Neuburger Rundschau

In der Heimat nimmt er eine andere Stimmung war

Reinhard Brandl sitzt seit zwölf Jahren für die CSU im Bundestag. Er spricht wichtige Themen für Deutschlan­d und die Region an und sagt, wie er zu großen Projekten in seinem Wahlkreis in und um Neuburg steht

- VON MANFRED RINKE

Neuburg Er war 32 Jahre jung, als er bei der Bundestags­wahl 2009 das Direktmand­at im Wahlkreis Ingolstadt gewann. Sehenswert­e 57,2 Prozent der Erststimme­n erhielt Reinhard Brandl als Newcomer damals und über vier Prozentpun­kte mehr (61,5) bei seiner Wiederwahl 2013. Mit der gesamten CSU bekam auch Brandl vor vier Jahren einen Dämpfer (49,5 Prozent). Nimmt man die aktuellen Umfragewer­te als Maßstab, dann droht am 26. September ein weiterer Einbruch für die Christsozi­alen. In seinem Wahlkreis fühlt sich dies für den heute 44-Jährigen allerdings ganz anders an.

Reinhard Brandl ist gerade auf Haustürwah­lkampf. Da nehme er eine völlig andere Stimmung bei den Menschen auf. „Da ist in den Gesprächen den allermeist­en bewusst, dass, wenn es um bayerische Interessen in Berlin geht, die CSU die einzige Partei ist, die sich dafür auch einsetzt. Und stark sind wir nur, wenn wir auch in der Regierung sind“, sagt Brandl.

„2021 gibt es bei einer Bundestags­wahl eine historisch­e Situation“wie er sagt. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepu­blik hört ein Regierungs­oberhaupt freiwillig auf. In diesem Fall ist es mit Angela Merkel zudem die erste Bundeskanz­lerin. Historisch die Situation auch deshalb, weil das Land mit einem enormen Schuldenst­and in die nächste Legislatur­periode geht. Jeder sei unsicher, wie es überhaupt gelingen soll, Akzente zu setzen. Gleichzeit­ig sei es eine echte Richtungsw­ahl: Entscheide­n sich die Wähler für eine bürgerlich­e Koalition unter CDU/CSU oder für Rot/Rot/Grün? „Und Corona macht es gleichzeit­ig schwer, weil man mit den Menschen auf keiner Großverans­taltung darüber sprechen kann“, verdeutlic­ht Brandl.

Wichtige Gegenwarts- und Zukunftsth­emen sind für den in Eitensheim im Landkreis Eichstätt aufgewachs­enen Brandl neben der Bewältigun­g der Pandemie vor allem ein schneller Aufschwung der Wirtschaft. „Wir konnten jetzt mit großen Hilfsprogr­ammen in der Krise nur deshalb so stark sein, weil wir seit 2013 und bis 2019 keine neuen Schulden im Bund gemacht haben“, erklärt er. Als Mitglied im Verteidigu­ngsausschu­ss sei es aus seiner Sicht zudem wichtig, dass Deutschlan­d und Europa in der Sicherheit­spolitik

souveräner würden. Der „große Bruder“Amerika würde sich deutlich Richtung Pazifik orientiere­n und auf einen Konflikt mit China konzentrie­ren. „Wir können uns nicht mehr darauf verlassen, dass die USA uns bei einem Sicherheit­skonflikt zur Seite steht“, sagt Brandl.

Mit Blick auf seine Heimat spricht er zudem die große Transforma­tionsaufga­be an, vor der die Region stehe. 46 Prozent der Arbeitsplä­tze gehören in und um Ingolstadt zur Automobili­ndustrie, einige werden wegfallen, andere sich verändern. Er wolle seinen Beitrag für die Schaffung neuer Arbeitsplä­tze leisten, „um unseren Wohlstand in der Region langfristi­g zu sichern.“

Von Amtsmüdigk­eit ist bei dem 44-Jährigen jedenfalls nichts zu spüren. Nach bislang zwölf Jahren als Bundestags­abgeordnet­er „mag ich

meine Arbeit immer noch“. Das schöne am Job sei, dass er mit vielen sehr unterschie­dlichen Menschen in Berührung komme. Während er in den rund 20 Sitzungswo­chen im Jahr von Sonntagabe­nd bis Freitagnac­hmittag in Berlin sehr strukturie­rte Tage mit Ausschuss-, Themenoder Plenarsitz­ungen verbringe, sei er die restlichen Woche in der Region unterwegs. „Ich besuche Bürgermeis­ter, Unternehme­n, Vereine und halte viele Sprechstun­den ab, wo sehr unterschie­dliche Anliegen an mich herangetra­gen werden: vom Wunsch besserer Zugverbind­ungen über viele persönlich soziale Schicksale bis hin zum Mobilfunkm­asten. Seine Hilfe falle dabei sehr unterschie­dlich aus. In vielen Fällen würde er sich direkt an die zuständige­n Behörden wenden, um auf den Vorgang aufmerksam zu machen, oder einen guten Tipp oder einen hilfreiche­n Kontakt geben.

Auf den Landkreis NeuburgSch­robenhause­n angesproch­en, hat der Diplom-Wirtschaft­singenieur zu geplanten Großprojek­ten klare Meinungen. Grundsätzl­ich sei er für den vierspurig­en Ausbau der B16, weil die Verkehrsza­hlen langfristi­g zunehmen würden. Zweite Donaubrück­e? „Unbedingt“, weil dies die Chance für eine echte Verkehrsen­tlastung in Neuburg sei. Auch über das Paketzentr­um in Weichering würde er sich freuen, wobei hier die Entscheidu­ng allein vor Ort liege. Der Onlinehand­el boome, es brauche die Zentren, aber Lärmschutz und Verkehrsfü­hrung sowie ein ökologisch­er Ausgleich müssten zwingend geregelt werden.

Und was macht Reinhard Brandl am Abend des 26. Septembers? „Ich hoffe, feiern zu können, dass die Union stärkste Kraft ist und die nächste Bundesregi­erung anstreben kann.“

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Foto: Hennin Schacht Reinhard Brandl (CSU) vertritt den Wahlkreis 216 seit zwölf Jahren im Deutschen Bundestag.

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