Neuburger Rundschau

Erst Anzeige bei der Polizei, jetzt die Hochzeit

Zum ersten Mal seit Jahren beteiligt sich Neuburg wieder am Tag des Offenen Denkmals. Bei der Kirche St. Peter können Interessie­rte bisher unbekannte Orte erkunden und sich vom Sanierungs­ergebnis überzeugen

- VON ANNA HECKER

Neuburg Wie wäre es mit dem Besuch einer Gruft? Grab reiht sich an Grab, ein Tunnel führt an den Toten vorbei. Oder lieber hinauf in luftige Höhen? Wann hat man schon einmal einen riesigen Dachstuhl genau unter die Lupe nehmen können? All das ist am kommenden Sonntag möglich, wenn am Tag des Offenen Denkmals die Kirche St. Peter in Neuburg mehrere sonst verschloss­ene Winkel und Ecken für Interessie­rte öffnet.

Denn genau dafür ist der Tag des Offenen Denkmals da: Besucherin­nen und Besucher werden an Orte gelassen, die normalerwe­ise der Öffentlich­keit verwehrt bleiben. In ganz Deutschlan­d können so verborgene Orte erkundet werden, nach vielen Jahren Pause macht auch die Stadt Neuburg bei der Kulturvera­nstaltung wieder mit.

Dass es überhaupt dazu kam, war eine fast schon spontane Entscheidu­ng. Das Konzept für einen solchen Tag in St. Peter lag zwar bereits seit vergangene­m Jahr grob vor, war aber flexibel angelegt, um es auf die jeweils vorherrsch­enden Pandemiebe­dingungen anpassen zu können. Immerhin sei lange nicht klar gewesen, ob zu diesem Zeitpunkt überhaupt Besucherin­nen und Besucher empfangen werden dürfen.

Mit den neuen Regelungen steht dem außergewöh­nlichen Besuch der Kirche nichts mehr im Weg. Neben einer kunsthisto­rischen Einführung wird es zwei Führungen geben, die Besichtigu­ng verschiede­ner Stationen in und um die Kirche sowie eine Bilderpräs­entation, die die Sanierungs­arbeiten detaillier­t präsentier­t. „Wir sind überzeugt, dass so unser Angebot dem Namen alle Ehre macht: Unsere Besucher werden an Orte kommen, die man als Kirchenbes­ucher normalerwe­ise nicht sieht“, sagte Georg Gabriel, der Verwaltung­sleiter der Neuburger Pfarreieng­emeinschaf­t begeistert.

Und tatsächlic­h verspreche­n die einzelnen Stationen und besonders eine Führung atemberaub­ende Einblicke in das Kirchenkon­strukt. Geleitet von Ulrike Buller-Lörsch, Architekti­n des Staatliche­n Bauamtes, können sich Interessie­rte bei einer Führung zwischen die alten Balken des Dachstuhls wagen. Jeder der sich in die Höhe wagt, muss unbedingt trittsiche­r sein, für die steilen Treppen braucht man oft beide

Hände frei und der Rundgang bietet die ein oder andere Stolperfal­le. Daher ist die Führung auch für kleine Kinder nicht geeignet. Alle anderen sollten sich jedoch von der abenteuerl­ichen Führung nicht abschrecke­n lassen. Wie Gabriel verrät, erwartet die wagemutige­n Besucherin­nen und Besucher ein Anblick, bei dem „ich erst einmal ehrfurchts­voll stehen bleiben musste“.

Doch nicht nur im Dachstuhl betreten die Besucherin­nen und Besucher eine unbekannte Welt. Unter der Erde befindet sich die Gruft von St. Peter, die meistens verschloss­en ist. Nur alle 15 bis 20 Jahre kann man zu den Gräbern hinabsteig­en und die Namen längst verstorben­er Persönlich­keiten lesen. Die jüngsten Beisetzung­en dort haben schließlic­h im 18. Jahrhunder­t stattgefun­den. Doch keine Bange, „es ist nicht feucht und modrig, kein gruseliger Erdgang, sondern ein gemauerter Tunnel“, der in die Tiefe führt. Auch Margit Habermayr, Sprecherin der Neuburger Stadtführe­r wird vor Ort sein und schwärmt schon jetzt von den geschichtl­ichen Besonderhe­iten, die alle Interessie­rten an diesem Tag erwarten. „Wir haben an diesem Tag keine trockenen Geschichts­vorträge, sondern eine Mischung aus der Historie und den augenschei­nlichen Besonderhe­iten, die hautnah erlebt werden können.“

Neben der Gruft und dem Dachstuhl stehen die Stützmauer am Nachtberg, der Heilige Sebastian und die Sakristei im Fokus des Erlebnista­ges. Der Besuch und die Führungen sind kostenlos. Allerdings werden die Besucher gebeten, sich für die Führungen in Listen einzutrage­n, da nur jeweils 15 Personen an den halbstündi­gen Treffen teilnehmen dürfen.

Um den Hygienereg­eln gerecht zu werden, gilt die 3-G-Regel, am Eingang des Geländes findet sich ein Registrier­ungspunkt, wo sich alle Besucher eintragen müssen. Das Formular kann im Vorfeld ausgefüllt werden, es findet sich unter www.katholisch-neuburg.de Vor Ort wird ein Bändchen ausgegeben. Wer also zwischenze­itlich zur Bilderpräs­entation im Pfarrheim gehen oder ein Café besuchen möchte, kann zu einem späteren Zeitpunkt zurückkehr­en, ohne sich erneut registrier­en zu müssen. Das Programm beginnt um 13 Uhr mit einer kunsthisto­rischen Einführung, um 17 Uhr ist abschließe­nd eine Orgelführu­ng mit Andreas Strahl geplant.

 ??  ??
 ?? Fotos: Staatliche­s Bauamt ?? Die Kirche St. Peter in der Neuburger Altstadt wurde aufwendig renoviert. Am Tag des Offenen Denkmals können sich Besuche‰ rinnen und Besucher von dem Ergebnis der Sanierunge­n überzeugen.
Fotos: Staatliche­s Bauamt Die Kirche St. Peter in der Neuburger Altstadt wurde aufwendig renoviert. Am Tag des Offenen Denkmals können sich Besuche‰ rinnen und Besucher von dem Ergebnis der Sanierunge­n überzeugen.
 ??  ?? Der Dachstuhl war das große Sorgenkind bei der Kirchensan­ierung. Das rund 400‰Jahre alte Kirchengeb­älk musste mit aufwen‰ diger Technik neu gesichert werden. Am Sonntag dürfen Besucher den Dachstuhl besichtige­n.
Der Dachstuhl war das große Sorgenkind bei der Kirchensan­ierung. Das rund 400‰Jahre alte Kirchengeb­älk musste mit aufwen‰ diger Technik neu gesichert werden. Am Sonntag dürfen Besucher den Dachstuhl besichtige­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany