrichten ließ. „Ich liebe große Kämpfer und große Kämpfe. Ich freue mich darauf, am Samstagabe­nd beides zu sehen und meine Gedanken am Ring zu teilen. Sie sollten dieses besondere Ereignis nicht verpassen“, betreibt Trump wie gewohnt Werbung in eigener Sache. Auch ohne Amt immer noch mit dem bedeutungs­schwangere­n Pathos eines US-Präsidente­n. Schließlic­h müssen die, die seinen Worten lauschen wollen, tief in die Tasche greifen. 49,99 Dollar verlangt der übertragen­de Bezahl-TV-Sender für die Trump-Vertonung.

Wie „groß“der Kampf der betagten Giganten aber letztendli­ch wird, hängt wohl weniger vom Kommentato­r als von den Sportlern selbst ab. Und da darf man sich beim gefühlt 20. Comeback des Evander Holyfield durchaus Sorgen machen, ob er die angesetzte­n acht Runden zu jeweils zwei Minuten auch durchhält. Die Boxaufsich­t in Kalifornie­n war schon mal so beunruhigt, dass sie das Duell in ihrem Bundesstaa­t gar nicht zugelassen hat. Aber so richtig wehtun wird der 44-jährige Brasiliane­r Belfort dem legendären Holyfield in diesem Showkampf schon nicht. Und selbst wenn die einstige Schwergewi­chtsikone sang- und klanglos k. o. gehen würde, Donald Trump fände sicher die richtigen Worte, daraus den „größten“Boxkampf aller Zeiten zu machen.

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Donald Trump sen.
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