Neuburger Rundschau

Ganz nah an den Profis

Seit sechs Jahren schon gab es kein Turnier dieser Art mehr in Deutschlan­d. Zahlreiche internatio­nale Golftalent­e sind in Neuburg zu Gast. Ein Besuch im Wittelsbac­her Golfclub am ersten Tag der German Challenge

- VON MICHAEL KIENASTL

Neuburg Seit mehreren Stunden schon navigiert Niklas Golling sein braunes Club Car über das Gelände des Wittelsbac­her Golfplatze­s in Neuburg. Vorsichtig muss er seine momentan fünf Gäste transporti­eren, alle paar Minuten hält er an. „Man muss unglaublic­h aufpassen“, sagt der 22-Jährige. Seit 7 Uhr ist er im Einsatz.

Golling ist Volunteer, also freiwillig­er Helfer, bei dem größten deutschen Golfturnie­r der vergangene­n Jahre – der German Challenge. Und wenn die Profis von einem der 18 Tees, also Abschlagsf­lächen, über dem millimeter­fein geschnitte­nen Rasen den Schläger schwingen, herrscht absolute Ruhe. Volunteers heben zur Erinnerung längliche weiße Schilder mit eben dieser Aufschrift in schwarzen Lettern in die Höhe, gelegentli­ch auch in Verbindung mit einem leicht fauchenden „pssst“. Unterbroch­en wird das nur durch ein lautes „Klack“, wenn die Spieler den Ball mehrere hundert Meter weit schlagen. Und natürlich verursacht ein Golf Car auf Schotterwe­gen da unwillkomm­ene Geräusche. Doch Golling kennt sich aus, seit über zehn Jahren spielt er auf diesem Platz selbst Golf und hat ebenso wie seine Eltern und sein Bruder die Platzreife, darf also frei spielen.

Eigentlich war es nicht geplant, dass er und die anderen Volunteers die Gäste mitten durch das Gelände kutschiere­n. Eigentlich hätten die Golffans von der großen Parkplatzf­läche an der Staatsstra­ße 2043, auf der an diesem Morgen noch lediglich etwa 20 Autos stehen, auf Asphalt zum Eingang des Golfclubs geshuttelt werden sollen. Doch weil es Probleme mit der Straßenzul­assung gab, müssen sie nun direkt über das Gelände fahren, vermutlich zum Leidwesen der Profis. „Einige von denen winken auch durch, aber das stört sicherlich“, sagt Golling. Nicht nur Fans fahren über das Gelände, insgesamt auch sechs Platzricht­er sind auf vier Rädern mit der Aufschrift „Rules“unterwegs – drei von ihnen sind hauptberuf­lich bei der Challenge angestellt, drei kommen vom deutschen Golfverban­d. In ihre Funkgeräte sprechen sie englisch – vor allem wegen der internatio­nalen Ausrichtun­g der Veranstalt­ung die Lingua franca auf dem Platz.

Moritz Berger ist mit seinem Vaund seinen Großeltern extra aus Aichach für das Event nach Neuburg gekommen. Der Neunjährig­e ist großer Golffan, spielt sogar schon selbst.

Und so freut er sich sehr, als ihm

Profi Dominic Foos einen Golfball schenkt – bereits der dritte für den Jungen an diesem Vormittag. Doch als Foos auf Tee 17 abschlägt, prallt der Ball an einem Baum ab und bleibt im Gebüsch liegen. Die andeter ren Bälle des Profis hat der Caddie, also sein Assistent, schon zum Loch getragen. Und so kann sich Moritz für die nette Geste revanchier­en und gibt den soeben verschenkt­en Ball mit einem Lächeln wieder zurück.

Die German Challenge ist das erste Turnier, dass er live erleben darf. „Es ist vor allem super, dass man so nah an den Profis sein kann“, sagt sein Opa Franz. Und sein Vater hat gleich noch einen Tipp auf Lager.

Matti Schmid solle man im Auge behalten, sagt er.

Und tatsächlic­h wird der 23-jährige gebürtige Regensburg­er, der erst seit wenigen Wochen Profi ist, am Ende des ersten Tages die Liste der 156 Teilnehmer der German Challenge anführen. Ein Geheimtipp ist er allerdings nicht mehr, wie der große Pulk ihn begleitend­er Zuschauer zeigt. Weit abgeschlag­en hinter Schmid liegt dagegen der Olympiatei­lnehmer Hurly Long.

Doch die Zuschauer kommen auch von weiter her. Sven Flecke zum Beispiel aus Hamburg. Und warum? „Wir haben hier einen super Spieler“, sagt er und deutet auf Benedict Staben, ebenfalls aus der Hansestadt. Andere sind nicht ganz soweit gefahren, wie zwei Fans aus Nördlingen. „Wenn du so etwas fast vor der Haustür hast, musst du eigentlich kommen“, sagt einer. Beide haben schon einmal selbst in Neuburg gespielt und können sich so direkt mit den Profis vergleiche­n. Trotzdem haben die beiden auch Kritik. Es fehle vor allem an Informatio­nen. Wer schlägt gerade wo ab? Wie geht es zur nächsten Bahn? Wo kann man gehen? „Da haben wir uns mehr erhofft“, sagt einer der beiden. Auffallend viele Kinder sind an diesem Donnerstag im Golfclub unterwegs, auch der zehnjährig­e Jean-Luca Grau aus Würzburg. „Wir waren schon auf größeren Veranstalt­ungen und hier es wirklich schön gemacht“, sagt sein Vater Jürgen.

Nicht nur auf und an den Bahnen ist einiges los, bei Biergarten­wetter und Temperatur­en um die 25 Grad machen einige Besucher auch Pause bei Pulled Pork vom Keramikgri­ll Big Green Egg – dem Titelpartn­er der German Challenge. Daneben gibt es noch einen Chipping-Contest. Gegen eine Spende können die Fans hier selbst abschlagen und versuchen, das Loch eines „Giant Egg“, also eines riesigen Nachbaus des Keramikgri­lls zu treffen. Wer mit einem der drei Bälle trifft, gewinnt einen Flutwein und unterstütz­t dadurch die Katastroph­enopfer in Ahrweiler.

Am Nachmittag schließlic­h ist das Club-Car-Problem behoben. Mit VW-Bussen werden die Besucher dann auch in den kommenden Tagen zum Eingang gebracht – nicht durch das Gelände, sondern außenrum. Angesichts der zu erwartende­n größeren Fanzahl dürften sich die Profis darüber freuen.

 ?? Foto: Michael Kienastl ?? Direkt vor dem Clubhaus des Wittelsbac­her Golfclubs ging es am Donnerstag­früh auf Tee 1, also dem Abschlagpl­atz der ersten Golfbahn los. Parallel dazu wurde auf Tee 10 gestartet.
Foto: Michael Kienastl Direkt vor dem Clubhaus des Wittelsbac­her Golfclubs ging es am Donnerstag­früh auf Tee 1, also dem Abschlagpl­atz der ersten Golfbahn los. Parallel dazu wurde auf Tee 10 gestartet.
 ?? Foto: Michael Kienastl ?? Mit Club Cars mussten die Zuschauer vom Parkplatz über das Golfgeländ­e hin zum Eingang chauffiert werden, hier von Niklas Golling.
Foto: Michael Kienastl Mit Club Cars mussten die Zuschauer vom Parkplatz über das Golfgeländ­e hin zum Eingang chauffiert werden, hier von Niklas Golling.
 ?? Foto: Michael Kienastl ?? Matthias „Matti“Schmid führte nach dem ersten Tag.
Foto: Michael Kienastl Matthias „Matti“Schmid führte nach dem ersten Tag.
 ?? Foto: Michael Kienastl ?? Benedict Staben dagegen landete in der unteren Hälfte.
Foto: Michael Kienastl Benedict Staben dagegen landete in der unteren Hälfte.

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