Erst Anzeige bei der Polizei, jetzt die Hochzeit
Zum ersten Mal seit Jahren beteiligt sich Neuburg wieder am Tag des Offenen Denkmals. Bei der Kirche St. Peter können Interessierte bisher unbekannte Orte erkunden und sich vom Sanierungsergebnis überzeugen
Neuburg Wie wäre es mit dem Besuch einer Gruft? Grab reiht sich an Grab, ein Tunnel führt an den Toten vorbei. Oder lieber hinauf in luftige Höhen? Wann hat man schon einmal einen riesigen Dachstuhl genau unter die Lupe nehmen können? All das ist am kommenden Sonntag möglich, wenn am Tag des Offenen Denkmals die Kirche St. Peter in Neuburg mehrere sonst verschlossene Winkel und Ecken für Interessierte öffnet.
Denn genau dafür ist der Tag des Offenen Denkmals da: Besucherinnen und Besucher werden an Orte gelassen, die normalerweise der Öffentlichkeit verwehrt bleiben. In ganz Deutschland können so verborgene Orte erkundet werden, nach vielen Jahren Pause macht auch die Stadt Neuburg bei der Kulturveranstaltung wieder mit.
Dass es überhaupt dazu kam, war eine fast schon spontane Entscheidung. Das Konzept für einen solchen Tag in St. Peter lag zwar bereits seit vergangenem Jahr grob vor, war aber flexibel angelegt, um es auf die jeweils vorherrschenden Pandemiebedingungen anpassen zu können. Immerhin sei lange nicht klar gewesen, ob zu diesem Zeitpunkt überhaupt Besucherinnen und Besucher empfangen werden dürfen.
Mit den neuen Regelungen steht dem außergewöhnlichen Besuch der Kirche nichts mehr im Weg. Neben einer kunsthistorischen Einführung wird es zwei Führungen geben, die Besichtigung verschiedener Stationen in und um die Kirche sowie eine Bilderpräsentation, die die Sanierungsarbeiten detailliert präsentiert. „Wir sind überzeugt, dass so unser Angebot dem Namen alle Ehre macht: Unsere Besucher werden an Orte kommen, die man als Kirchenbesucher normalerweise nicht sieht“, sagte Georg Gabriel, der Verwaltungsleiter der Neuburger Pfarreiengemeinschaft begeistert.
Und tatsächlich versprechen die einzelnen Stationen und besonders eine Führung atemberaubende Einblicke in das Kirchenkonstrukt. Geleitet von Ulrike Buller-Lörsch, Architektin des Staatlichen Bauamtes, können sich Interessierte bei einer Führung zwischen die alten Balken des Dachstuhls wagen. Jeder der sich in die Höhe wagt, muss unbedingt trittsicher sein, für die steilen Treppen braucht man oft beide
Hände frei und der Rundgang bietet die ein oder andere Stolperfalle. Daher ist die Führung auch für kleine Kinder nicht geeignet. Alle anderen sollten sich jedoch von der abenteuerlichen Führung nicht abschrecken lassen. Wie Gabriel verrät, erwartet die wagemutigen Besucherinnen und Besucher ein Anblick, bei dem „ich erst einmal ehrfurchtsvoll stehen bleiben musste“.
Doch nicht nur im Dachstuhl betreten die Besucherinnen und Besucher eine unbekannte Welt. Unter der Erde befindet sich die Gruft von St. Peter, die meistens verschlossen ist. Nur alle 15 bis 20 Jahre kann man zu den Gräbern hinabsteigen und die Namen längst verstorbener Persönlichkeiten lesen. Die jüngsten Beisetzungen dort haben schließlich im 18. Jahrhundert stattgefunden. Doch keine Bange, „es ist nicht feucht und modrig, kein gruseliger Erdgang, sondern ein gemauerter Tunnel“, der in die Tiefe führt. Auch Margit Habermayr, Sprecherin der Neuburger Stadtführer wird vor Ort sein und schwärmt schon jetzt von den geschichtlichen Besonderheiten, die alle Interessierten an diesem Tag erwarten. „Wir haben an diesem Tag keine trockenen Geschichtsvorträge, sondern eine Mischung aus der Historie und den augenscheinlichen Besonderheiten, die hautnah erlebt werden können.“
Neben der Gruft und dem Dachstuhl stehen die Stützmauer am Nachtberg, der Heilige Sebastian und die Sakristei im Fokus des Erlebnistages. Der Besuch und die Führungen sind kostenlos. Allerdings werden die Besucher gebeten, sich für die Führungen in Listen einzutragen, da nur jeweils 15 Personen an den halbstündigen Treffen teilnehmen dürfen.
Um den Hygieneregeln gerecht zu werden, gilt die 3-G-Regel, am Eingang des Geländes findet sich ein Registrierungspunkt, wo sich alle Besucher eintragen müssen. Das Formular kann im Vorfeld ausgefüllt werden, es findet sich unter www.katholisch-neuburg.de Vor Ort wird ein Bändchen ausgegeben. Wer also zwischenzeitlich zur Bilderpräsentation im Pfarrheim gehen oder ein Café besuchen möchte, kann zu einem späteren Zeitpunkt zurückkehren, ohne sich erneut registrieren zu müssen. Das Programm beginnt um 13 Uhr mit einer kunsthistorischen Einführung, um 17 Uhr ist abschließend eine Orgelführung mit Andreas Strahl geplant.