Ganz nah an den Profis
Seit sechs Jahren schon gab es kein Turnier dieser Art mehr in Deutschland. Zahlreiche internationale Golftalente sind in Neuburg zu Gast. Ein Besuch im Wittelsbacher Golfclub am ersten Tag der German Challenge
Neuburg Seit mehreren Stunden schon navigiert Niklas Golling sein braunes Club Car über das Gelände des Wittelsbacher Golfplatzes in Neuburg. Vorsichtig muss er seine momentan fünf Gäste transportieren, alle paar Minuten hält er an. „Man muss unglaublich aufpassen“, sagt der 22-Jährige. Seit 7 Uhr ist er im Einsatz.
Golling ist Volunteer, also freiwilliger Helfer, bei dem größten deutschen Golfturnier der vergangenen Jahre – der German Challenge. Und wenn die Profis von einem der 18 Tees, also Abschlagsflächen, über dem millimeterfein geschnittenen Rasen den Schläger schwingen, herrscht absolute Ruhe. Volunteers heben zur Erinnerung längliche weiße Schilder mit eben dieser Aufschrift in schwarzen Lettern in die Höhe, gelegentlich auch in Verbindung mit einem leicht fauchenden „pssst“. Unterbrochen wird das nur durch ein lautes „Klack“, wenn die Spieler den Ball mehrere hundert Meter weit schlagen. Und natürlich verursacht ein Golf Car auf Schotterwegen da unwillkommene Geräusche. Doch Golling kennt sich aus, seit über zehn Jahren spielt er auf diesem Platz selbst Golf und hat ebenso wie seine Eltern und sein Bruder die Platzreife, darf also frei spielen.
Eigentlich war es nicht geplant, dass er und die anderen Volunteers die Gäste mitten durch das Gelände kutschieren. Eigentlich hätten die Golffans von der großen Parkplatzfläche an der Staatsstraße 2043, auf der an diesem Morgen noch lediglich etwa 20 Autos stehen, auf Asphalt zum Eingang des Golfclubs geshuttelt werden sollen. Doch weil es Probleme mit der Straßenzulassung gab, müssen sie nun direkt über das Gelände fahren, vermutlich zum Leidwesen der Profis. „Einige von denen winken auch durch, aber das stört sicherlich“, sagt Golling. Nicht nur Fans fahren über das Gelände, insgesamt auch sechs Platzrichter sind auf vier Rädern mit der Aufschrift „Rules“unterwegs – drei von ihnen sind hauptberuflich bei der Challenge angestellt, drei kommen vom deutschen Golfverband. In ihre Funkgeräte sprechen sie englisch – vor allem wegen der internationalen Ausrichtung der Veranstaltung die Lingua franca auf dem Platz.
Moritz Berger ist mit seinem Vaund seinen Großeltern extra aus Aichach für das Event nach Neuburg gekommen. Der Neunjährige ist großer Golffan, spielt sogar schon selbst.
Und so freut er sich sehr, als ihm
Profi Dominic Foos einen Golfball schenkt – bereits der dritte für den Jungen an diesem Vormittag. Doch als Foos auf Tee 17 abschlägt, prallt der Ball an einem Baum ab und bleibt im Gebüsch liegen. Die andeter ren Bälle des Profis hat der Caddie, also sein Assistent, schon zum Loch getragen. Und so kann sich Moritz für die nette Geste revanchieren und gibt den soeben verschenkten Ball mit einem Lächeln wieder zurück.
Die German Challenge ist das erste Turnier, dass er live erleben darf. „Es ist vor allem super, dass man so nah an den Profis sein kann“, sagt sein Opa Franz. Und sein Vater hat gleich noch einen Tipp auf Lager.
Matti Schmid solle man im Auge behalten, sagt er.
Und tatsächlich wird der 23-jährige gebürtige Regensburger, der erst seit wenigen Wochen Profi ist, am Ende des ersten Tages die Liste der 156 Teilnehmer der German Challenge anführen. Ein Geheimtipp ist er allerdings nicht mehr, wie der große Pulk ihn begleitender Zuschauer zeigt. Weit abgeschlagen hinter Schmid liegt dagegen der Olympiateilnehmer Hurly Long.
Doch die Zuschauer kommen auch von weiter her. Sven Flecke zum Beispiel aus Hamburg. Und warum? „Wir haben hier einen super Spieler“, sagt er und deutet auf Benedict Staben, ebenfalls aus der Hansestadt. Andere sind nicht ganz soweit gefahren, wie zwei Fans aus Nördlingen. „Wenn du so etwas fast vor der Haustür hast, musst du eigentlich kommen“, sagt einer. Beide haben schon einmal selbst in Neuburg gespielt und können sich so direkt mit den Profis vergleichen. Trotzdem haben die beiden auch Kritik. Es fehle vor allem an Informationen. Wer schlägt gerade wo ab? Wie geht es zur nächsten Bahn? Wo kann man gehen? „Da haben wir uns mehr erhofft“, sagt einer der beiden. Auffallend viele Kinder sind an diesem Donnerstag im Golfclub unterwegs, auch der zehnjährige Jean-Luca Grau aus Würzburg. „Wir waren schon auf größeren Veranstaltungen und hier es wirklich schön gemacht“, sagt sein Vater Jürgen.
Nicht nur auf und an den Bahnen ist einiges los, bei Biergartenwetter und Temperaturen um die 25 Grad machen einige Besucher auch Pause bei Pulled Pork vom Keramikgrill Big Green Egg – dem Titelpartner der German Challenge. Daneben gibt es noch einen Chipping-Contest. Gegen eine Spende können die Fans hier selbst abschlagen und versuchen, das Loch eines „Giant Egg“, also eines riesigen Nachbaus des Keramikgrills zu treffen. Wer mit einem der drei Bälle trifft, gewinnt einen Flutwein und unterstützt dadurch die Katastrophenopfer in Ahrweiler.
Am Nachmittag schließlich ist das Club-Car-Problem behoben. Mit VW-Bussen werden die Besucher dann auch in den kommenden Tagen zum Eingang gebracht – nicht durch das Gelände, sondern außenrum. Angesichts der zu erwartenden größeren Fanzahl dürften sich die Profis darüber freuen.